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Sport fusioniert mit Energiegewinnung

Erweiterung und Modernisierung eines Fußballstadions in Bielefeld
Sport fusioniert mit Energiegewinnung

Das Bielefelder Fußballstadion wurde modernisiert und um einen Tribünenneubau erweitert. Dabei geriet das Bau- vorhaben zur Referenz für das energetische und gestalterische Potenzial gebäudeangepasster Photovoltaik.

Arminia Bielefeld vollendete mit dem Bau der Osttribüne das in mehreren Bauabschnitten erweiterte und modernisierte Bundesligastadion an der Melanchthonstraße. Es entstand eine moderne zweistöckige Sitzplatztribüne, die sich an den multifunktionalen Anforderungen modernster Stadion- und Geschäftshausarchitektur orientiert. Die neue Haupttribüne bietet mit Ober- und Unterrang nun insgesamt 6 722 Zuschauern Platz, wodurch sich die Gesamtzuschauerzahl der SchücoArena von zuvor 26 601 auf 28 008 erhöhte.

Die individuelle Lösung der Entwurfsidee besteht im Aufbau einer modernen zweistöckigen Sitzplatztribüne, die sich in Bezug auf VIP-Räume und begleitende Hospitality-Angebote an den multifunktionalen Gestaltungs- und Nutzungskonzepten der für die WM 2006 neu errichteten Großarenen anlehnt und diese in der Ausführung variiert. Das hier umgesetzte Konzept unterteilt die Tribüne in der Mitte horizontal durch eine großflächige Terrasse, die direkt zu einem weiträumigen Business-Club führt. In die Ebene zwischen den Rängen wurden moderne VIP-Offices in Größen von 89 m² bis 335 m² Nutzfläche integriert. Noch exklusiver wird es in den obersten Gefilden: In der spektakulären Dachkonstruktion entstanden vier „Sky-Offices“, die scheinbar frei über dem Aktionsfeld schwebend dem sportbegeisterten Unternehmer die Möglichkeit bieten, auf Flächen zwischen 213 m² und 1 000 m² seinen Geschäftstätigkeiten nachzugehen. Klar gegliederte hohe Räume mit einem Höchstmaß an Transparenz und angrenzenden Terrassen, ausgerichtet zur Stadt und zum Spielfeld, vermitteln ein „himmlisches“ Raumgefühl. In jedem Falle versprechen die Sky-Offices ein Arbeiten in einer europaweit einzigartigen Tribünenkonstruktion, deren oberer Abschluss zudem noch durch ein großflächiges High Tech-Solardach gebildet wird.
Entwurfsspezifisch gelöst
Die Kombination von Sport und Energiegewinnung bzw. energetisch nachhaltigem Bauen stellt im Falle der SchücoArena eine glückliche Paarung dar, weil hier eine maßgeschneiderte Solardach-Konstruktion mit zahlreichen entwurfsspezifischen Sonderlösungen entstehen konnte. Das derzeit flächengrößte Stadion-Solardach für gebäudeintegrierte Photovoltaik wurde mit der für Großprojekte üblichen Planungsunterstützung der PV-Objektspezialisten von Schüco erstellt und von den Bielefelder Spezialfirmen Steffen Metallbautechnik und Elektro-Fastabend ausgeführt.
In vielerlei Hinsicht wurde bei diesem Sonderbau konstruktives Neuland in der objektbezogenen PV-Technik betreten. Angesichts sichtbarer Technik galt es einen möglichst energieeffizienten Kompromiss zwischen Ästhetik und Funktion zu finden. So gelang beispielsweise die erwünschte Verbindung von Beschattung und natürlicher Belichtung durch das variable Arrangement von PV-Modulen unterschiedlicher Zellbelegung. Oberhalb der Sitzplätze, wo mehr Tageslicht für die Zuschauer und zur Stimulanz des Rasenwachstums gefordert war, wurden Zellenanzahl und -dichte in den Modulen quer zum Spielfeld reduziert; über den höher gelegenen Tribünenrängen nimmt die Zellendichte zu, um den Blendeffekt zu reduzieren.
Um den Energieertrag zu optimieren, wurden Verschattungseffekte weitgehend ausgeschaltet, u. a. durch Querverschaltung der Module und eine spezielle Riegelkonstruktion entlang der Dachkante zum Spielfeld, die der Aufnahme von Flutlichtern dient und die sonst üblichen Mastkonstruktionen ersetzt. Die vollständige Sichtbarkeit der PV-Technik legte überdies eine versteckte Verkabelung aller Module nahe, die über eine Verschaltung im Randverbund unter den Pressprofilen erfolgte. Auch für die Positionierung der Wechselrichter musste eine objektspezifische Lösung im Hinblick auf die baulich-konstruktiven Anforderungen gefunden werden – sie befinden sich servicefreundlich arrangiert oberhalb der Gangway der Sky- Offices. Damit das Solardach im Dauerbetrieb möglichst über Jahrzehnte hinweg extreme Temperaturschwankungen im Spektrum von –20° bis +60° unbeschadet aushält, wurden im Abstand von 6 m jeweils doppelte Profile zur Dehnungsaufnahme über den Stahlträgern vorgesehen, in deren Zwischenräumen sich die Kabelprofile befinden.
Das Ergebnis all dieser Maßnahmen ist ein energieeffizientes Solardach, das den erwünschten Image-Effekt durch optische Eleganz und Leichtigkeit erzielt – und das, obwohl es die rund zehnfache Last auf die Unterkonstruktion einbringt wie z. B. eine Trapezblech-Konstruktion.
Vergleich der PV-Konzepte
In mehreren Bauschritten modernisiert und auf der Südtribüne bereits mit standardisierter PV-Dachlösung ausgestattet, bietet die Arena einen anschaulichen Praxisvergleich zweier unterschiedlicher Konzepte zur solaren Energiegewinnung am Objekt. Beide Lösungen – die von unten unsichtbare, im Winkel von 30° aufgeständerte PV-Dachvariante auf der Südtribüne und das teiltransparente Dach der Osttribüne – erwirtschaften einen vergleichbaren Ertrag an Solarenergie.
Beide Solaranlagen produzieren zusammen jetzt soviel Strom, dass damit Arminia Bielefeld rund 20% seines jährlichen Stromverbrauchs decken kann. Doch während die Standardlösung „nur“ den Zweck der Energiegewinnung erfüllt und folglich allein am finanziellen Rückfluss der Investitionskosten gemessen wird, demonstriert die angepasste Objektlösung der Osttribüne die vielfältigen Funktionen und Effekte objektspezifisch angepasster Photovoltaik.
Die mit Unterstützung der Bielefelder Stadtwerke betriebene zweite Solaranlage ist in das neue Tribünendach integriert und damit vollkommen sichtbar. Tageslichtnutzung, optimierter Rasenwuchs, High Tech-Charakter und nicht zuletzt die Vorbildfunktion im öffentlichen Bereich stehen neben dem bloßen Energieeintrag auf der Gewinnseite. Da mag man bei derartigen Sonderbauten den angesichts höherer Investitionskosten verlängerten Amortisationszyklus bereitwillig in Kauf nehmen.
Energiesparende Fenster und Fassaden
Energetisch wirksame Effekte werden durch den Einsatz moderner Fenster- und Fassadentechnik weiter optimiert. So kam die Schüco FW 50+.HI (High Insulation) Fassade in den Bereichen der Arkaden Ebene 0, der Logen Ebenen 2 und 4, der Sky-Office Ebene 5 sowie in den rückseitigen Fassaden von Ebene 1 bis 4 zum Einsatz, in letzterer Einbausituation in Kombination mit absturzsichernden Verglasungen. Integrierte RWA-Fenster wurden als Glaslamellen- und Drehflügel-Varianten ausgeführt.
Auch bei den Fenstern und Türen in der Gebäudehülle legte man Wert auf optimierte Wärmedämmung und wählte Schüco AWS 70.HI Fenster als Einsatzelemente und dazu passend in ebenfalls 70 mm Bautiefe Schüco Aluminium Türsysteme. Eine besondere Einbausituation entstand bei der nahezu 20 m hohen und über 8 m breiten Treppenhausfassade, die als Stahlaufsatzkonstruktion hergestellt wurde. Insgesamt wurden rund 4 000 m2 Fassade montiert.
Um im Innenbereich das gestalterische Konzept der Transparenz und Offenheit auch in sicherheitsempfindlichen Situationen konsequent fortzuführen, setzte man selbst beim Brandschutz mit Schüco Fire-stop II Türsystemen transparente Bauteiltechnik ein. Die T30-Brandschutztüren bilden den transparenten Treppenraumabschluss und sorgen für helle und sichere Flucht- und Rettungswege.
Architekt: Dipl.-Ing. Frank H. Stopfel, Bielefeld Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Ralf Kahl, Bielefeld Brandschutzgutachten: HHP West Beratende Ingenieure GmbH, Bielefeld
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