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Akustik als Grundausstattung

Bauteile zur Verbesserung der Raumakustik in Bürogebäuden
Akustik als Grundausstattung

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Fast die Hälfte von 13 000 Befragten ist mit der eigenen Büroumgebung nicht oder nur zum Teil zufrieden. Dies ergab die Studie „Office Analytics“, die das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation 2018 veröffentlicht hat. Nicht optimale Akustik spielt hier eine Rolle und kann negative Auswirkungen auf die Produktivität haben. Gegensteuern lässt sich mit überschaubarem Aufwand: Akustikdecken, Stellwände aus schallabsorbierendem Material und abgehängte Deckensegel wirken.

Anforderung:

Verringerung der Sprachübertragung in größeren Büros für mehr Produktivität

Lösung:

Individuell bemessene raumakustisch wirksame Elemente wie Akustikdecken, Stellwände oder abgehängte Deckensegel


Markus Mück, Leiter Anwendungstechnik Knauf AMF | jo

Bei neuen Bürogebäuden und Modernisierungen im Bestand findet Raumakustik inzwischen deutlich mehr Beachtung. Büroflächen sind nicht mehr nur ein notwendiger Kostenfaktor, sondern gelten als wesentlicher Baustein für höhere Attraktivität des Arbeitgebers, langfristige Identifikation und mehr Produktivität. Sie beeinflussen unmittelbar den Unternehmenserfolg.

Die Gestaltung von (größeren) Büros berücksichtigt dabei die Erkenntnis, dass bei verschiedenen Anforderungen, z.B. offenen und transparent gestalteten Büroumgebungen, der Wissensaustausch gefördert wird, die Beschäftigten gleichzeitig aber auch Rückzugszonen für ungestörte Tätigkeiten benötigen.

Sprachübertragung steuern

Raumakustisch wirksame Elemente sind dabei ein wesentlicher Bestandteil, weil sie – richtig geplant, bemessen und eingebaut – die spezifische Kommunikation bedarfsgerecht unterstützen bzw. die Sprachübertragung steuern. Darum geht es vor allem in Großraumbüros. Im Gegensatz zu Sitzungs- oder Schulungsräumen, bei denen es auf eine möglichst gute Sprachverständlichkeit ankommt, sollen Raumakustik-Maßnahmen in größeren Büros die Sprachübertragung von einem zum anderen Arbeitsplatz möglichst verhindern.

Mit dem Einbau einer Akustikdecke lassen sich im Großraumbüro die Senkung des Schalldruckpegels und die Verkürzung der Nachhallzeit erreichen. In der Regel sind aber noch zusätzliche Maßnahmen notwendig, beispielsweise die akustische Abschirmung der einzelnen Arbeitsplätze durch Stellwände aus schallabsorbierendem Material. Je nach Größe des Büros kann statt mit einer Akustikdecke auch mit abgehängten Deckensegeln gearbeitet werden, die über den Schreibtischen angebracht werden. Kurze Nachhallzeiten und wirksame Schallabsorption sind aber auch in kleineren Büros notwendig, damit optimale Arbeitsbedingungen an den Schreibtischen herrschen.

Räume mit Bedarf
an Lärmminderung und Raumkomfort

Relevante Regelwerke sind in diesem Zusammenhang DIN 18041 „Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für die Planung“ (Ausgabe März 2016) und die Technische Regel VDI 2569 „Schallschutz und akustische Gestaltung im Büro“ (Entwurf) Ausgabe Oktober 2019.

Büros sind in der DIN 18041 der Raumgruppe B zugeordnet, und zwar der Nutzungsart B4 „Räume mit Bedarf an Lärmminderung und Raumkomfort“. Für die Nutzungsart B4 gibt die Norm als Orientierungswert das Verhältnis von äquivalenter Schallabsorptionsfläche A zum Raumvolumen V in Abhängigkeit der Raumhöhe an. Zur Beurteilung der Orientierungswerte wird der Frequenzbereich zwischen 250 und 2 000 Hz betrachtet.

Die kürzlich veröffentlichte Technische Regel VDI 2569 (Oktober 2019) behandelt die Verminderung der Sprachverständlickeit aus benachbarten Bereichen und die Senkung von Störgeräuschen zum störungsfreien Arbeiten in Büros. Insbesondere im Anhang B geht es um „Akustische Funktionen und Kennzeichnung von raumakustisch wirksamen Bauteilen und Möbeln für offene Bürolandschaften“.

Darin heißt es: „Mit schallabsorbierenden Unterdecken kann bei hohem Schallabsorptionsgrad und großflächiger Ausführung eine sehr hohe Raumbedämpfung erreicht werden.“ Abgedeckt werden soll laut VDI 2569 dabei der Frequenzbereich zwischen 125 Hz und 4 000 Hz. So ließen sich auch Reflexionen an der Decke wirksam verringern. Deckensegel sorgen laut Technischer Regel abhängig von ihren Abmessungen und der Positionierung für eine lokale Minderung der Deckenreflexion zwischen benachbarten Arbeitsplätzen.

Auch mit schallabsorbierenden Wandverkleidungen lässt sich nach Empfehlung der Technischen Regel „bei hohem Schallabsorptionsgrad und großflächiger Ausführung“ eine sehr hohe Raumbedämpfung erreichen. Bezogen auf die Bürofläche gibt die Technische Regel eine Bezugsgröße an: „Die alleinige Anordnung von Schallabsorbern im Bereich der Wände und der Fassade zur Raumbedämpfung, das heißt zur Verringerung des Nachhalls, ist nur bei kleinen Büros mit Grundflächen etwa 40 m² aus akustischer Sicht sinnvoll.“

In Großraumbüros empfiehlt VDI 2569, die Schallabsorber gleichmäßig über die Grundfläche zu verteilen. Dies sei an Boden oder Decke leichter zu erreichen als an Wänden. Weiter wird ausgeführt: „Mit an Wänden und Raumbegrenzungsflächen platzierten Schallabsorbern können gezielt Reflexionen an diesen Flächen reduziert werden. Das ist beispielsweise bei einer Anordnung von Arbeitsplätzen parallel zur Fassade oder parallel zu einer Flurwand hilfreich.“

Berücksichtigung in der Entwurfs- und Ausführungsplanung

Christina Heeckt, Inhaberin des Hamburger Büros hmarchitekten, entwirft mit ihrem Team seit vielen Jahren Büroneubauten und -modernisierungen. Sie bestätigt den gewachsenen Stellenwert der Akustik in den Bauvorhaben: „Eine Bürostruktur mit Open Space Areas und gleichzeitiger Integration von Zonen für konzentriertes Arbeiten ist derzeit State of the Art. Dem müssen wir in Planung und Umsetzung mit einer entsprechenden Baukonstruktion und Raumstruktur gerecht werden. Die Entwicklung von Einzelbüros hin zu Shared Space Offices hat die Bedeutung der Raumakustik spürbar erhöht.“

Für die Architektin bedeutet das eine umfassende Berücksichtigung dieses Bereiches in der Entwurfs- und Ausführungsplanung.

Teil der „Grundausstattung“

Bauteile zur Verbesserung der Raumakustik sind mehr und mehr Teil einer „Grundausstattung“ neuer Bürokomplexe geworden. Priorität haben dabei für hmarchitekten spezielle Absorberflächen an Decke oder Wand vor dem Einsatz von Teppichen und einer speziellen Möblierung. Einbezogen in den Planungsprozess wird frühzeitig ein externes Akustik-Ingenieurbüro, das die notwendigen akustisch wirksamen Flächen ermittelt und wichtige Basisdaten für die Materialwahl und Ausführung liefert.

Christina Heeckt: „Bewährt haben sich hier vor allem Deckensegel, Wandabsorber und manchmal auch freistehende Raumteiler.“ Diese Elemente sind Bestandteile der Grundgestaltung von Objekten, die hmarchitekten verantworten.

Bürogebäude in Hamburg

hmarchiteken hat in Hamburg u.a. das Bürogebäude „Landmark 7“ errichtet und war auch für die Planung und Umsetzung der Raumakustik verantwortlich. Im Landmark 7 wurden eher kleinere Büroeinheiten mit zwei bis sechs Arbeitsplätzen verwirklicht. Als Akustikelemente kamen hier deshalb Deckensegel zum Einsatz. Mit ihnen ließen sich attraktive Gestaltung und angenehme räumliche Grundbedämpfung sehr gut umsetzen.

Beim System fiel die Wahl auf die Softboard-Deckensegel „AMF Topiq Sonic element“ von Knauf AMF. Deren Technologie basiert auf vlieskaschierten Steinwolleplatten mit sicht- und stirnseitiger Beschichtung. Im Landmark 7 sind die Deckensegel durchgängig weiß beschichtet – „als Kontrast zu den grauen Sichtbetondecken darüber“, so Christina Heeckt. Geringes Flächengewicht, leichte Handhabung und exzellente Schallabsorption sind die wesentlichen Eigenschaften des Materials, mit dem hmarchitekten auch andernorts bereits positive Erfahrungen gesammelt hatten. Zum Einsatz kamen im Landmark 7 insgesamt 78 Topiq Sonic element (1 200 x 1 200 mm) und 110 Topiq Sonic element (1 800 x 1 200 mm). Die Maße waren von hmarchitekten vorgegeben und wurden entsprechend von Knauf AMF produziert und geliefert. Je nach Form, Fläche und Grundriss sind in den Büros quadratische und rechteckige Deckensegelpaare nebeneinander kombiniert.

Die Ergebnisse der Schallabsorption und die Wirksamkeit der Deckensegel überzeugten nicht nur hmarchitekten. Auch die Mieter äußern sich sehr zufrieden über die Gestaltung und Arbeitsatmosphäre in den Büros.


Dipl.-Ing. Architektin Christina Heeckt, Inhaberin hmarchitekten in Hamburg: „Wir mögen Sichtbetondecken ganz besonders, arbeiten bei unseren Neubauten in der technischen Gebäudeausstattung häufiger mit thermischer Bauteilaktivierung und setzen thermoaktivierte Rohdecken ein. Daher müssen wir zusammen mit dem jeweiligen Investor oder Bauherrn frühzeitig Entscheidungen treffen über jene Bereiche, die aus akustischen Gründen mit abgehängten Decken oder Deckensegeln ausgestattet werden sollen.“


Raumkomfort

Je nach gewünschtem „Raumkomfort“ kann die Auslegung anhand von jeweils drei Schallschutz- und Raumakustik-Klassen A,, B und C erfoolgen. Nachfolgend sind nur die Eckpunkte der Raumakustik-Klasse C aufgeführt sowie die Umsetzung mit entsprechenden Maßnahmen und Materialien beschrieben:

Beispielraum L x B x H = 25 m x 15 m x 2,5 – 3,0 m

VDI 2569 Klasse C

Decke: Absorbierende Decke, vollflächig αW ≥ 0,60 / alternativ: Hochabsorbierende Deckensegel, 50 % der Deckenfläche

Boden: Teppich (zur Vermeidung/Minderung von Gehgeräuschen

Wände/Fassade: Keine Anfordeurngen

Abschirmung: Raumteiler / Stellwände, Höhe ≥ 1,25 m ü. OKFF αW ≥ 0,50

Fazit: Auch wenn dank VDI 2569 sehr umfangreiche und hoch wirksame raumakustische Maßnahmen zielgerichtet umgesetzt werden können, so wird man bei entsprechenden Nutzungsformen und Raumgrößen nie dieselben Arbeitsbedingungen im Vergleich zu Einzelbüros vorfinden.

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