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Unaufdringlich lebendig

Neubau der Domsingschule in Stuttgart
Unaufdringlich lebendig

Mit der Fertigstellung der Domsingschule nach über fünfjähriger Planungs- und Bauzeit erhält die katholische Gesamtkirchengemeinde in Stuttgart einen zentralen Ort, an dem Chöre aus der Kirchenmusik proben und Gesangsschüler in ihrer Freizeit betreut werden können.

Entsprechend ist der Großteil des Raumprogramms dieser Hauptnutzung gewidmet: Das Gebäude beinhaltet zwei Chorsäle sowie Räume für die Stimmbildung, für die Betreuung der Jugendlichen und für die Verwaltung.
Ergänzende Anforderung war die Unterbringung einer Tiefgarage sowie von vier Wohnungen auf dem Grundstück.
Arkadenthema aufgegriffen
Das Baugrundstück liegt inmitten einer für Stuttgart typischen Hanglage mit zum Teil noch intakter Gründerzeitbebauung.
Die Häuserzeile, in die der Neubau einzufügen war, setzt sich dagegen aus Nachkriegsbauten mit sehr unterschiedlichen Höhen zusammen.
Die Schule versucht zwischen ihnen zu vermitteln, gleichzeitig greift sie das vorgefundene Arkadenthema auf.
Die gegenüberliegende, gründerzeitliche Häuserzeile ist gekennzeichnet durch den Gegensatz zwischen prächtigen, zur Straße hin orientierten Schaufassaden aus Ziegel- und Natursteinmauerwerk und mit einfachen Ziegeln verkleideten Rück- und Seitenfassaden.
Die Domsingschule vermeidet jegliche Unterscheidung zwischen hinten und vorne.
Als raumbildendes und gestaltprägendes Element windet und faltet sich die Ziegelfassade bis in die Tiefe des Grundstücks hinein und umschließt sämtliche Nutzungsbereiche mit einer schützenden Haut.
Unregelmäßige Struktur
Als Material für die Gebäudehülle wählten die Architekten des Stuttgarter Büros no w here architekten einen ostfriesischen Ziegel aus dem Werk Knabe-Kirchkimmen der Wienerberger Ziegelindustrie.
Mit seiner Farbe, die je nach Tageszeit und Lichteinfall zwischen sanftem Beige-Grau, warmem Gelb und hellem Rot-Orange changiert, passt sich dieser Wasserstrichziegel hervorragend der gründerzeitlichen Nachbarbebauung an.
Lebendig wirkt die Fassade dadurch, dass etwa zehn Prozent der Ziegel mit der Rückseite nach außen vermauert wurden.
So belebt die unregelmäßige Struktur und Farbe der so genannten Fußseite, auf der die Ziegel während des Trocknungsprozesses lagen, die Oberfläche des Baukörpers ohne aufdringlich zu scheinen.
Gezielte Einschnitte, Brechungen und Ausformungen strukturieren die Ziegelhaut und ermöglichen so verschiedene Belichtungs- und Eingangssituationen.
Dadurch werden auch die beiden Kernelemente des Gebäudes – der große und der kleine Chorsaal – von außen ablesbar.
Durch die plastische Behandlung der Fassade löst sich der harte Charakter der Ziegelschale teilweise auf – und macht konventionelle, aus der Fassade herausgeschnittene Lochfenster verzichtbar. Offene und geschlossene Partien der Ziegelhaut unterstreichen die unterschiedlichen Nutzungsbereiche. Im Bereich der Chorsäle schließt sich die Haut nahezu, im Bereich des Laubengangs der beiden Wohnungsgeschosse löst sie sich in eine gitterartige Struktur auf.
Chorsäle
Das große Augenmerk, das der Bauherr auf die gesamte Gestaltung legt, kommt auch in den Chorsälen zum Ausdruck. Sowohl im kleineren, ca. 80 m² großen Saal, der als eine Art klassisches Rückgebäude den kleinen Hof auf der Nordseite begrenzt, als auch im 180 m² großen Chorsaal, Herzstück des ganzen Hauses. In beiden Räumen wiederholt sich das Haut-Thema der Fassade – jedoch in Variationen mit Bambuspaneelen und Schallabsorberflächen ganz unterschiedlich interpretiert.
Seit Januar 2007 bildet die Domsingschule nun eine zweite Heimat für die rund 300 aktiven Sängerinnen und Sänger sowie für das Vokalensemble des Südwestrundfunks (SWR) als zusätzlichen Mieter. Offiziell eröffnet wurde die Schule im März 2007.
Weitere Informationen
Wasserstrichziegel „HKS beige“ bba 517
Architekten: no w here architekten, Stuttgart, Dipl.-Ing. m. arch. Karl Amann und Dipl.-Ing. Henning Volpp, in Arbeitsgemeinschaft mit: Seibold Bloss Architekten Stadtplaner, Waiblingen, Projektleitung: no w here architekten, Stuttgart Projektbeteiligte: Furche Zimmermann, Köngen (Tragwerksplanung); piv Planungsingenieure, Schorndorf (HLS-Planer); Büro für Bauphysik Prof.-Dr. Hanno Ertel, Stuttgart (Akustik und Bauphysik); u.a.
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