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Kontrollierte Einblicke

Neubau des Jüdischen Gemeindezentrums in Würzburg
Kontrollierte Einblicke

Sicherheit von außen sowie Geborgenheit von innen verkörpert das jüdische Gemeindezentrum . Erreicht haben die Architekten dies mit der Anordnung der Baukörper, mit einer Sandsteinfassade sowie einer vorgehängten Glasfront, die auch für den Sonnenschutz sorgt.

Sie werden wieder zunehmend Teil des Stadtbildes, die jüdischen Synagogen in Deutschland. Wie in München am St. Jakobplatz haben auch die rund 1 100 Juden in Würzburg seit der Eröffnung des jüdischen Gemeinde- und Kulturzentrums „Shalom Europa“ jetzt wieder eine religiöse Heimat. Nach fünf Jahren Bauzeit wurde das Gemeindezentrum vor über einem Jahr eröffnet.

Von außen lässt sich nur erahnen, welche Atmosphäre im Innenraum des Jüdischen Kultur- und Gemeindezentrums an der Valentin-Becker-Straße in Würzburg herrscht: Vorwiegend geschlossene Fassadenflächen dominieren die Außenansicht; nur vereinzelte Einblicke lassen großzügige Transparenz im Innenraum vermuten. Der rundum geschlossene Gebäudekomplex besteht aus mehreren Baukörpern, die sich um einen Innenhof gruppieren. So entsteht, abgeschirmt vom regen Treiben im Außenraum, ein Ort der Ruhe und Besinnung sowie der Begegnung und Kommunikation. Die bereits um 1970 eingeweihte Synagoge wurde in den Komplex eingebunden und schließt mit ihrem neu gestalteten Foyer die Anlage im Nordosten.
Im Südosten definiert ein lang gestreckter, zum Außenraum geschlossener Baukörper das gesamte Ensemble. Hier befinden sich Gemeinde- und Seminarräume, die über den Innenhof großzügig belichtet werden. Das Museum im Westflügel ist zur Straße hin abgeschlossen, jedoch vom Innenhof großzügig einsehbar, wohingegen sich der darüber liegende Gemeindesaal nach beiden Seiten hin öffnet. Über dem Gemeindesaal befindet sich außerdem ein Dokumentationszentrum für die jüdische Geschichte und Kultur in Unterfranken.
Vorgehängte Glasfassade
Die Fassade des Westflügels zur Valentin-Becker-Straße wurde in Anlehnung an die Tempelmauer in Jerusalem mit Sandstein verkleidet. Dem Gemeindesaal ist eine großflächige, künstlerisch gestaltete Glasfront vorgehängt. Sie kennzeichnet visuell die besondere Nutzung, zudem schützt die punktgehaltene, sandgestrahlte Glashaut vor Einsicht, Lärm und starkem Sonnenlicht. Bei der Vorhangfassade bildet den inneren Abschluss eine filigrane Stahl-Pfosten-Riegel-Konstruktion, die über zwei Geschosse spannt. An den massiven Stahlprofilen ist die Stahl-Unterkonstruktion für die vorgehängte Glashaut befestigt. Die 64 punktgehaltenen, sandgestrahlten Verbundsicherheitsgläser lagern auf T-Profilen und werden von Winkeln punktuell gehalten.
Um den sommerlichen Wärmeschutz zu gewährleisten, wurde im rund 75 cm breiten, hinterlüfteten Fassadenzwischenraum ein Sonnenschutz montiert. Die elektromotorisch betriebenen Jalousien vom Typ Halu AR 80 von Hassinger sorgen dafür, dass sich der Veranstaltungssaal nicht zu stark aufheizt; zudem dienen sie als Blendschutz. Die flexiblen, silberfarbigen Aluminiumlamellen mit einer Breite von 80 mm werden seitlich durch PA6-druckummantelte Edelstahlseile geführt. In aufgefahrenem Zustand verschwinden die Lamellen in einem geschossweise durchlaufenden Blendenband, welches unter den Gitterrosten der Wartungsbalkone im Fassadenzwischenraum befestigt ist.
Sonneneinstrahlung nach Wunsch
Im Erd- und Dachgeschoss wird die Glasfront von einem schmalen Oberlichtband mit integriertem Lichtlenksystem gesäumt. Das Sonnenschutzisolierglas Okasolar von Okalux mit seiner Einlage aus starr montierten, verspiegelten Aluminiumlamellen kontrolliert die Sonneneinstrahlung in den Ausstellungsräumen im Erdgeschoss sowie im Dokumentationszentrum im Dachgeschoss.
Die dreidimensional geformten, richtungsselektiven Spiegelprofile sind so positioniert, dass entsprechend der Himmelsrichtung ein jahres- und tageszeitgesteuerter Sonnenschutz entsteht. Licht aus dem hellen fensternahen Bereich wird in die Tiefe des Raumes gespiegelt, so dass der Raum gleichmäßig ausgeleuchtet wird. Neben ästhetischen Vorteilen – keine zusätzlichen Elemente an der Fassade, so dass die Wirkung der vorgehängten Glashaut möglichst unberührt bleibt – weisen diese Funktionsgläser weitere Vorzüge auf. Da die Einbauten im Scheibenzwischenraum liegen, sind sie vor der Witterung geschützt und können nicht verschmutzen.
Daher sind diese Systeme auch wartungsfrei. Neben der Balance von Schutz- und Versorgungsfunktion gewährleisten die lichtlenkenden Gläser auch eine visuelle Behaglichkeit für den Nutzer. Die flachen Profile im Scheibenzwischenraum werden aus größerer Entfernung kaum wahrgenommen, so dass die Verglasung weitestgehend transparent erscheint.
Südseitige Verschattung
Die Seminarräume im zweiten und dritten Obergeschoss lassen sich zum Innenhof hin südseitig verschatten. Hier wurden ebenfalls elektromotorisch betriebene Jalousien vom Typ Halu AR 80 mit silberfarbigen Aluminiumlamellen von Hassinger eingesetzt. Jedoch verschwinden die Jalousien in ein Gehäuse hinter das Wärmedämmverbundsystem, so dass die Sonnenschutzanlagen in aufgefahrenem Zustand von außen nicht sichtbar sind.
Die darunter liegende Fassade ist um circa 14 Grad nach innen geneigt. Aus diesem Grund wurde als Lamellenführung und Windsicherung ein statisches Profilrohrsystem eingesetzt. Der gesamte Sonnenschutz einschließlich der Blenden wird von Führungen mit rechteckigem Querschnitt gehalten, die über Stehbolzen an der Pfosten-Riegel-Fassade befestigt sind.
Aus Stabilitätsgründen kamen bei der Schrägfassade 80 mm breite Lamellen mit beidseitiger Randbördelung zum Einsatz, welche seitlich mit Zinkdruckguss-Führungsnippeln versehen sind. Die Bolzen laufen in einem C-förmigen PVC-Profil, welches zur exakten Führung und zur Geräuschdämmung einfach in die Nut der Aluminium-Tragprofile eingeklipst ist. Um die Ansichtshöhe der Blende zu reduzieren, paketieren die Lamellen beim Auffahren exakt, jeweils wechselseitig in der Tiefe versetzt. So beträgt die Blendenhöhe nur 345 mm bei einer Elementhöhe von 3,8 m.
Die Sonnenschutzanlagen werden zentral automatisch in Abhängigkeit von Lichteinfall und Tageszeit gesteuert. Zum Schutz der Anlagen ist eine Windüberwachung installiert. Unabhängig davon können die Anlagen über Taster auch raumweise betätigt werden. So kann, entsprechend den individuellen Bedürfnissen, die Helligkeit dem tagesaktuellen Lichteinfall nachgeregelt werden, um sowohl Raumklima als auch Raumtemperatur optimal zu gestalten und eine angenehme Atmosphäre zu schaffen.
bba-Infoservice
Jalousien mit Aluminiumlamellen 538 Sonnenschutzisolierglas mit Lichtlenksystem 539
www.bba-online.de I Heftarchiv I Suchbegriff: Sonnenschutz
Architekten: Grellmann Kriebel Teichmann, Würzburg

Kompakt-Info
Tageslichteinfall beeinflusst neben Raumatmosphäre bekanntlich auch Raumklima und –temperatur. In Berechnungen nach EnEV von 2002 flossen u. a. die Aspekte der Beleuchtung nicht ein. Erstmalig werden sie in der aktualisierten EnEV 2007 berücksichtigt. Die neu geschaffene Normreihe DIN V 18599 „Energetische Bewertung von Gebäuden, Berechung des Nutz-, End- und Primärenergiebedarfs für Heizung, Kühlung, Lüftung, Trinkwarmwasser und Beleuchtung“ beschreibt in ihren Teilen 1 bis 10 Methoden zur Ermittlung des monatlichen und jährlichen Gesamtenergiebedarfs von Gebäuden. be
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