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Aufgeständert aufgewertet

Modernisierung und Anbau eines OP-Traktes in Tilburg
Aufgeständert aufgewertet

Das Krankenhaus im südniederländischen Tilburg ist in den letzten zehn Jahren in mehreren Abschnitten ausgebaut und saniert worden. Zuletzt wurde der OP-Bereich grundlegend modernisiert und um einen Anbau erweitert. Der aufgeständerte, großzügig verglaste Neubauriegel (Hooper Architects) bietet modernste medizinische Technik und überzeugt auch aus architektonischer Sicht.

Robert Uhde

Durch den Kostendruck im Gesundheitswesen sind auch in den Niederlanden zahlreiche Krankenhäuser dazu gezwungen, mit anderen Häusern zu fusionieren. Ein Beispiel dafür ist das TweeSteden-Krankenhaus, das Anfang 1997 aus dem Zusammengehen des Maria-Krankenhauses in Tilburg und des Krankenhauses St. Nicolaas Krankenhauses in der angrenzenden Gemeinde Waalwijk hervorgegangen ist. Im Anschluss an die Fusion ist der rund sieben Hektar große, in mehreren Abschnitten seit 1966 errichtete Standort im Norden von Tilburg seit 2002 sukzessive erweitert worden.
Mit der Masterplanung des umfangreichen Projektes war im Sommer 2000 das Büro Hooper Architects aus dem nahe gelegenen Oosterhout beauftragt worden. Auf Basis dieser grundlegenden Planung wurden seitdem unter anderem ein neues Konferenzzentrum (2002), ein neuer Labortrakt (2003), eine neue Poliklinik (2005) und eine neue Röntgenabteilung (2005) fertig gestellt.
Lichtdurchflutet
Als weiterer Teilabschnitt folgte zuletzt die Modernisierung und Erweiterung des bestehenden OP-Traktes am südlichen Rand des Klinikgeländes. Der in Stahlbauweise realisierte, auf insgesamt 20 V-förmigen Stützen aufgeständerte Baukörper bietet eine zusätzliche Bruttogeschossfläche von rund 1 200 m2. Um einen zentralen Aufwachraum und eine direkt angrenzende Sterilzone gruppiert, stehen dabei insgesamt sieben Operationsräume zur Verfügung. Der zurückliegende Aufbau oberhalb des Daches nimmt zusätzlich die gesamte Gebäudetechnik für den Neubautrakt auf.
Zentraler Blickfang des Neubaus von außen ist die durchgehende Glasfassade mit dem filigranen Aluminium-Pfosten-Riegel-System von Schüco: Royal FW60. Die großen Glasflächen ermöglichen einen hellen und lichtduchfluteten Innenraum mit direktem Bezug zwischen innen und außen im Bereich der außen liegenden Erschließungsflure. Um andererseits gegen sommerliche Überhitzung und gegen direkte Einblicke von außen geschützt zu sein, wurden die Glasflächen durchgehend mit einem grafischen Siebdruckmuster aus aneinander gefügten grünen Rechtecken gestaltet, das den Lichteinfall und die Transparenz um rund 70 % reduziert. „Ursprünglich hatten wir die Idee, die Glasflächen zur Gewinnung von Elektrizität zu nutzen“, erklärt Projekt-architekt Gert Vennink vom Büro Hooper Architects die Wahl des Musters. „Die Idee ließ sich aber aus finanziellen Gründen leider nicht realisieren. Stattdessen haben wir zumindest die Optik der Photozellen übernommen.“
Medizinische Indikation
Die Umbaumaßnahme war nötig geworden, weil der alte OP-Bereich inzwischen zu klein war und nicht mehr den heutigen Anforderungen entsprach. Um die Klinik langfristig wettbewerbsfähig zu machen, sollten die fünf bestehenden OP-Räume sowie die zugehörigen Sterilzonen, Aufwachräume und Umkleideräume deshalb sukzessive modernisiert und durch zwei zusätzliche Operationssäle erweitert werden. Als große logistische Herausforderung erwies sich dabei insbesondere der fortlaufende Betrieb der gesamten Abteilung.
„Deshalb haben wir kurzfristig auch über einen temporär nutzbaren Pavillon nachgedacht“, so Gert Vennink. „Gemeinsam mit der Klinikleitung haben wir aber schließlich beschlossen, den neuen Trakt als aufgeständerten Glaskubus an den bestehenden OP-Trakt anzugliedern.“
Die ungewöhnliche Anordnung folgt also in erste Linie funktionalen Gesichtspunkten, sie bedeutet aber gleichzeitig ein gelungene architektonische Aufwertung des gesamten Klinikkomplexes. Erst in einem zweiten Schritt wurden anschließend die während des Umbaus noch genutzten Räumlichkeiten des Altbaus in mehreren Schritten sukzessive renoviert. Im Zwischenbereich von alt und neu konnte außerdem eine neue Anlieferung integriert werden.
Vielfältige Anforderungen
Bei der Umsetzung der Planungsaufgabe Krankenhaus müssen unterschiedlichste Anforderungen berücksichtigt werden.
„Gemeinsam mit der Krankenhausleitung und externen Beratern haben wir deshalb schon im Vorfeld sämtliche Sicherheits- und Hygienevorschriften, aber auch die internen Vorgaben hinsichtlich Effizienz und Arbeitsergonomie besprochen“, berichtet Gert Vennink. Ganz bewusst wurden deshalb
separate Wege für stationäre und ambulante Patienten sowie für das Klinikpersonal eingerichtet, um das Infektionsrisiko für die Patienten zu minimieren.
Ebenso erfüllen auch die automatisch verfahrbaren Schiebewände zwischen den unterschiedlichen Räumen sowie das leicht zu reinigende Wandsystem aus rostfreiem Edelstahl (Opitz und Flierl HT Labor- und Hospitaltechnik AG) höchste Hygiene-Anforderungen. Darüber hinaus wurden sämtliche notwendigen Vorrichtungen für die medizinische Technik plan in den Wänden eingebaut und ein Videosystem zur Überwachung integriert. Die gesamte Anästhesie- und Chirurgietechnik steht in schwenkbaren und verfahrbaren Versorgungseinheiten rund um den OP-Tisch zur Verfügung. In einem der neuen OP-Räume soll eine hochmoderne Röntgenanlage eingebaut werden, in einem anderen ist zur Durchführung radiochirurgischer Eingriffe im Rahmen von Strahlentherapien ein spezieller Linearbeschleuniger geplant. Die Wände dieses Raumes sind daher zusätzlich verstärkt, außerdem wurde eine spezielle Sicherheitsschleuse integriert.
Darüber hinaus stehen mobile Röntgen- und Lasergeräte zur Verfügung, um so auch während einer Operation jederzeit Röntgenaufnahmen fertigen zu können. Oberhalb der einzelnen OP-Räume haben die Planer außerdem eigene Technikzone mit Anlagen zur Luftversorgung sowie mit speziellen Transformatoren integriert. So ist die OP-Abteilung auch stets gegen einen plötzlichen Stromausfall gewappnet.
Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme des neuen OP-Traktes wird gegenwärtig der ebenfalls nach Plänen von Hooper Architects realisierte neue Haupteingang der Klinik fertig gestellt. „Im Anschluss folgt dann noch ein Neubau für die Psychiatrie“, so Gert Vennink. „15 Jahre nach Beginn der Maßnahme wird die Erweiterung des Twee-Steden-Krankenhauses dann abgeschlossen sein!“
Planung: Hooper Architects, Oosterhout | NL Projektentwickler: Jochems Bouwmanagement;Heeze | NL
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