Startseite » Boden » Bodenbeläge »

Zeitgenössisches Gegengewicht

Neubau eines Museums in Stralsund
Zeitgenössisches Gegengewicht

Der Neubau des Ozeaneums beinhaltet neben der funktionalen Ausrichtung auch eine bauliche Orientierung zum Meer. Die vielschichtige Vernetzung des historischen Umfeldes mit dem Innenbereich findet dabei über ein Atrium statt. Aufgrund hoher Besucherprognosen kamen hier Schmutzfangsysteme zum Einsatz, die den funktionalen und gestalterischen Anforderungen gerecht werden.

Carsten Niehoff/jo

Das Meeresmuseum in Stralsund ist das größte Museum für Meereskunde und Fischerei in Deutschland. Planungen zur Modernisierung und Erweiterung der Ausstellung in Verbindung mit den ausgeschöpften Raumkapazitäten am Hauptstandort er gaben Anlass für den Neubau einer dritten Außenstelle des Museums – dem Ozeaneum. Die Stadt Stralsund stellte hierfür ein Grundstück auf der aus dem 19. Jahrhundert stammenden nördlichen Hafeninsel zur Verfügung. Die Suche nach einem entsprechenden Gebäudeentwurf, der sowohl die besondere städtebauliche Situation zwischen Hafenkante und mittelalterlicher Altstadt als auch den hohen funktionalen Anspruch in sich vereint, erfolgte im Rahmen eines Architekturwettbewerbs.
Dem Meer zugewandt
Siegreich aus dem Wettbewerb ging ein Entwurf des Büros Behnisch & Partner hervor, der auf ein starkes zeitgenössisches Gegengewicht zu den benachbarten Speichergebäuden setzt. Neben der funktionalen Ausrichtung orientiert sich der Neubau ebenfalls baulich zum Meer und erinnert mit seiner Formgebung und der Außenverkleidung aus weißem Schiffsstalblech an Schiffe und Segel. Eine bauliche Verknüpfung mit der mittelalterlichen Umgebung erfolgt über die Höhe und Maßstäblichkeit des Gebäudes. Die Architekten ließen sich dabei von dem Motiv vom Wasser umspülter Steine inspirieren und verteilten die 8 700 m2 Nutzfläche auf vier einzelne Baukörper. Deren zentrales, verglastes Atrium kann so von mehreren Seiten mit Licht durchströmt und von Personen durchquert werden.
Im ersten Baukörper befinden sich die Ausstellungen „Weltmeer – Die Vielfalt des Lebens“, „Die Ostsee“, die zudem die größte Ausstellung ihrer Art im gesamten Ostseeraum ist, sowie „Erforschung und Nutzung der Meere“. Jedes Thema wird auf einer eigenen Ebene veranschaulicht. Die nächsten beiden Gebäude sind die so genannten Aquarienkörper und informieren über Lebensräume der Kaltwasserbereiche Ost- und Nordsee. Über die Ausstellung „Ein Meer für Kinder“, in der die Kleinsten spielerisch die Meere erkunden können, erreicht der Besucher die im vierten Baukörper untergebrachten „Riesen der Meere“. In einem 20 m hohen und schwach erleuchteten Raum schweben in Originalgröße nachgebildete Wale.
Vernetzung von außen und innen
Offene Treppen und Rampen verbinden die geschlossenen Baukörper miteinander. Aus Komfortgründen wird die Museumsbegehung auf der höchsten Ebene begonnen und von da aus abwärts fortgeführt. Eine 28 cm lange und 70 m hohe freitragende Rolltreppe bringt die Besucher dabei quer durch das Foyer zum Ausgangspunkt der Ausstellung.
„Im Erdgeschoss, auf den jeweiligen Verbindungsstegen und -rampen zwischen den Baukörpern, auf der gesamten Rolltreppenfahrt sowie auf der obersten Ebene vor dem Eingang zu den ersten Ausstellungen bauen sich immer wieder über das verglaste Atrium interessante Blickbeziehungen zum Stadtpanorama, zu den benachbarten Speichergebäuden und sogar zur Insel Rügen auf. Auf diese Weise wird die Stadt mit ihrer Infrastruktur selbst zum Ausstellungsbereich“, erläutert Martin Haas, Partner bei den für die Bearbeitung des Entwurf verantwortlichen Behnisch Architekten, das Konzept des Ozeaneums.
Eine besondere Herausforderung stellte die Lage des Gebäudes im vorhandenen Stadtgefüge dar. Zugangsmöglichkeiten sowohl von der Altstadt als auch von der Hafenseite aus sprachen gegen die klassische Einteilung in eine Vorder- und eine Rückfront. Das die Baukörper verbindende Atrium ist von beiden Seiten be- und durchgehbar, ohne dass das eigentliche Museum betreten wird. Für den Fußgänger ergibt sich so die Möglichkeit, den Neubau auf seinem Weg zwischen Stadt und Hafen zu integrieren, wodurch eine zusätzliche Vernetzungsebene der Außenumgebung mit dem Innenbereich entsteht. Eine optische Untermauerung dieser Vernetzung erfolgt über die Fortführung der Außenbodengestaltung im Innern des Atriums. Topografie, Farbgebung sowie Belagsmaterial weisen gleichartige Merkmale und Qualitäten auf. Der Übergang von außen nach innen wird lediglich über die gläserne Fassade markiert.
„Die entsprechende Entree-Atmosphäre, die ein solches Gebäude ohne Frage benötigt, ergibt sich durch die breite Hafenpromenade in Verbindung mit einem zurückgesetzten Zugang“, so der Architekt weiter. „Auf diese Weise ist ein natürlicher Vorplatz und gleichzeitig ein einladender Haupteingangsbereich aus allen Richtungen entstanden.“
Schmutzfanglösung
Die Prognosen sahen 550 000 Besucher jährlich vorher, zusätzlich zum allgemeinen Publikum, das lediglich das Atrium des Gebäudes aufsucht. Ein derartiges Aufkommen stellt entsprechende Anforderungen hinsichtlich der erschmutzungsvermeidung. Verunreinigungen sehen nicht nur unästhetisch aus, sie erhöhen zudem das Unfallrisiko. Die Beteiligten entschieden sich für Eingangsmattensysteme des Herstellers Emco Bau.
„Für uns war ausschlaggebend, dass die Schmutzfanglösung sowohl gehobenen architektonischen als auch funktionalen Ansprüchen gerecht wird“, erklärt Architekt Haas die Gründe für die Wahl. „Gemessen an den Anforderungen des Ozeaneums waren hier vor allem die Aspekte Gestaltungsvielfalt, Haltbarkeit und hochwertiges Material von Bedeutung.“
Der verwendete Mattentyp besteht aus widerstandsfähigen Rauhaar-Ripseinlagen, die in einem Abstand von 5 mm in Aluprofilen liegen. Nach dem Prinzip der offenen Reinigung setzen sich die abgeriebenen Schmutzpartikel nicht in der Einlage fest, sondern fallen in die Zwischenräume der Mattenstäbe. So wird die Weitertragung des Schmutzes wirksam vermieden und der Eintrag von Verunreinigung bis zu 90 % reduziert. Aus einem breiten Farbspektrum wählten die Architekten passend zum Bodenbelag – einem Kopfsteinpflaster – Hellgrau für die Materialeinlagen. Die Formgestaltung der Matten erfolgte ebenfalls nach architektonischen Vorgaben.
Entwurf | Architektur: Behnisch & Partner, Stuttgart
Tags
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de