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Der FGS Campus Bonn ist die neue Hauptverwaltung der renommierten Wirtschaftsprüfungskanzlei Flick Gocke Schaumburg. 550 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen arbeiten hier in immer wieder neuen Teams zusammen. Ziel der Gebäudestruktur war es, viel Freiraum für Innovation und Flexibilität zu schaffen und gleichzeitig den Austausch zwischen den Mitarbeitern zu fördern. So entstand die Idee einer Campus-Struktur: Wie die Flügel einer Windmühle gruppieren sich vier sogenannte „Campusgebäude“ um ein großzügiges Atrium, das alle Funktionen zusammenhält. Besprechungsräume, Ausstellungsbereiche, Bibliothek, Fitnesscenter, Kita und Café sind im Erdgeschoss angeordnet, die internen Arbeitsbereiche befinden sich in den oberen Etagen. Der gesamte Gebäudekomplex umfasst eine Nutzfläche von rund 22 500 m².
Der zentrale Innenhof – Herzstück der Konzeption – wurde auf einer Fläche von 1 700 m² mit einem Glasdach eindrucksvoll überdacht. Dafür mussten in einer Höhe von 22 m Stahlträger von bis zu 40 m Länge montiert werden. Sie wurden vom Stahlbauexperten Mirotec speziell für das Projekt angefertigt.
„Jeder Träger ist ein Unikum mit unterschiedlichen Blechstärken und Überhöhungen“, erklärt Diplom-Ingenieur Ralf Löcken, bei Mirotec für die technische Projektabwicklung zuständig.
Nahezu freie Formgebung
Bei Projekten dieses Umfangs müssen Trägersystem und aufgesetzte Glasarchitektur ideal aufeinander abgestimmt sein. Auf den Hauptträgern wurde eine Tragkonstruktion aus verwindungssteifem Aluminium von Lamilux angebracht, das für hohe Formstabilität und Festigkeit sorgt. Das CI-System Glasarchitektur PR60 ist ein anpassungsfähiges Pfosten-Riegel-System, das nahezu freie Formgebungen von 0° bis 90° ermöglicht.
Zwölf PR60-Satteldächer unterschiedlicher Größe wurden über dem Atrium montiert. Da kein Raumgerüst aufgebaut werden konnte, wurden sie unter erhöhtem Aufwand mit einem Montagenetz angebracht. Die Satteldächer sorgen im Zusammenspiel mit den schmalen Profillinien des PR60-Systems für einen großflächigen, angenehmen Tageslichteinfall über dem Innenhof – Einspareffekte bei der elektrischen Beleuchtung inklusive. Durch entsprechende Dämmeigenschaften sorgt die Glasdachkonstruktion laut Hersteller für eine in hohem Maße dichte Gebäudehülle.
Die CI-System Glasarchitektur PR60 bietet eine effiziente Belüftung der Glasfalze und sorgt für eine kontrollierte Wasser- und Kondensatableitung. In der inneren Dichtebene befindet sich ein mehrstufiges, sich überlappendes und ohne direkte Stöße konstruiertes Dichtungssystem, das eine sichere Sekundärentwässerung ermöglicht. So kann ausgeschlossen werden, dass die raumseitige Aluminiumkonstruktion mit Wasser in Berührung kommt. Die Entwässerungsrinnen wurden in die Stahlträger integriert. Das Regen- und Kondensatwasser wird über die Flachdächer der umgebenden Gebäude abgeleitet. Eine Rinnenheizung verhindert, dass Schnee bzw. Eis die Rinnen verstopft. Oberhalb der Rinnen wurden Gitterrost-Wartungsgänge in die Stahlträger eingebaut. Das Glas des Daches ist für Reinigungs- und Wartungsarbeiten betretbar.
In das Dach sind neun Doppelklappen integriert. Jede verfügt über eine aerodynamisch wirksame Rauchabzugsfläche von 3,39 m2. Im Brandfall können so durch thermischen Auftrieb Rauch, Hitze und giftige Gase ins Freie geleitet werden. Die Flügel können bis zu 90 Grad aufgefahren werden und ermöglichen eine natürliche Be- und Entlüftung. Damit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Klimaoptimierung im Gebäude.
Diplom-Ingenieur Roland Schübel, Projektleiter bei Lamilux: „Mit der Kombination aus den Stahlkonstruktionen von Mirotec und unserem PR60-System können wir größer bauen und auch Projekte wie den FGS Campus in Bonn aus einer Hand umsetzen“
Der FGS Campus Bonn mit seinem eindrucksvollen Glasdach hat sich inzwischen zu einem städtebaulichen Knotenpunkt entwickelt, der Mitarbeiter und Besucher gleichermaßen begeistert.
» das Unternehmen Lamilux auf bba-online
Architekten (Entwurf):
Eller + Eller Architekten GmbH, Düsseldorf
Architekten (Ausführung):
Planungsgruppe Manstein GmbH & Co. KG, Aachen
Tragwerksplanung:
AWD Ingenieure Köln, Köln