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Senk-Klappfenster und Belüftungssystem für Sanierungsziel Passivhaus

Generalsanierung eines Fakultätsgebäudes der Universität Innsbruck
Sanierungsziel Passivhaus

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Das Fakultätsgebäude „Technische Wissenschaften“ zeigt das Potenzial zur Einsparung von Energie bei Modernisierung von Altbauten besonders deutlich: Der Heizwärmebedarf wurde von 238 kWh/m²a auf 16 kWh/m²a reduziert. Bei dem Low-Tech-Gebäude im Passivhausstandard kamen Senk-Klappfenster sowie ein natürliches Belüftungssystem zur Umsetzung.

Dipl.-Ing. Nikolai Ziegler

Im Anschluss an einen EU-weiten, offenen Realisierungswettbewerb wurde ATP architekten ingenieure (Innsbruck) beauftragt, die Sanierung sowie den Umbau der Fakultätsgebäude „Technische Wissenschaften“ und „Architektur“ der Universität Innsbruck zu planen. Die im Sinne des Campuskonzeptes von 1969 gemeinsam entstandenen Bestandsbauten ähnelten sich auch in ihrer Konstruktion und Gestaltung. Das Erscheinungsbild dominierten umlaufende Balkonbrüstungen aus Sichtbeton mit zurückversetzten Fensterbändern. Das durch die Architekten und Ingenieure von ATP interdisziplinär ausgearbeitete Konzept sah vor, die beiden bestehenden, ähnlich strukturierten Gebäudekomplexe der jeweiligen Disziplinen differenziert zu gestalten. Präzise und bündig sollte zukünftig die Hochhaussilhouette der Technischen Fakultät erscheinen, wohingegen die offene und bewegte, in Glas ausgebildete Fassade der „Architekturwerkstatt“ einer eigenen Gestaltunggrundlage folgt.
„Die Idee, gestalterisch und technisch sehr differenziert auf die heutigen Raum- und Nutzeranforderungen zu reagieren, fanden wir besonders reizvoll”, erklärt Entwurfsarchitekt Paul Ohnmacht.
Neben den architektonischen Aufgaben waren für beide Gebäude eine haustechnische Bestandssanierung der Haupt- und Nebengebäude sowie die Verfolgung energieeffizienter Lösungen mit dem Sanierungsziel „Passivhausstandard“ gefordert. In diesem Beitrag wird ausschließlich die Sanierung der Fakultät für Technische Wissenschaften dargestellt, während der Nachbarbau in einem folgenden Heft Vorstellung findet.
Änderungen im Bestand
Über dem ebenerdigen Eingangsbereich finden auf acht Stockwerken Büros und Seminarräume Platz. Um die Transparenz im Gebäude zu maximieren, wurden die im Bestand vollständig geschlossenen Einzelbüros mit bedruckten Verglasungen zum Gang hin geöffnet. Große Fenstermodule bieten einen Rundumblick in die Alpenlandschaft und ermöglichen den Einfall von Tageslicht. Als robuster Bodenbelag sorgt Kautschuk geschossabhängig in unterschiedlichen Farben nicht nur für Abwechslung, sondern auch für die Orientierung.
Flächenbündig-funktionale Fassade
Maßgebliche und charakteristische Änderungen betrafen neben den Grundrissen jedoch die Fassade. Für den als Landmark im Areal geplanten Turm der Bauingenieure verschob ATP die thermische Hülle über die Balkone flächenbündig nach außen. Die zuvor als Außenraum geltende Fläche diente somit zur Vergrößerung des Innenraumvolumens. Das Erscheinungsbild der neuen Fassade wird horizontal durch Brüstungsbänder gegliedert, die eine Vertikalgliederung in einheitliche Intervalle separiert.
Die aluminiumsichtige Fassade besteht aus „Quadro Clad“ Paneelen von Hunter Douglas. Am Fakultätsgebäude kamen die Wabenpaneele in Abmessungen von 7 x 1,5 m zur Anwendung. Die so ausgeführten Bänder rahmen sämtliche Fensterflächen. Jede der längsrechteckigen Öffnungen verfügt über vier Fenster die sich jeweils aus zwei festverglasten sowie zwei öffenbaren Elementen zusammensetzen. Je nach Gegebenheiten im Innenraum sind diese unregelmäßig angeordnet, wodurch sich bei der Betrachtung von außen die strenge Fassade leicht zu bewegen scheint.
Senk-Klappfenster für Lüftung und Beschattung
Eine innovative Lösung der Generalsanierung stellt das eigens für den Hochhausturm entwickelte Senk-Klappfenster dar. Die Schallbelastung durch den Flughafen sowie die in Innsbruck häufige, langanhaltende Sonneneinstrahlung bei gleichzeitig starker Thermik erforderten den Einsatz eines besonderen Fenstertyps. Gemeinsam mit dem Fassadenplaner GBD Mosbacher und dem Passivhausinstitut Innsbruck/Darmstadt entwickelte ATP ein spezielles Fenster, das bei unterschiedlichen äußeren Einflüssen eine gleichmäßige natürliche Belüftung und Beschattung gewährleistet.
Als Grundbestandteil diente das Aluminiumfenster AWS von Schüco, das mit speziellen Senkklappscherenbeschlägen, SKS180 von SKF, aufgerüstet wurde. Dieses Fenster erhielt zusätzlich eine außenbündige Prallscheibe, während sich im Zwischenraum, geschützt vor Wind, der Sonnenschutz befindet. Zu Wartungs- und Reinigungszwecken lässt sich die Vorsatzscheibe von außen öffnen. Indem diese Scheibe als Klappflügel auf die 3-Scheibenverglasung aufgesetzt ist, werden mit einem U-Wert von 0,79 W/m²K annähernd die thermischen Qualitäten einer 4fach-Verglasung erreicht.
Low-Tech-Gebäudetechnik
Sämtliche Fenster sind über die Gebäudeleittechnik ansteuerbar und sorgen in Sommernächten für eine automatische Kühlung des Gebäudes. Die nach außen liegenden Räumlichkeiten werden natürlich belüftet. Überstromöffnungen in den Bürotüren gewährleisten, dass frische Luft von außen in das ganze Gebäude gelangt, während die warme Luft im Kern des Gebäudes mechanisch abgesaugt wird.
Durch dieses Konzept entstand ein sehr dichtes, kompaktes Low-Tech-Gebäude, das laut der EnerPHit-Anforderung „Sanierung Passivhausstandard“ erreicht.
Die neugestaltete und generalsanierte Technische Fakultät der Universität Innsbruck wurde mit dem Total Quality Building-Zertifikat der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen ausgezeichnet. Damit gilt das Projekt als zweitbestes saniertes Bürogebäude Österreichs. „Als Architekten und Ingenieure, die mit dieser komplexen Aufgabe beauftragt waren, freuen wir uns über das Zertifikat. Es ist eine der wichtigsten österreichischen Benchmarks für höchste energetische und ökologische Qualitäten“, erklärt Architekt Paul Ohnmacht von ATP.
Aluminiumfassade „Quadro Clad“
Aluminiumfenster „AWS“
Senkklappscherenbeschlag „SKS 180“
In einem Folgebeitrag im Herbst wird sich unser Autor der Neugestaltung des Nachbargebäudes, Fakultät Architektur, widmen.
Integrale Planung: ATP – architekten ingenieure, Innsbruck
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