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Dicht im System

Luftdichtheit
Dicht im System

Beim Neubau und bei energetischen Sanierungen von Dächern kommen zunehmend dickere Dämmschichten zum Einsatz, die Wärmeverluste verhindern und sommerlichen Wärmeschutz sichern. Dämmstoffdicken, U-Werte und die Vermeidung von Wärmebrücken sind mehr denn je im Fokus von Planern. Ein Thema, das zwar beachtet, doch oft noch unterschätzt wird, ist die Luftdichtheit.

Barbara Seele/jo

Die Luftdichtheit ist maßgebend für die Effizienz der Dämmung. Sie schützt die Konstruktion vor Feuchtigkeitsschäden und hat auch Auswirkungen auf das Raumklima. Das belegen Messungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP), Stuttgart. Sie haben ergeben, dass bei einer Fuge von nur 1 mm Breite und 1 m Länge pro Quadratmeter Dämmfläche der Wärmeverlust 4,8-mal höher ist als bei einer luftdichten Gebäudehülle. Außerdem dringen durch diese Fuge in der Luftdichtheitsschicht pro Tag 800 g Feuchtigkeit in die Wärmedämmung ein.
Anforderungen
Bezüglich der Luftdichtheit fordert die Energieeinsparverordnung 2007: „Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass die wärmeübertragende Umfassungsfläche einschließlich der Fugen dauerhaft luftundurchlässig entsprechend den anerkannten Regeln der Technik abgedichtet ist.“ Beim erstmaligen Einbau, Ersatz oder bei Erneuerung von Bauteilen wird von der EnEV ebenfalls eine dauerhaft luftdichte Ausführung verlangt. Doch was heißt in diesem Zusammenhang dauerhaft?
Prof. Dr.-Ing. Rainer Oswald vom Aachener Institut für Bauschadensforschung (AiBau) stellt in diesem Zusammenhang fest:
„Eine Luftdichtheitsschicht muss so lange halten wie die sie umgebenden Bauteile. Daraus ergeben sich folgende Fristen: Ist die Luftdichtheitsschicht z. B. innerhalb einer Dach- oder Deckenkonstruktion eingebaut, muss sie die technische Lebensdauer der Dach- oder Deckenkonstruktion haben, die hier mit Sicherheit bei 50 Jahren liegen dürfte. Es kann nicht erwartet werden, dass zur nachträglichen Ausbesserung einer unbrauchbar gewordenen Luftdichtheits-
schicht ein Haus nach 20 Jahren aufgebrochen wird, um die Luftdichtheitsschicht zu erneuern.“
Auch aus der europäischen technischen Zulassung für Bausätze im Holzrahmenbau ETAG 007 oder Blockhausbau ETAG 012 geht die Forderung einer langfristig luftdichten Ausführung tragender Bauteile von mindestens 50 Jahren hervor.
Mängel
Sachverständige stellen an den luftdichten Ebenen immer wieder Baumängel fest. Doch auch wenn Dampfbremsen augenscheinlich fachgerecht verarbeitet wurden, können nach einigen Jahren unerwartet Probleme auftreten. Auch wenn die erforderlichen Grenzwerte bei der Blower-Door-Messung am Ende der Bauarbeiten eingehalten werden, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Bauleistung frei von Mängeln ist. Die Grenzwerte für die Luftdichtheit reglementieren lediglich die Dichtheit zur Begrenzung der Energieverluste auf ein tolerierbares Maß. Doch selbst wenn die maximal zulässigen Luftwechselraten eingehalten werden, können kleine Leckagen zu Bauschäden führen. Darum muss, unabhängig vom Ergebnis der Blower-Door-Messung, jede Undichtheit vermieden werden.
Ursachen für Leckagen durch das Versagen von Abdichtungen sind oft falsche Materialkombinationen und kritische Anschlusslösungen an Bauteilen. Schon nach kurzer Zeit können selbst leistungsfähige Klebstoffe bei unpassenden Materialverbindungen nachgeben und Undichtheiten an Folienüberlappungen oder Wandanschlüssen hervorrufen. Darum sollte schon bei der Planung der luftdichten Ebene ein geschlossenes, aufeinander abgestimmtes Dichtsystem vorgesehen werden.
Vorteile zertifizierter Dichtsysteme
Zertifizierte Dichtsysteme zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Komponenten und Materialverbindungen Tests unterzogen wurden, um ihre langfristige Funktionstüchtigkeit zu überprüfen. Das nach Herstellerangaben erste Dichtsystem, dessen Materialien und deren Verbindungen eine Haltbarkeit von mehr als 50 Jahren mit einem Zertifikat bescheinigt wurde, ist das Knauf Insulation Luftdicht-Dämmsystem LDS. Darüber hinaus bietet es hilfreiches Zubehör wie Manschetten, die die Abdichtung von Elektroleitungen und Entlüftungsrohren der Sanitärinstallationen erleichtern.
Das Bauphysik-Institut der Universität Kassel setzte das System Belastungen aus, die den üblichen Einsatz über fünf Jahrzehnte simulieren und bestätigte, dass die verwendeten Folien, Kleber und Manschetten mindestens ein halbes Jahrhundert halten. Besonders die Überklebungen von Folienüberlappungen, Durchdringungen der Luftdichtheitsschicht und Anschlüsse an flankierenden Bauteilen sind Schwachstellen, bei denen es auf den sicheren Halt der verwendeten Kleber und Klebebänder ankommt. Auch wenn die verwendeten Klebstoffe auf Baustellen zunächst einen sicheren Eindruck hinterlassen, kann nicht davon ausgegangen werden, dass sie über Jahrzehnte unter Temperaturschwankungen und Feuchtigkeitsbelastung nicht ihren Dienst quittieren. Eingesetzte Kleber sollten daher in jedem Fall systemkonform sein, um spätere Bauschäden zu vermeiden. Welche Zubehörteile, wie Klebstoffe, Dichtbänder und Manschetten, für die Dampfbremsen geeignet sind, empfehlen die Hersteller von Dichtsystemen. Diese bieten Planern auch Unterstützung bei der Ausschreibung, indem sie vorgefertigte Formulare zum Download bereitstellen oder Tabellen zur Errechnung des Materialbedarfs zur Verfügung stellen.
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