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Abgerundet

Neubau eines Bürogebäudes in Enschede (NL)
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Die Projekte des Amsterdamer Architekten Paul de Ruiter überzeugen durch ihren hohen Gestaltungsanspruch in Verbindung mit innovativer Gebäudetechnik. In Enschede hat der Planer einen viergeschossigen Büroneubau für den ICT-Spezialisten Sigmax fertig gestellt. Zwei auffällige und gelungene Details des Entwurfs sind die durchgehenden und elegant abgerundeten Glasfassaden sowie die weit vorkragenden, als Grünflächen genutzten Geschossdecken.

Robert Uhde

Der 1998 gegründete ICT-Spezialist Sigmax mit Sitz in Enschede entwickelt mit rund 100 Mitarbeitern mobile Kommunikationslösungen unter anderem für Gemeinden, Polizeidienststellen und öffentliche Verkehrsbetriebe. Um die bislang an zwei Standorten tätigen Mitarbeiter unter einem Dach zusammenzuführen und gleichzeitig die steigenden logistischen und repräsentativen Anforderungen umsetzen zu können, hatte sich das Unternehmen zum Bau eines neuen Hauptsitzes am südöstlichen Rand des Gewerbeparks „Capitool“, gegenüber dem Stadion des FC Twente Enschede, entschlossen. Mit der Planung und Umsetzung des Projektes wurde der Amsterdamer Architekt Paul de Ruiter direkt beauftragt, der in den vergangenen Jahren unter anderem den viel beachteten Neubau des Amtes für Verkehr und Wasserwirtschaft in Middelburg realisiert hat (siehe bba 9|2007).
Hohe Transparenz
Ausgehend vom Standort und Wunsch des Unternehmens nach einem transparenten und modern detaillierten Neubau entwickelte Paul de Ruiter einen eleganten viergeschossigen Solitär mit durchgehender Glasfassade und weit vorkragenden Geschossdecken aus extrem dünnen Stahlprofilen – ganz so, als würde der Innenraum fließend nach außen weitergeführt. Die Transparenz bietet an dem hochfrequentierten Standort schon von weitem interessante Einblicke und gleichzeitig ein attraktives Werkumfeld mit großem Tageslichteinfall für die Mitarbeiter.
„Die komplett stützenfrei realisierte Glasfassade setzt sich zusammen aus geschosshohen, jeweils 5,40 breiten und 2,70 m hohen Elementen aus HR++ Isolier-Verbundglas mit einer Stärke von 41 mm, die an ihrer Ober- bzw. Unterkante in jeweils vorgesehene Fugen in der Geschossdeckenkonstruktion eingesetzt wurden“, erklärt Projektarchitekt Willem Jan Landmann die Konstruktion (HR++Verbundglas und Vision-lite Plus Glass von Saint Gobain Glass). Zusätzlichen Reiz erhält der großformatige „Pavillon“ durch seine abgerundeten Gebäudeecken sowie durch die Bepflanzung der vorstehenden Geschossdecken mit Sedum, um in den einzelnen Ebenen den Charakter von begrünten Außenterrassen zu erreichen (Sedumbegrünung von Donker Groen):
„Die Mitarbeiter sollen so das Gefühl haben, wie im Freien zu arbeiten“, beschreibt Willem Jan Landmann die grundlegende Idee.
Im Erdgeschoss wurde das Konzept durch eine anspruchsvolle Freiraumgestaltung ergänzt und umgesetzt.
Flexibel nutzbare Bürolandschaft
Ebenso überzeugend wie von außen präsentiert sich der C Neubau auch im Innenraum. Im Erdgeschoss mit dem Empfang trifft der Blick zunächst auf eine offene Lobby, die gleichzeitig auch als Mitarbeiterkantine zur Verfügung steht. Direkt davor wurde eine frei im Raum stehende Wendeltreppe aus weiß lackiertem Stahl als zentrales Raumelement und als Alternative zu den beiden Fahrstühlen eingefügt. Ihre skulpturale Gestaltung betont die Dynamik der Gebäudearchitektur und macht den Aufstieg zum überraschenden Erlebnis, das spontan an die spiralförmige Rampe in Frank Lloyd Wrights Guggenheim Museum in New York denken lässt. Die oberhalb der Treppe eingefügte, diffus streuende Lichtdecke in Form eines EFTE-Folienkissens sorgt dabei für eine ausreichende Helligkeit beim Aufstieg (ETFE-Folienkissen von Buitink Zeilmakerij Duiven).
Um die spezifischen Anforderungen des Unternehmens umzusetzen und dabei ein Maximum an Flexibilität zu ermöglichen, wechseln auf sämtlichen Ebenen Einzelbüros fließend mit offenen Arbeitslandschaften. „Damit ermöglichen wir ein hohes Maß an Synergie und einen intensiven Austausch zwischen den verschiedenen Abteilungen“, beschreibt Willem Jan Landmann das Konzept. Die Anordnung sämtlicher Servicefunktionen in einem zentralen statischen Kern ermöglicht gleichzeitig eine übersichtliche Erschließung und weitgehend freie Raumfluchten zwischen Kern und Außenfassade. Die Lasten der Geschossdecken werden dabei durch flache Betonpfeiler abgetragen.
Die wenigen geschlossenen Innenwände wurden in enger Zusammenarbeit mit den Innenraumarchitekten vom Büro Ex Interiors mit Schallschutzpaneelen verkleidet. Direkt darüber integrierten die Planer farbenfroh gestaltete Streifen aus alten Teppichen und recycelten Textilien aus der Automobilindustrie, um so einen individuellen Charakter in den Räumlichkeiten zu schaffen. Komplettiert wird das ansprechende Ambiente durch individuell angefertigte Teppiche für einen Teil der Fußböden sowie durch ein intelligentes Beleuchtungskonzept. Die Gestaltung der Lobby im Erdgeschoss sowie die Auswahl des Büromobiliars wurden ebenfalls gemeinsam mit den Planern von Ex Interiors umgesetzt.
Nachhaltiges Gebäudekonzept
Eine zentraler Bestandteil der Planung war die Entwicklung eines nachhaltigen Gebäudekonzepts mit einer optimierten Tageslichtnutzung. Eine wichtige Rolle spielt dabei die oberhalb der Treppe eingefügte Lichtdecke, die auf sämtlichen Ebenen für zusätzlichen Lichteinfall ins Gebäude sorgt. Zur individuellen Verschattung der Arbeitsplätze steht andererseits ein integrierter Sonnenschutz zur Verfügung, der sich je nach Lichteinfall unabhängig steuern lässt. Zudem ragen die Geschossdecken in Richtung Süden um rund 1 m weiter aus der Fassade vor als nach Norden.
„An der Unterseite haben wir die Auskragungen außerdem mit leicht reflektierenden Aluminiumverbundplatten verkleidet“, erklärt Willem Jan Landmann (Aluminiumverbundplatten Dibond von 3A Composites). „Das sorgt dafür, dass indirektes Licht deutlich tiefer ins Gebäude dringen kann.“ Komplettiert wird das ambitionierte Klimakonzept für den Neubau durch die eleganten, lediglich 45 cm dicken Geschossdecken, die neben Kühlung und Heizung auch eine Betonkernaktivierung sowie die Lüftung integrieren. Auch hier gelang es Paul de Ruiter, den Anspruch auf Nachhaltigkeit ästhetisch hochwertig umzusetzen.
Architekten: Architectenbureau Paul de Ruiter, Amsterdam, NL Projektteam: Menno Kooistra, Haik Hanemaaijer, Willem Jan Landman, Niels Groeneveld Statik: Lucassen Bouwconstructies, Hengelo, NL Gebäudetechnik: Deerns raadgevende ingenieurs bv, Rijswijk, NL Landschaftsplanung: AKRO OKRA landschapsarchitecten, Utrecht, NL Innenraumgestaltung: Ex Interiors, Nieuwegein, NL
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