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Von Feuerrot bis Minzgrün

Umbau eines Gebäudekomplexes zum Kaufhaus in Duisburg
Von Feuerrot bis Minzgrün

Duisburg-Walsum ist um eine städtebauliche Attraktion reicher. Ein in die Jahre gekommener Gebäudekomplex wurde zu einem Kaufhaus umgebaut und erhielt dabei u.a. eine leuchtend bunte Lamellen-Hülle verpasst. Diese verleiht der ehemals uneinheitlichen Fassaden-Situation nun ein einheitliches und dennoch unverwechselbares Erscheinungsbild.

Dipl. Ing. (TU) Bernd Ambrosius

Rot, Minzgrün, Türkis, Graublau und Anthrazit – in diesen Farben leuchtet die Aluminium-Lamellen-Hülle, die zum neuen Markenzeichen der Kaufland-Filiale in Duisburg-Walsum wurde. Erdacht hat das ungewöhnliche und attraktive Gebäudedesign das Architekturbüro Sprenger von der Lippe aus Hannover, das auch den gesamten Umbau des Gebäudekomplexes geplant hat.
„Wir fanden in Walsum eine sehr uneinheitliche Fassadensituation vor“, erläutert Ulrich Hitzegrad vom Büro Sprenger von der Lippe die Gründe dafür, eine solch knallige Fassadenlösung für einen doch eher traditionellen Ruhrgebietsstadtteil zu wählen. Mit „uneinheitlicher Fassadensituation“ beschreibt der Architekt ein regelrechtes Sammelsurium verschiedener bereits existierender sowie neuer Fassadenflächen in eine ansprechende und homogene Form zu bringen. Da gab es gestrichene Altbauteile und neues Mauerwerk. Ältere Fassadenbereiche, die mit Dämmungen versehen wurden, mussten ebenso integriert werden wie etliche Gebäudevor- und -rücksprünge.
„Wir wollten den gesamten Komplex gewissermaßen zusammenbinden und haben uns deshalb für eine Lamellenfassade entschieden, die sich über alles zieht und dem Gebäude ein einheitliches und unverwechselbares Erscheinungsbild verleiht“, so Ulrich Hitzegrad.
Davon konnten die Architekten den Bauherrn, die Kaufland Dienstleistung GmbH &Co. KG, überzeugen. Gemeinsam entschieden sie sich dafür, Colt International als erfahrenen Partner ins Boot zu holen, um dieses anspruchsvolle Gebäudedesign-Projekt zu realisieren.
Colt fertigte Aluminium-Lamellen für eine Gesamtfläche von 1 444 m2 an. Jede einzelne dieser Lamellen ist ein rechteckiges pulverbeschichtetes Rohr – 150 mm tief und 50 mm breit. An den Enden sind die Rohre mit Kunststoffkappen verschlossen. Die gut 3 000 m2 Verkaufsfläche umfassende Kaufland-Filiale wurde nahezu komplett eingehüllt: Die Lamellen umschließen die komplette Nordfassade, an der sich der Haupteingang befindet, den oberen Teil der Westfassade inklusive der Auffahrtspindel zum Parkdeck auf dem Dach. Auch an der Südfassade wurde die Auffahrt zum Parkdeck mit den Lamellen verkleidet.
Fassadenhöhen bis elf Meter
Stellenweise mussten Fassadenhöhen von bis zu 11 m überspannt werden, zum Beispiel an der Eingangsseite des Warenhauses, während die längsten Lamellen etwa 6 m maßen. Hier stattete Colt die Lamellen mit speziellen Kupplungsstücken aus und steckte sie aufeinander. Die einzelnen Aluminium-Rohre wurden in einem Abstand von jeweils 25 cm zueinander fest montiert. Zum Teil wurden die Lamellen an Unterkonstruktionen aus Stahl befestigt, zum Teil mit Winkelhaltern direkt an der Fassade. An der Rückseite der Lamellen brachte man eine Montagespur, einer Art Furche, an. Diese Furche ermöglichte eine maximale Flexibilität bei der Befestigung der Lamellen an den sehr unterschiedlichen Fassadenformationen – die Gebäudetoleranzen können auf diese Weise gut aufgefangen werden.
Hochkant ausgerichtet
Die Aluminium-Lamellen wurden mit der kurzen Seite zum Gebäude – gewissermaßen „hochkant“ – ausgerichtet. Diese Positionierung unterstreicht das überraschende und unverwechselbare Farbenspiel, besonders wenn man aus einem schrägen Blickwinkel auf das Gebäude schaut. Für das eher einfach gestaltete historische Ruhrgebiets-Stadtviertel Duisburg-Walsum ist diese leuchtend-farbige Fassadenoptik ein echter Blickfang. Lamellen in Feuerrot – RAL 3000 ist die „Kaufland-Farbe“ – konzentrieren sich an der Eingangsfront des Warenhauses zum zentral über dem Haupteingang angebrachten Firmenlogo hin. Im weiteren Verlauf rund um das Gebäude herum wechseln sich in unregelmäßig-lebendiger Folge Lamellen in den RAL-Tönen Graublau (5008) und Verkehrsschwarz (9017) ab, immer wieder werden sie unterbrochen durch leuchtend türkisblaue und blass-minzgrüne Lamellen (NCS-Spektrum).
Die Lamellenfassade umschließt nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch das Parkdeck auf dem Dach, das etwa 280 Pkws Platz bietet – daher auch die teilweise Fassadenhöhe von 11 m. Konkret ragen die Lamellen im Parkplatzbereich 3 m über den eigentlichen oberen Gebäuderand hinaus. Diese „Fassadenverlängerung“ verleiht dem gesamten Gebäudekomplex eine gewisse Leichtigkeit und den Eindruck von Öffnung in Richtung Himmel.
Seine Ursache findet diese „Fassadenverlängerung“ in der Auflage, die Bewohner rund um den Kometenplatz vor dem Lärm zu schützen, der durch die auf- und abfahrenden Autos entsteht. Colt fasste das komplette Parkdeck mit einer Lärmschutzwand aus Glas ein, die an einer umlaufenden Stahlkonstruktion befestigt wurde. Sowohl diese Lärmschutzwand als auch das Parkdeck selbst mitsamt dem rundum montierten Pkw-Anprallschutz „verschwindet“, von außen betrachtet, hinter der Lamellen-Fassade.
Aus Gründen des Brandschutzes wurden in die Lamellen-Fassade im Erdgeschoss Fensteröffnungen und auf dem Parkdeck eine Fluchttür eingearbeitet. Außerdem dachten die Planer im Bereich der Verkleidung des Parkdecks auch an spezielle Öffnungen für den Schneeabwurf im Winter. Im Bereich der Zufahrt zum Parkdeck verschwinden hinter dem Lamellenband (Loch-) Blech-Paneele, die hier zum Schutz der Anwohner vor dem Autolärm angebracht wurden.
Architekten: sprenger von der lippe, Hannover und Hamburg
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