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DIN 4109: Kontrolle der Flankendämmung unabdingbar

Harmonisierte DIN 4109: Komplizierter und komplexer
Kontrolle der Flankendämmung unabdingbar

Für Architekten ist die Umsetzung der europäischen Normung, in diesem Fall die Harmonisierung der Schallschutznorm DIN 4109, ein zweischneidiges Schwert. Zum einen bringt es mehr Transparenz in das schalltechnische Gesamtkonzept eines Gebäudes, andererseits werden die Berechnungen komplizierter und komplexer.


Dipl.- Ing. Bernd Niebuhr, Fachjournalist, Hannover / red.

Die Kalksandsteinindustrie hat schon frühzeitig auf die neuen, erhöhten planerischen und konstruktiven Aufgaben reagiert. Es ist ein umfangreiches Programm in die Wege geleitet worden mit dem Ziel, für das Bauen mit Kalksandstein die Weichen für künftige Vorgehensweisen zu stellen. Man hatte erkannt, dass hinter den anstehenden Änderungen nicht nur „Zwänge zur Anpassung“ stecken, sondern auch weit reichende Chancen für Planung und Weiterentwicklung des baulichen Schallschutzes.

Einflussgrößen

Fundierte Untersuchungen ergaben unter anderem, dass im Rahmen eines schalltechnischen Gesamtkonzeptes zwei Einflussgrößen in Zukunft besonders zu berücksichtigen sind: Die flankierenden Bauteile sollen eine hohe Direktdämmung aufweisen und das Stoßstellendämm-Maß soll möglichst groß sein. Grundlage ist die Tatsache, dass sich der Schall zwischen zwei Räumen nicht nur direkt ausbreitet (Direktübertragung) – also über das trennende Bauteil selbst – sondern auch über die flankierenden Bauteile.

Europäisches Rechenverfahren

Das neue europäische Rechenverfahren folgt im Wesentlichen den physikalischen Fakten. Die Gesamt-Schalldämmung setzt sich aus der Summe der Anteile aller Übertragungswege zusammen. In der Praxis wird jedem an der Schallübertragung beteiligten flankierendem Bauteil ein Flankendämm-Maß zugeordnet. Auf diese Weise kann sein Anteil an der gesamten Schallübertragung besser ermittelt werden.

Ein Beispiel:

  • Für eine Wohnungstrennwand aus Kalksandstein mit einer Dicke von 24 cm und der Rohdichteklasse (RDK) 2,0 ergibt sich ein Direktschalldämmmaß von 58,7 dB.
  • Die zwei flankierenden KS-Wände (beide 17,5 cm dick und RDK 1,8) sind mit einem resultierendem Flankendämmmaß von 66,1 dB an der Schallübertragung beteiligt.
  • Die Stahlbetondecke (Dicke 18 cm) erreicht 66,1 dB.
  • Die gleich dicke Stahlbetonsohle mit schwimmendem Estrich ist mit 73,0 dB anzusetzen.

Aus diesen fünf Einzelwerten ergibt sich das Gesamtschalldämm-Maß von 56,7 dB.

Wie das Beispiel zeigt, liegt das Gesamtschalldämm-Maß nur zwei dB unter dem hohen Direktschalldämm-Maß der KS-Trennwand. Das bedeutet, dass auch die Schallübertragung über die Flanken gering und sehr gut geplant sowie konstruiert ist.

Erreicht wird dies durch die schwere Ausführung aller Wände – Außen- und Innenwände – als massive Kalksandsteinkonstruktion. Begründung: Im Massivbau wird eine hohe Direktdämmung durch eine große flächenbezogene Masse erreicht. Deshalb sollten alle Wände – auch die flankierenden Wände – ausreichend schwer sein. Kalksandstein mit seinen hohen Rohdichten ist hierfür ein überaus geeigneter Wandbaustoff. Er sorgt einerseits für optimalen Schallschutz und hält anderseits – trotz seines großem Gewichtes – die Wanddicken so schlank wie möglich. Stichwort: Flächen-sparende Bauweise.

Geplant und überwacht an der Stoßstelle

Stoßstellen einbeziehen

Neu für den Planer ist die Einbeziehung von akustischen Eigenschaften der Stoßstellen. Die dafür benötigte Größe ist das so genannte Stoßstellendämm-Maß. Architekten sollten dafür sorgen, dass bei horizontaler Schallübertragung – über die Wohnungstrennwand – die Stoßstelle die größtmögliche Stoßstellendämmung auch tatsächlich erreicht.

Im schalltechnischen Gesamtkonzept ist deshalb die Stoßstellenverbindung von besonderer Relevanz. Im Detail: die anwendungssichere Planung und Ausführung des Stumpfstoßes. Als eine optimale Lösung hat sich hier die Konstruktion „KS-Wohnungstrennwand durchstößt die KS-Außenwand vollständig“ erwiesen. Kommt es bei der traditionellen Stumpfstoßtechnik zu Rissen im Anschlussbereich, kann die Schallübertragung über die Längswand deutlich zunehmen und den Schallschutz verringern. Werden dann noch „leichte“ Flanken vermauert, kann sich die Gesamtschalldämmung der Konstruktion um mehr als 10 dB verschlechtern.

Planungs- und Ausführungssicherheit

Die Ausführung aller Wände in Kalksandstein zusammen mit der KS-Stumpfstoßtechnik ist folgerichtig die sichere Schallschutzlösung, da sie mehr Planungs- und Ausführungssicherheit bietet. Selbst im Falle eines Abreißens des Stumpfstoßes können – statt einer Verringerung – durch behinderte Flankenübertragung bessere Werte der Gesamtschalldämmung erzielt werden. Darüber hinaus ergibt sich durch die außen aufgebrachte Wärmedämmung wärmetechnisch eine einwandfreie Lösung ohne Wärmebrücke.

Bei der Berechnung des Schallschutzes nach dem neuen Rechenverfahren sind 13 Übertragungswege zu berücksichtigen. Davon entfallen zwölf Wege auf die flankierende Übertragung. Des Weiteren sind Angaben zu Bauteileigenschaften, Abmessungen und zu den beteiligten Stoßstellen notwendig. Eine solche komplexe Berechnung ist nicht mehr von Hand durchzuführen, sondern nur noch mit Hilfe geeigneter Berechnungsprogramme.

Schallschutzrechner

Ein ausgereiftes Programm ist der KS-Schallschutzrechner. Sämtliche Wege der Schallübertragung werden dargestellt und in die Berechnung einbezogen. Die Rechenergebnisse stimmen im Vergleich zu den Berechnungen nach der alten Schallschutznorm DIN 4109 deutlich besser mit den gemessenen Praxiswerten überein. Sie sind deshalb für die Praxis von größerem Wert.

Darüber hinaus bietet der Schallschutzrechner verschiedene Variationen der Stoßstellenausführungen. Übersichtliche Ergebnisausdrucke für alle an der Schallübertragung beteiligten Bauteile sind per Mausklick zu erhalten. Damit kann der jeweilige Anteil an der gesamten Schallübertragung ermittelt werden. Eine erweiterbare Datenbank erlaubt einfache Berechnungen von Vorsatzschalen, abgehängten Decken und schwimmenden Estrichen.


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