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BIM-Planung: Staab Architekten und h4a zum Umgang mit BIM

Staab Architekten und h4a Gessert + Randecker Generalplaner zum Umgang mit BIM
Hin zur digitalen Prozess-Kette

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Wie lässt sich die BIM-Planung in den Alltag eines Architekturbüros integrieren und was sind dabei die Herausforderungen? Diese Fragen lassen sich am besten im direkten Dialog beantworten. Wir haben zwei Büros befragt: Staab Architekten (Berlin) und h4a (München).

Dipl.-Ing. Arch. (FH) Tim Westphal | jo

Mit Building Information Modeling manifestiert sich ein Paradigmenwechsel in der Architekturplanung: weg von der 2D-Planung, hin zur 3D-Planung und zum informierten Gebäudemodell, verkürzt das „BIM-Modell“ genannt.

BIM-Planung ist ein großer Schritt in einer langen, digitalen Prozess-Kette, angefangen beim Planen, über das Bauen bis hin zum Gebäudebetrieb und zur Revitalisierung oder gar den Abriss und das Recycling eines Bauwerks am Ende des Lebenszyklus‘. Führt man sich das vor Augen, wird klar, dass die Baubranche noch viele Aufgaben hin zur digitalen Kette lösen muss. Und gleichzeitig ahnt man, welche Potenziale in der Digitalisierung des Bauwesens stecken. Denn viele der vorgenannten Prozesse im Gebäudelebenszyklus verlaufen noch analog oder nur in Teilen digital.

Implementierung digitaler Prozesse

Bei Staab Architekten und h4a ist der Einsatz von 3D-Planung seit Jahren Alltag. Anders verhält es sich mit der BIM-Planung, wie Jan Holländer, Assoziierter im Büro Staab, herausstellt: „All unsere Projekte werden 3D-basiert umgesetzt. Parametrische 3D-Objekte nutzen wir in unseren Planungen seit vielen Jahren. Die konsequente Implementierung von BIM haben wir vor ungefähr zwei Jahren begonnen und binden, wo möglich, auch unsere Partner und Fachkollegen ein.“

Ganz ähnlich stellt sich die Situation bei h4a dar. Für Carlos De Paz, BIM-Manager im Architekturbüro, war eine neue Planungssoftware ein wichtiger Anstoß für die Implementierung digitaler Prozesse: „Vor gut drei Jahren starteten wir mit der BIM-Software Archicad. Über die Jahre sammelten wir Erfahrungen in der Vielseitigkeit der Software. Schnell entstand das Bedürfnis, ebenso von den BIM-Vorteilen zu profitieren. 2018 beschlossen wir, die BIM-Umstellung auf den gesamten Planungszyklus zu vollziehen.“

BIM-Planung: Prozess der Umstruktuurierung

Für h4a und Staab Architekten läutete der Umstieg auf BIM einen Prozess der Umstrukturierung des Büros ein, der längst nicht abgeschlossen ist. Das hat einerseits mit der guten Projektauslastung zu tun: ein laufendes Projekt auf BIM umzustellen wäre fahrlässig, die Reibungsverluste sind viel zu groß. Also bezieht sich die BIM-Implementierung auf alle neuen Projekte, bei denen von vornherein modellorientiert geplant wird – doch das nicht mit höchstem Detaillierungsgrad und über alle Planungsphasen im Projekt.

Weder Staab Architekten noch h4a sehen hierin einen Nutzen. Lukas Oelmüller vom Büro Staab: „BIM ist lediglich ein Werkzeug. Ich bin darauf bedacht, dass unsere Planungsmethoden und unsere Herangehensweise durch BIM gestützt werden und dass wir mit digitalen Gebäudemodellen die Qualität unseres Architekturansatzes nicht verlieren. Wenn wir daran etwas ändern würden, hätten wir keinen Erfolg.“ Andreas Nuß, BIM-Teamleiter bei h4a, sieht die Gefahr des „Verkünstelns“ und äußert seine Bedenken: „Wir müssen unsere Mitarbeiter aktuell anhalten, nicht zu detailliert zu werden. Die Gefahr ist vor allem in den frühen Leistungsphasen groß.“

Projektparameter früh definieren

Die Festlegung, welche Planungsaufgaben mit BIM gelöst werden sollen, sollte schon vor dem Projektstart getroffen werden. Die Fachplanungen, die BIM-basiert erfolgen, sind ebenfalls mit der Festlegung wichtiger Projektparameter zum Beispiel in einem BAP (BIM Abwicklungsplan) zu definieren. Damit das möglich wird, muss sich der Architekt jedoch im Klaren darüber sein, was er in 3D und bauteilorientiert erstellen will. Hiervon sind seine Arbeitsaufwände abhängig. Hinzu kommt die Entscheidung, ob er den offenen Datenaustausch (Open BIM) unterstützt. Moderne Planungsprogramme wie Archicad ermöglichen diesen Informationstransfer. h4a Architekten sehen in Open BIM ein Kollaborationsmodell der Zukunft. BIM-Manager Carlos De Paz: „Wir setzen definitiv auf einen offenen Datenaustausch. Open BIM ermöglicht nicht nur die freie Wahl der Software, sondern auch die Vielfalt des Denkens. Das fordert seinen Preis: Jede Software hat ihre eigene Sprache. Eine gemeinsame Sprache, das IFC-Format, ist notwendig. Doch geht bei der Übersetzung in IFC noch ein Teil der Informationen verloren.“

Etablierung eines BIM-Standards

So gesehen ist vorgezeichnet, wohin sich die BIM-Welt in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird: Der Datenaustausch wird einfacher und verlässlicher werden, egal mit welchem Programm der Architekt oder Fachplaner arbeitet. Ein weiterer Aspekt, der sowohl von h4a als auch von Staab Architekten explizit genannt wird, ist die Etablierung eines Deutschen BIM-Standards. In Anlehnung an den beispielhaften British Standard, muss er die besonderen Erfordernisse von Architekturplanung in Deutschland und darüber hinaus Österreich und der Schweiz berücksichtigen. In den drei Ländern ist der Architekt sehr oft im gesamten Planungsprozess eingebunden. Carlos De Paz, h4a Architekten, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Wir brauchen schnell einen deutschen BIM-Standard. Ebenso müssen die Honorare an die BIM-Methode angepasst werden. Dazu sollten die Auftraggeber natürlich die Vorteile erkennen und sie müssen messbar sein. Um das zu erreichen, können wir die Prozesse und Praktiken von anderen Ländern genau anschauen, die diese Probleme schon lange konfrontiert haben. Die Balance zwischen Stabilität und Flexibilität ist der Schlüssel.“

Qualitäten im BIM-Prozess erkennen

Die Fülle an anstehenden Aufgaben in Standardisierung und Normierung und die Etablierung des Open BIM-Planungsansatzes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass BIM schon heute großen Nutzen mit sich bringt. Im Umgang mit dem Bauherrn beispielsweise lässt sich das Gebäudemodell für virtuelle Rundgänge nutzen. Ebenso ist die punktgenaue Dokumentation von Kollisionen und Unstimmigkeiten aus den Fachplanungen im Modell ein wichtiger Mehrwert zur konventionellen 2D-Planung. Fehler lassen sich so in der Planung vermeiden; ebenso meist teure Nachbesserungen auf der Baustelle. Hinzu kommt der Nutzen des Gebäudemodells, um wesentliche Facility-Management-Daten ergänzt, für den Gebäudebetrieb nach der Übergabe. Damit ist BIM zu einem wichtigen Baustein in einer digitalen Prozesskette geworden, die in der Zukunft den gesamten Gebäudelebenszyklus betrachtet. Sich auf diese neuen Bedingungen vorzubereiten, ähnlich wie es h4a oder Staab Architekten jetzt tun, ist in den kommenden Jahren eine wichtige Aufgabe – und zwar für alle Architekten.


Carlos De Paz, BIM-Manager bei h4a: „Wir setzen definitiv auf einen offenen Datenaustausch. Open BIM ermöglicht nicht nur die freie Wahl der Software, sondern auch die Vielfalt des Denkens. Das fordert seinen Preis: Jede Software hat ihre eigene Sprache. Eine gemeinsame Sprache, das IFC-Format, ist notwendig. Doch geht bei der Übersetzung in IFC noch ein Teil der Informationen verloren.“


Carlos De Paz, BIM-Manager bei h4a: „Wir brauchen schnell einen deutschen BIM-Standard. Ebenso müssen die Honorare an die BIM-Methode angepasst werden. Dazu sollten die Auftraggeber natürlich die Vorteile erkennen und sie müssen messbar sein.“


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