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Gute Raumakustik bietet der neue Konzertsaal des Musis Sacrums

Sanierung und Erweiterung eines Konzerthauses in Arnheim
Tiefe Ein- und weite Ausblicke

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Im niederländischen Arnheim ist das Konzerthaus Musis Sacrum saniert und erweitert worden. Der nach Plänen von Frits van Dongen und Patrick Koschuch realisierte Umbau ergänzt den 170 Jahre alten Bestand um ein neues Foyer und einen Konzertsaal mit modernster Raumakustik. Die organisch abgerundete Fassade aus grünen Keramikelementen und großen Glasflächen schafft eine gelungene Verbindung zum angrenzenden Park.

Robert Uhde

Durch seine attraktive Lage am Rande des Waldgebietes De Hoge Veluwe gehört die rund 150 000 Einwohner zählende, direkt am Rhein gelegene Stadt Arnheim zu den begehrtesten Wohnadressen in den Niederlanden. Entsprechend reichhaltig ist auch das Kulturangebot vor Ort. Zu den wichtigstem Bausteinen zählt dabei das 1847 am nordöstlichen Rand der historischen Altstadt in einem kleinen Park errichtete Konzerthaus Musis Sacrum. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist hier das in der Region sehr beliebte Gelders Orkest beheimatet, das sich unter anderem durch seine Mahler-Aufführungen einen Namen gemacht hat.

Nach zahlreichen Erweiterungen und Umbauten aus unterschiedlichsten Perioden war der Gebäudekomplex zuletzt ziemlich verbaut und entsprach auch akustisch keinen gehobenen Ansprüchen mehr. Im Sommer 2014 hatte die Stadt daher entschieden, den bestehenden „Muzenzaal“ grundlegend zu sanieren und den in den 1980er -Jahren hinzugefügten zweiten Saal durch einen modernen multifunktionellen „Parkzaal“ zu ersetzen, der für sinfonische Musik ebenso geeignet sein sollte wie für Pop- oder Jazz-Konzerte.

Grüne Keramikelemente

Aus der europaweiten Ausschreibung für das Projekt waren Frits Dongen und Patrick Koschuch vom Amsterdamer Büro van Dongen-Koschuch als Sieger hervorgegangen. Um das Konzerthaus mit einem neuen Konzertsaal an moderne Ansprüche anzupassen und dabei wie von der Stadt gewünscht an den südlich angrenzenden Lauwerspark anzubinden, entwickelten die Planer einen kompakten, rund 17 m hohen Bau mit organisch abgerundeten Ecken, der sich mit seiner abstrakt-modernen Fassade aus grünen Keramikelementen fast unmerklich in seine Umgebung einfügt.

Die 1 500 mm hohen, dabei wechselweise 128 und 80 mm breiten und 60 bzw. 120 mm dicken „Röhren“ wurden durch den Hersteller Koninklijke Tichelaar Makkum entsprechend den Vorstellungen der Architekten gefertigt und per Hand in drei unterschiedlichen Grüntönen lasiert.

„Auf der Baustelle wurden die Elemente dann oberhalb einer 110 bzw. 200 mm starken Dämmung aus Mineralwolle in eine zuvor auf der Stahlbetonfassade aufgeschraubten Unterkonstruktion aus Aluminium eingehängt“ , berichtet Projektarchitekt Patrick Koschuch.

Die dabei entstandene vertikale Reliefstruktur schafft ein lebendiges Fassadenbild, das je nach Tageslicht und Witterung durch unterschiedliche Reflexionen geprägt wird.

Um die Anbindung an den Park noch zu forcieren, wird der Neubau im Erdgeschoss durch ein pavillonartig gestaltetes, dabei geschosshoch verglastes und nach Süden und Westen umlaufendes Foyer mit weit vorkragendem, dabei durchgehend begrüntem Betondach umsäumt. Über den im nordwestlichen Bereich des neuen Volumens neu integrierte Haupteingang haben die Besucher so die Gelegenheit, ohne große Umwege an die frische Luft zu gelangen und sich dort auch bei Regen aufhalten zu können.

Niedriger Grundwasserspiegel als gestalterischer Schlüssel: „Unter normalen Umständen hätte der eng begrenzte Kostenrahmen von 18 Millionen Euro lediglich die Schaffung eines 10 000 m³ großen Konzertsaals ermöglicht“ , blickt Patrick Koschuch zurück. „Durch den in Arnheim sehr niedrigen Grundwasserspiegel hatten wir aber die Möglichkeit, sämtliche Nebenräume des Konzerthauses wie Umkleide, Technikräume, Küchen oder Lagerräume im Untergeschoss ansiedeln, so dass wir für das Budget schließlich einen 15 000 m³ großen Saal realisieren konnten.“ Der deutlich größere Saal bietet nicht nur die Basis für eine optimierte Akustik, er erweitert auch die Möglichkeiten hinsichtlich der von der Stadt geforderten multifunktionalen Nutzung des Gebäudes.

Flexibel nutzbarer Konzertsaal

Ähnlich hohe Ansprüche erfüllt auch der Innenraum des neuen Konzertsaales. Um die fließende Verbindung zum Park weiter zu forcieren, haben die Planer hier direkt hinter der Bühne eine 10 m hohe und 16 m breite Glasfront in Richtung Süden eingefügt, so dass die Besucher ebenso wie die Musiker während der Aufführungen ihren Blick in die Natur schweifen lassen können: „Die transparente Front setzt sich zusammen aus insgesamt 16 Glaselementen mit einer Größe von jeweils 5,0 x 2,0 m, die in zwei übereinander liegenden Reihen mit jeweils acht verschiebbaren Elementen angeordnet sind“ , so Patrick Koschuch. Als Schiebefenster wurde MethermoXL von Metaglas eingebaut.

Um die Lärmbelastung der Anwohner möglichst gering zu halten, wurde die Panoramafront als doppelt verglaste Konstruktion mit 50 mm dickem Isolierglas mit innen liegendem Lufthohlraum ausgeführt. In der unteren, ebenerdig gelegenen Reihe sind die Elemente zusätzlich auf Schienen verfahrbar, so dass sich die Panoramafront bei Bedarf großzügig öffnen lässt und das Haus mit einem nach außen gerichteten Orchester dann auch für Freiluftveranstaltungen genutzt werden kann.

Ausgehend von den vorab kalkulierten Besucherzahlen stehen im Parkett sowie im Oberrang des neuen Konzertsaal insgesamt 1 000 Sitzplätze zur Verfügung. Die Integration von flexibel montierbaren Sitzen und Deckenelementen ermöglicht alternativ sogar die Bereitstellung von 1 750 Stehplätzen“ , erklärt Patrick Koschuch. Ein zentrales Element im Raum ist dabei die auf Höhe des Betondaches im Außenbereich umlaufende, mit Eichenholzpaneelen gestaltete Galeriebrüstung im Oberrang, die mit ihren abgerundeten Kanten die Formgebung des verglasten Foyers aufgreift.

Hochmoderne Raumakustik

Große Sorgfalt legten die Planer auf eine hochmoderne, vorab an einem 1:10 Modell entwickelte Raumakustik: „Um einen optimalen Klang bei unterschiedlichsten Musikformen zu ermöglichen, haben wir eine Wand- und Deckenvertäfelung mit speziell geformten Eichenholzkassetten integriert, die einen warmen und reichen, aber dennoch transparenten Klang ermöglicht“ , so Patrick Koschuch. „Die Integration von variablen Elementen, die sich bei Bedarf herausfahren lassen, erlaubt dabei eine für Pop-, Rock- oder Jazzkonzerte erforderliche Reduzierung der Nachhallzeit von zwei Sekunden auf eine Sekunde.“

Als letzter Baustein der umfangreichen Umbaumaßnahmen vor Ort wurde zuletzt im Januar 2018 auch die Sanierung des alten Konzertsaales abgeschlossen. Ein besonderes Element ist dabei die oberhalb des Foyers im Übergang von Muzenzaal und Parkzaal eingefügte Brücke, die mit ihrer gläsernen Balustrade eine fließende Verbindung zwischen beiden Baukörpern schafft. Im Zusammenspiel von alt und neu ist ein akustisch wie architektonisch überzeugender Rahmen für unterschiedlichste Klangerlebnisse entstanden, der dem Haus eine flexible Basis für ein vielfältiges Programm bietet.

Planung:

Frits van Dongen, Patrick Koschuch; van Dongen – Koschuch, Amsterdam (NL)

Projektteam: Ralph van Mameren,
Elisabetta Bono, Rui Duarte, Hesh Fekry, Klaas Sluijs, Olga Moreno

Statik:

Advies- & Ingenieursbureau v.d. Laar, Eindhoven (NL)

http://vandelaar.info/

Mehr zum Thema Akustik:

https://www.bba-online.de/infoservice/dossiers/

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