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Energetisch und optisch aufgewertet

Sanierung dreier Mehrfamilienhäuser in Kassel
Energetisch und optisch aufgewertet

Drei Mehrfamilienhäuser in Kassel wurden 1975/76 konstruktionsgleich errichtet. Die Flachdachbauten verfügten noch vollständig über die technische Ausstattung aus dieser Zeit und waren in mehrfacher Hinsicht dringend sanierungsbedürftig. Hierbei wurden die Energiekennwerte von Dach, Außenwand, Fenster und Kellerdecke auf zeitgemäßen Standard gebracht.

Anne Fingerling

Außen- und Innenwände der sechs- bis siebengeschossigen Baukörper bestehen aus 24er bzw. 30er Kalksandstein-Mauerwerk sowie teilweise aus Beton. Die Fassaden waren außen mit einer Unterkonstruktion aus Lattung und Konterlattung versehen und mit Faserzementplatten verkleidet sowie mit 4 cm Mineralwolle gedämmt.
Unliebsame Überraschungen
Aufgrund schlechter Betonqualität mussten in der Vergangenheit wiederholt Notsicherungen durchgeführt werden, um das Herabstürzen größerer Betonbrocken zu vermeiden. „Es waren die klassischen Betonschäden, die man bei vielen Gebäuden aus den 1970er Jahren hat. Zum anderen gab es, bedingt durch die Baukonstruktion, sehr viele Wärmebrücken“, erklärt Architekt Volker Oestereich, Leiter der Abteilung Technik bei der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel mbh (GWG).
Im Bereich der Balkone etwa bildeten die Betondecken vollflächige Wärmebrücken, da sie ursprünglich durchbetoniert und geschalt waren, inklusive Balkongeländer und außenliegender Stützen. Daher fiel die Entscheidung, die alten Balkonanlagen vollständig abzuscheiden und durch neue Leichtmetallkonstruktionen zu ersetzt. Erst beim Entfernen der alten Balkone wurde das ganze Ausmaß der Schäden sichtbar. Stellenweise waren Stützen oder Anschlüsse nicht vollständig mit Beton verfüllt, die Armierung lag zum Teil frei und zeigte deutliche Korrosionsspuren. Diese zuvor nicht zugänglichen Stellen mussten zunächst ausgebessert und nachträglich mit Reparaturmörtel verfüllt werden.
Fast lückenlos gedämmt
Nun konnten die Fassaden komplett gedämmt werden. Zur Ausführung kam ein Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit 16 cm Polystyrol. Dabei handelt es sich um elastifizierte Schall-Dämmplatten (Heck EPS-Schall-Dämmplatten), die neben einer optimalen Wärmedämmung zugleich einen guten Schallschutz gegen Außenlärm gewährleisten. Zur Verklebung und Armierung verwendeten die Handwerker einen neu entwickelten Mörtel (Heck K+A LIGHT 085), der sich durch gute Verarbeitungsqualitäten auszeichnet und deutlich verbesserte Werte bei der Diffusionsoffenheit sowie bei Frost- und Tauwasserbeständigkeit aufweist. Zusätzlich zur Verklebung befestigte man die Dämmplatten mit WDVS-Dübeln. Als Oberputz brachten die Handwerker einen Edel-Dekor-Putz (Heck ED) in Kratzputzcharakter auf und beschichteten diesen mit Silikonharzfarbe (Rajasil SHF). In der Fläche sind die Fassaden in gedecktem Weiß gestrichen. Lediglich die Vorsprünge sind farblich herausgehoben durch Lichtgrau und einen dunkleren Grauton, wodurch diese Architekturelemente eine plastischere Wirkung erhalten.
Die neuen Kunststofffenster Trocal Innonova von profine mit Dreifachverglasung (U-Wert 0,7 W/m2K) sowie alle Metallteile setzten sich optisch durch einen eisengrauen Farbton ab.
Die neuen Balkone bestehen aus vorgefertigten Aluminiumelementen, die nur noch punktförmig auf einzelnen Konsolen aufliegen. Bei den Befestigungsankern handelt es sich um Einzelanfertigungen. Mit dem hinteren, runden Ende werden sie direkt in den Beton gebohrt, mit Quellmörtel verpresst und anschließend ausgerichtet. Der sichtbare Teil des Ankers ist viereckig ausgebildet und dient als Konsole für die Balkonelemente.
Neuer Dachaufbau
Die Flachdächer aller drei Gebäude waren undicht geworden, so dass die Altisolierung (7 cm Polystyrol) in einigen Bereichen vollständig durchfeuchtet war. Außerdem gab es in den Dachgeschosswohnungen immer wieder Überhitzungsprobleme.
Die Attika bestand nur aus einem kleinen Betonkranz mit 4 cm Dämmung. Auch in diesem Bereich war Feuchtigkeit in die Konstruktion eingedrungen. Der alte, schadhafte Dachaufbau wurde bis auf die Betondecke komplett abgetragen. Anschließend verlegten die Dachdecker 2 x 10 cm Dachdämmplatten aus Polystyrol (Vedag-Lambdaroof 031 dh), darauf folgt ein üblicher Gründachaufbau. Das neue Gründach wertet nicht nur das optische Erscheinungsbild der Wohnhäuser auf, sondern wirkt sich vor allem auch auf das sommerliche Wärmeverhalten positiv aus.
Sonderlösungen
Bei einer Dämmstärke von 20 cm verschwand die alte Attika regelrecht, was einen völlig neuen Aufbau erforderlich machte. Zudem musste sie an die 16 cm Außenwanddämmung angepasst werden. Auf die vorhandene Attika montierten die Dachdecker jeweils wechselweise Holzbohlen und Hartschaumplatten (Poresta) in insgesamt vier Lagen und schließlich eine auskragende OSB-Platte, die mit der Außenwanddämmung bündig abschließt. Die Konstruktion erhielt als Feuchtigkeitsschutz eine bituminöse Abdichtung und eine Zinkblechabdeckung, die zugleich den optischen Abschluss bildet. „Mit dieser komplett neuen Eigenentwicklung einer `Dämm-Attika´ erreichen wir ausreichend Stabilität und gleichzeitig gute Dämmwerte“, erläutert Bauleiter August Karpenstein von der GWG.
Aufgewertet
Die energetische Sanierung nutzte das Planungsteam zugleich als Chance, die Gebäude auch gestalterisch aufzuwerten. Den Maßnahmen liegt ein Gestaltungskonzept des Kasseler Architekturbüros Atelier 30 zugrunde, welches sowohl Material und farbliche Fassadengestaltung mit Balkonen einbezieht, als auch die Eingangsbereiche. Die Außenanlagen wurden ebenfalls neu angelegt.
Vor allem die Eingänge waren zuvor nur ein „Loch im Haus, wo es rein und raus ging“, erinnert sich Volker Oestereich. Diese Bereiche wurden bei allen drei Häusern vollständig umgestaltet und nach außen geöffnet. In Zusammenarbeit mit einem Kasseler Unternehmen entstand für das Gebäude des ersten Bauabschnittes ein anspruchsvolles Lichtkonzept, das teilweise auf die anderen beiden Wohnhäuser übertragen wurde. Im Innenbereich des Erdgeschosses führen senkrechte Lichtstäbe, bestehend aus LED-Segmenten in einem warmen Farbton, in die Tiefe und sorgen Tag und Nacht für ausreichende Beleuchtung im Treppenhaus. Die klaren Linien der verglasten Vordachkonstruktion aus Stahl werden von Lichtleisten hervorgehoben und leuchten den Eingang nachts aus. Das Licht spiegelt sich in der Fläche aus roten Glasfliesen, die einen reizvollen optischen Akzent setzt.
Fazit
Nach der Fertigstellung haben sich die drei Mehrfamilienhäuser vom Sorgenkind zum Vorzeigeobjekt entwickelt – mit mehr Wohnkomfort für die Mieter und einer deutlichen Steigerung der Attraktivität.
Energiekennwerte / U-Werte nach der Sanierung
Dach: 0,14 W/(m2K) Außenwand: 0,20 W/(m2K) Fenster: 0,7 W/(m2K) Kellerdecke: 0,21 W/(m2K)
Planung und Bauleitung: Volker Oetsereich, August Karpenstein und Heiko Steppan (GWG – Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Kassel mbH) Entwurfsberatung/ Gestaltungskonzept: Ole Creutzig (Atelier 30 Architekten GmbH, Kassel)
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