Startseite » Beton »

Gästehaus-Architektur in Betonkonstruktion mit Betongüte C20/25

Anbau eines Gästehauses für Schloss Hohenkammer in Oberbayern
Gelungener Empfang

Kreativer Rückzug und Tagen in der Gemeinschaft erhält immer größeren Stellenwert. Auf Schloss Hohenkammer optimieren Eingangsbereich und Gästezimmer des Erweiterungsbaus den Konferenzbetrieb. Brückner & Brückner Architekten bekamen für das Gästehaus den Architekturpreis Zukunft Wohnen 2009.

Das 1648 erbaute Schloss Hohenkammer zählt zu den wenigen Renaissance-Wasserschlössern in Bayern. Verschiedene Umbaumaßnahmen hatten über die Jahre vieles der historischen Substanz zerstört; beim Umbau zum Tagungszentrum waren von den Münchner Architekten Hild + K. bereits Kontraste zwischen alt und neu herausgearbeitet worden. In einem nächsten Schritt galt es, die vorhandenen, nicht mehr zeitgemäßen Räumlichkeiten ehemaliger Zimmer für Lehrlinge in adäquate Räume für Tagungsgäste umzuwandeln. Heute nutzt der Bauherr, die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, das Gästehaus von Brückner & Brückner Architekten für Seminare eigener Mitarbeiter. Gleichzeitig wird das gelungene Ensemble mit Ausstellungs- und Konferenzräumen, Restauration, Kasino und Erholungszonen auch von vielen anderen Unternehmen und Einrichtungen als Tagungszentrum gebucht.

Schloss Hohenkammer liegt rund vierzig Kilometer nördlich von München, eingebettet in die oberbayrische Kulturlandschaft. Ideal für ein Seminargebäude auf dem Lande befindet sich das Wasserschloss in Nähe einer Autobahnachse und unweit vom Flughafen München. Ziel war, die Räumlichkeiten zeitgemäß zu sanieren und die vorhandenen Zimmer energetisch auf den aktuellen Stand zu bringen. Dies erforderte auch die Vergrößerung der Zimmergrundrisse im Bestand. Um das Raumprogramm für 149 Gäste zu erfüllen, entschloss man sich zu einem Erweiterungsbau, der sich nun mit Satteldach und Holzbekleidung ins ländliche Ambiente einfügt. Der Neubau steht an Stelle eines in die Jahre gekommenen Traktes aus den 60er Jahren, der abgerissen werden musste. An seinem Standort stieß man auf Spuren eines historischen Barockgartens.
Die Architekten ließen die neue Eingangshalle über dessen Mauer auskragen und führten sie als Reminiszenz zu beiden Seiten fort. Wie durch eine eigenständige Skulptur kann man nun in die Privatsphäre, die das Gästehaus bietet, eintauchen. Bei der Ankunft sind die räumlichen Qualitäten sofort spürbar. Im Innern sind Blickbeziehungen möglich zur Landschaft, zum Schloss und zum Innenhof. Lichtbänder im Dach leiten über in raumhohe, verglaste Fassadenelemente. Die einfallende Helligkeit spendet ein Licht- und Schattenspiel, das an sommerliche Waldlichtungen erinnert. Eingebaute Nischen laden zu kommunikativem Verweilen ein. Das Foyer ist bekleidet mit eleganten Holzpaneelen, die, so Architekt Peter Brückner, von einer einzigen riesigen Eiche des umliegenden Waldes stammen, der zum Schloss gehört.
Temporäres Wohnen
Der neue, bei der Ankunft zunächst kaum ins Auge fallende, zurückliegende Gästetrakt bildet mit dem Bestand einen geschlossenen Innenhof. Wie klösterliche Wandelgänge wirken die innen liegenden Hotelflure, die sich zum parkähnlichen Innenhof orientieren und nur durch Glas von ihm getrennt sind. Draußen schützen umlaufende hohe Holzstelen vor Blicken und Sonnenstrahlung. Die starke Präsenz dieser die Hofanlage säumenden Säulen unterstreicht den meditativen Charakter des zentralen Freibereichs. Zudem kaschieren die Stelen eine angrenzende Bestandsfassade und unterstreichen den ruhigen, einheitlichen Charakter der Bebauung.
Auf der anderen Seite öffnen sich die Zimmer für die Tagungsgäste mit ihren Fenstern nach außen, zur Landschaft hin. In den großzügig geschnitten Räumen führt der Weg vom Eingang wie in einer Spirale nach innen. Ohne Trennwände, nur durch die Einbauten sorgfältig separiert, schaffen diese Räume eine persönliche Atmosphäre und fördern die Konzentration. Garderobe, Bett und Bad sind mit puren, den Raum prägenden Eichenholzmöbeln gestaltet. Diesen Orten der Reflexion und des Rückzugs wie auch den öffentlichen Bereichen wohnt eine kontemplative Wirkung inne, der das Gästehaus seine besondere Ausstrahlung verdankt.
Gelungene Einbindung
Das außergewöhnliche Entree mit der Überleitung in die privaten Gästeräume bildet keine Hotelhalle im klassischen Sinn. Vielmehr schufen die Architekten einen Empfangsbereich, der wie eine Art Mittelrisalit gleichwohl zwischen Garten und Schloss vermittelt. Für die Jury des Architekturpreises Zukunft Wohnen liest sich denn dieser Neubau auch wie ein Bauwerk der zeitgenössischen „Zweiten Moderne“, mit langgestreckten Kuben, Flachdächern, Fensterbändern, und der Übereinstimmung von Form und Funktion.
„Trotz dieser demonstrativen Modernität gewährleisten gemeinsame Charakteristika die optische und haptische Bindung an das benachbarte Denkmal: Wie bei Schloss Hohenkammer ist auch die Großform des Neubaus bestimmt von Symmetrie und ausgewogenen hierarchischen Proportionen, hier wie dort bestimmen Naturstein, Feinputz und Holz den Gesamteindruck“, heißt es in der Jurybegründung für die Auszeichnung, und weist auf das beispielhafte Verhältnis zwischen Öffentlichkeit, Gemeinschaft und Privatheit hin.
Durch den Zimmertrakt im Erweiterungsbau schufen die Architekten einen Ringschluss zu den vorhandenen Häusern, deutlich am Grundriss ablesbar. Mit der klugen Anordnung des Neubaus haben Brückner & Brückner die im Schlossensemble bereits mehrfach vorhandene Figur des Innenhofes aufgegriffen. So gelang ihnen mit diesem Kunstgriff, das Raumprogramm ins historische Ensemble zu integrieren, ohne die Präsenz des Renaissanceschlosses durch irritierende Dominanz des Neubaus zu stören.
Details zur Betonkonstruktion
Wesentliche Bauteile des Bauvorhabens wurden mit besonderen Betonkonstruktionen realisiert. Die neue Empfangshalle, der ein- bzw. zweigeschossige Flachbau, erreicht seine Spannweite von über 17 m durch eine Betondecke und Fertigteil-Spannbetonträgern. Für den Umbau des vorhandenen Bettenhauses wurde ab dem Untergeschoss mit Leichtbeton geplant. Dies diente zur Lastminderung für die dort bereits bestehenden Tragteile aus den 60er Jahren.
Das dritte Bauteil, der Erweiterungsbau, musste auf schwierigem Baugrund erstellt werden. Für die sichere Gründung setzten die Planer im Fundament ein Trägerrostsystem ein. Es dient zur Lastabtragung auf 54 bewehrte Betonbohrpfähle, die 9 bis 12 m in den Baugrund eingelassen wurden, bis sie auf tragfähigen Untergrund stoßen. Bis ins Dach wurde Beton hier als Baustoff eingesetzt. Eine massive Sargdeckelkonstruktion in Leichtbeton, in Kombination mit Kehlbalkenkonstruktion sorgt für den erforderlichen Wärmeschutz im Gästehaus.
Alle Betonierarbeiten wurden komplett in Ortbeton unter Einsatz von Peri-Schalelementen ausgeführt. Zum Einsatz kam Beton mit der Betongüte C20/25. Für die Bauteile aus Leichtbeton wurde Beton mit Betongüte LC20/22 verwendet. Als Betonstahl ließen die Planer BST 500M/500S einbauen.
Architekten: Brückner & Brückner Architekten, Tirschenreuth Projektcontrolling: ALBA BauProjektManagement, Oberhaching Tragwerksplaner: CBP-Tragwerksplanung Part of WSP -Group, München

Hier finden Sie mehr Informationen zum Schloss Hohenkammer.

Tags
Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de