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Einsatz ohne Grenzen

Entwicklung eines keramischen Schiebe-Firstlüftungssystems
Einsatz ohne Grenzen

Dipl.-Ing. (FH) Gerard Halama/r.

Vor rund 150 Jahren wurden Tondachziegel erstmals industriell hergestellt. Seit etwa 1950 spricht die Fachregel des Dachdeckerhandwerks vom Bedarf, die keramische Dachdeckung über bewohnten Dachgeschossen zu hinterlüften.
In diesen Zeitraum sind auch die ersten keramischen Dachbelüftungs-Systeme zu datieren. Keramische Firstlüftungen sind somit ein recht junges Thema.
Ob spezielle Lüfterziegel, Lüfterfirste oder Firstanschlusslüfter, es handelt sich hier nicht nur um eine bauphysikalische Notwendigkeit über bewohnten und gedämmten Dachgeschossen, sondern auch um eine wichtige und zwingende Maßnahme im Rahmen der Produkthaftung.
Dabei gerieten bisher manche Hersteller in Erklärungsnot, weil die am Markt angebotenen keramischen Lüftungssysteme mit ihren Leistungsmerkmalen dem tatsächlichen Bedarf des Handwerks zuweilen nicht entsprachen. Da haperte es an den Neigungsgrenzen, am ausreichenden Lüftungsquerschnitt oder einfach am zu hohen Preis.
Pflichtenheft für die Entwicklung
Ein Firstlüftungssystem zu entwickeln, das kompromisslos funktioniert, das war das Ziel des Entwicklungs-Teams der Koramic Dachprodukte GmbH & Co. KG für den neuen Flachdachziegel Alegra aus Eisenberg.
Das Pflichtenheft für die Entwicklung des neuen Firstlüftungssystems klingt anspruchsvoll:
  • Einsetzbar ohne funktionelle oder ästhetische Einschränkungen von 10 bis 65° Dachneigung und bis zu Sparrenlängen von 25 Metern.
  • Schnelle Montage durch großen Verschiebebereich und unsichtbare Befestigung.
  • Höhere Funktionssicherheit und wettbewerbsfähige Kostenstrukturen im Vergleich zu Firstrollen-Systemen.
Das neue Firstlüftersystem wurde im Werk Eisenberg entwickelt. Nach der Übernahme der von Müller Dachziegelwerke durch die Wienerberger AG, Koramic Dachprodukte GmbH & Co. KG, ist dort ein Team von hervorragenden Keramikern aktiv. Auf Basis der umfangreichen Erfahrungen aus der Produktlinie Koramic Manufaktur und unter Einsatz neuer technischer Möglichkeiten im Rahmen eines international aktiven Unternehmens, konnten interessante Neuerungen vorangetrieben werden.
Zentrale Innovation des Firstanschlusslüfters ist das geneigte und hoch verfalzte Lüftungsplateau.
Die gepfeilten Lüftungsrippen sind bis zu 3 cm hoch und ermöglichen erstmals einen Lüftungsquerschnitt von 250 cm² pro Meter First.
Dieser Querschnitt ist unabhängig von der Dachneigung.
Selbst bei 65° bleibt der Querschnitt voll erhalten und ein Aufreiten des Firstes ist ausgeschlossen.
Das um 10° zur Dachziegeloberfläche geneigte Lüftungsplateau funktioniert sogar bei einer Dachneigung von 10°. Das Lüftungsplateau liegt dann zwar waagerecht, doch sind die Entwässerungskanäle des Plateaus so weit zusätzlich geneigt, dass eindringendes Regenwasser sicher abgeleitet wird. Das wurde in Versuchen nachgewiesen.
Zusammen mit den zusätzlich um 10° geneigten Lüftungsrippen erlaubt das geneigte Lüftungsplateau erstmals auch eine technisch wie ästhetisch einwandfreie Funktion der Firstlüftung bis zu 65° Dachneigung.
Wo vergleichbare Systeme oft schon bei 45° versagen, erhöht das geneigte Lüftungsplateau den Einsatzbereich zu jeder Dachseite um eben diese 10°.
Damit ist diese Firstlösung auch für extrem flache sowie extrem steile Dächer mit extrem langen Sparren geeignet – erstmals also Einsatz ohne Grenzen.
Zum Lüftungsplateau des Firstanschlusslüfters gehört ein vorgelagerter Spoiler, der einerseits den Regeneintrieb reduziert, andererseits die Aerodynamik der gesamten Firstlösung verbessert. Aus verschiedenen Versuchen ist bekannt, dass sich die feuchtwarme Luft aus der Lüftungsebene zuweilen überhaupt nicht an die Ideen der Produktentwickler hält. Statt über den First zu entlüften, wird die Luft hierbei von Luv nach Lee hinübergesaugt und kondensiert im schlimmsten Fall auf der kühleren Dachseite.
Der Spoiler verhindert bzw. minimiert diese unerwünschte Luftwanderung.
Luv und Lee sorgen auch dafür, dass sich die großen Lüftungsquerschnitte nicht mit der Zeit zusetzten. Staub und Schmutz sollen hier keine Chance haben. Die verschiedenen Sogeffekte, so die Erfahrungen der Entwickler, werden die Querschnitte stets offen halten.
Neuer zylindrischer Schiebefirst
Das Lüftungsplateau ist etwa 5 cm breit. Um bei allen denkbaren Dachneigungen eine solide Auflage des Firstes zu gewährleisten, ist ein zylindrischer First zwingend erforderlich. Der neue zylindrische Schiebefrist Nr. 15 macht das System komplett.
Konische Firste sind nicht empfehlenswert, weil sie, je nach Ausprägung, die Neigungsgrenzen einschränken und den Eintrieb von Flugschnee erleichtern.
Die Wulst am neuen zylindrischen First Nr. 15 gewährleistet eine Verschiebbarkeit von rund 3 cm. Damit lässt sich bereits ab einer Länge von 4,8 Metern ein First vollkeramisch eindecken ohne zu schneiden. Bei ersten Probeverlegungen hat sich auch gezeigt, dass der First mit seiner Wulst bauübliche Ungenauigkeiten der Unterkonstruktion in der Linienführung des Firstes elegant zu kaschieren vermag.
Der First wird immer so verlegt, dass die Wulst stets hinter den Spoilern auf den gepfeilten Lüftungsrippen zu liegen kommt.
Dadurch ist der Lüftungsquerschnitt automatisch gesichert und der First, vom Boden aus betrachtet, harmonisch in die Deckfläche integriert.
Befestigung
Eine weitere Neuigkeit ist das unsichtbare, patentrechtlich geschützte Befestigungssystem des Firstes. Dieses wurde bereits vor einigen Jahren bei Koramic im Werk Mühlacker entwickelt und jetzt weiter optimiert auf den neuen First Nr. 15 übertragen.
Das Befestigungssystem besteht aus einer Edelstahlschraube mit Dichtring im Überdeckungsbereich des Wulstes und einem Edelstahlstift, der die Firste untereinender unsichtbar verbindet. Die Arbeitsschritte sind einfach. Schraube, Akkuschrauber und Edelstahlstift, mehr ist nicht erforderlich.
Wird der neue zylindrische Schiebefirst als Gratziegel eingesetzt, bietet er genügend Platz für den Einsatz von Gratrollen und sichert damit auch ein harmonisches Erscheinungsbild.
Fazit
Das neue keramische Firstlüftungssystem aus Firstanschlusslüfter und First Nr. 15 ermöglicht von 10 bis 65° Dachneigung einen Lüftungsquerschnitt von 250 cm² pro Meter.
Das System ist mit diesen Werten für Sparren bis zu einer Länge von 25 Metern geeignet. Das vorgestellte System setzt durchweg neue Bestmarken – auch hinsichtlich Verlegefreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit.
Weitere Informationen
Keramisches Schiebe- Firstlüftungssystem bba 511

ZVDH: Forderungen an Lüftungsquerschnitte
In den Fachregeln des ZVDH werden folgende Forderungen bezüglich der Lüftungsquerschnitte gestellt:
An der Traufe wird ein Lüftungsquerschnitt von mindestens 200 cm2/m bzw. zwei Promille der zugehörigen Dachfläche gefordert. 200 cm2 pro laufendem Meter entsprechen einem mindestens 2 cm hohen Lufteintritt. Ist der Lufteintritt mit einem Gitter abgedeckt, muss die Gitterfläche (ca. 40 % der Fläche) vom Lüftungsquerschnitt abgezogen werden. Die Lüftungsebene muss also höher als 2 cm sein.
Die zweite Regel fordert mindestens zwei Promille der dazugehörigen Dachfläche. Bei einer Sparrenlänge von 10 Metern sind es 200 cm2/m. Ein 15 Meter langer Sparren fordert aber bereits einen Lüftungsquerschnitt an der Traufe von 300 cm2 pro laufendem Meter. Bei 20 Meter sind es 400 cm2/m und bei 25 Meter sogar 500 cm2/m. Wer solche Querschnitte an der Traufe sicherstellt, hat mit der Forderung, in der reinen Dachfläche einen Lüftungsquerschnitt von 200 cm2/m oder mindestens 2 cm freie Höhe einzuhalten, keine Probleme.
An Firsten oder Graten sind 50 cm2/m gefordert oder mindestens 0,5 Promille der zugehörigen Dachfläche – hier stets beidseitig.
Daraus folgt, dass bei beidseitig 5 Meter Sparrenlänge (zusammen 10 Meter) die besagten 50 cm2 pro laufendem Meter First oder Grat ausreichen. Bei 10 Meter langen Sparren (beidseitig 20 Meter) sind bereits 100 cm2/m gefordert.
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