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Direkter Weg bei Entwässerung

Energiesparende Hybrid-Hebeanlage statt klassischer Hebeanlage
Direkter Weg bei Entwässerung

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Für die Gebäudeentwässerung spielen Ablaufstellen unterhalb der Straßenoberkante eine Rolle: Durch Ablaufstellen wie Duschen oder Toiletten im Keller kann Abwasser im Rückstaufall ohne Rückstauschutz ins Gebäude zurückdrücken. Bei Rückstausicherung werden ökonomische und ökologische Aspekte wichtiger: Hybrid-Hebeanlagen sind stromsparende Alternativen zu klassischen Hebeanlagen.

Dipl.-Ing. Roland Priller, Leiter Innovations-management/Normung Kessel AG | be

Besteht kein Gefälle zum Kanal, muss das von Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene anfallende Abwasser mit Hilfe einer Hebeanlage über eine Druckleitung in den Kanal gepumpt werden. Häufig werden Hebeanlagen jedoch auch bei ausreichendem Gefälle zum Kanal verbaut. Dabei bieten Hybrid-Hebeanlagen in genau diesen Fällen mittlerweile eine Alternative zur klassischen Variante. Im Normalbetrieb nutzen sie das natürliche Gefälle zum Kanal und nur bei Rückstau pumpen sie das Abwasser in den Kanal – über eine Rückstauschleife, genau wie bei einer klassischen Hebeanlage.
Dass trotz dieser Alternative häufig klassische Hebeanlagen verbaut werden, ist unter anderem durch den momentanen Stand der Norm begründet, die alternative Lösungen zum Rückstauschutz nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässt. Wie jede Neuheit sind auch Hybrid-Hebeanlagen derzeit nicht in der Norm geregelt. Jede Norm definiert den aktuellen Stand der Technik zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, Innovationen kann sie nicht abbilden. Dennoch kommen in der Praxis auch neue Produkte zum Einsatz. Ein Blick über die Norm hinaus lohnt sich, denn moderne Alternativen wie Hybrid-Hebeanlagen verbrauchen nicht nur wesentlich weniger Strom als klassische Hebeanlagen, sie sparen dem Betreiber auch Kosten bei der Wartung.
Vorgaben durch die Norm
Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene sind nach DIN EN 12056–4 durch automatisch arbeitende Abwasserhebeanlagen mit Rückstauschleife gegen Rückstau zu sichern. Unter bestimmten Voraussetzungen können auch Rückstauverschlüsse nach DIN EN 13564–1 eingesetzt werden. Alle in einer Entwässerungsanlage verbauten Produkte gelten als Bauprodukte und müssen gemäß der Bauproduktenrichtlinie, Landesbauordnung und DIN 1986–100 baurechtlich geregelt sein.
Dazu sind folgende Nachweisverfahren erlaubt: Harmonisierte Normen wie z. B. DIN EN 12050 für Hebeanlagen oder DIN EN 13564 für Rückstauverschlüsse, allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen oder bauaufsichtliche Zustimmungen im Einzelfall durch eine Eignungsfeststellung und Abklärung mit einer zuständigen Behörde. Bezüglich der Einsatzbereiche beschreibt die DIN 1986–100 nur die beiden genormten Produktarten Hebeanlagen und Rückstauverschlüsse.
Doch wie auch der Kommentar der DIN 1986–100 feststellt, ist es aus Gründen der technischen Entwicklung, der Wirtschaftlichkeit, aber auch des Umweltschutzes und des sparsamen Umgangs mit Primärenergien notwendig, dass neue Bau- und Werkstoffe, Bauteile, Bauarten und Einrichtungsgegenstände Anwendung und Verwendung finden.
Insofern können auch innovative Lösungen geplant und verwendet werden. Deren Einsatzbereich ist in der jeweiligen Zulassung geregelt oder auch im Einzelfall mit der jeweiligen Behörde abzustimmen. Zur Entwässerung eines Gebäudes und dessen Schutz vor Rückstau aus dem Kanal stehen also grundsätzlich automatisch arbeitende Abwasserhebeanlagen (nach DIN EN 120560), Rückstauverschlüsse (nach DIN EN 13564–1) oder Hybrid-Hebeanlagen (Rückstaupump- und Rückstauhebeanlagen) mit einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung zur Verfügung.
Funktion und Einsatzbereiche
Hybrid-Hebeanlagen nutzen im Normalbetrieb das natürliche Gefälle zum Kanal. Nur bei Rückstau schließt das Verschlusssystem der Anlage und das anfallende Abwasser wird über eine Druckleitung in den Kanal gepumpt. So ist eine Nutzung der Ablaufstellen unterhalb der Rückstauebene auch während eines Rückstaus möglich, denn das Abwasser wird gegen den Rückstau in den Kanal gepumpt. Im Vergleich zu herkömmlichen klassischen Produkten ergeben sich also wesentliche Unterschiede in der Funktionsweise.
Neben Hybrid-Hebeanlagen, die für den Einsatz in Einfamilienhäusern geeignet sind, gibt es auch Ausführungen, die sehr große Volumenströme entwässern und als Doppelanlage ausgeführt sind. Diese Varianten können im Gewerbebau, zum Beispiel in Hotels oder Restaurants hinter Fettabscheidern oder in Mehrfamilienhäusern zum Einsatz kommen. Auch Regenwasser kann über Hybrid-Hebeanlagen abgeleitet werden.
In diesem Fall gelten die gleichen normativen Planungsgrundlagen wie für klassische Hebeanlagen: Es darf ausschließlich Regen- oder Oberflächenwasser eingeleitet werden, das unterhalb der Rückstauebene anfällt oder wenn die angeschlossene Regenwasser-Entwässerungsfläche, die ins Gebäude geleitet wird, sich im Rahmen normativer Vorgaben bewegt.
Wichtiger Aspekt v. a. auch für gewerblichen Einsatz: Das Abwasser wird auch bei Stromausfall abgeleitet, denn zur Nutzung des direkten Wegs in den Kanal mit natürlichem Gefälle wird kein Strom benötigt. Das bedeutet keine Betriebsstillstände bei Stromausfall und dadurch zusätzliche Sicherheit für den Betreiber: Das Abwasser wird immer zuverlässig abgeleitet.
Zukünftig werden sowohl ökologische als auch ökonomische Aspekte in der Entwässerungstechnik an Bedeutung gewinnen. Planer und Installateure sind deshalb aufgefordert, Ausschau nach alternativen Lösungen zu halten, um den Betreibern Anlagen anbieten zu können, die ihrem Wunsch nach stromsparenden, geräuscharmen und effizienten Lösungen erfüllen.
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