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Sicher abgekapselt

Berliner Hauptbahnhof
Sicher abgekapselt

Rita Jacobs / r.

Der neue Berliner Hauptbahnhof, der an der gleichen Stelle errichtet wurde, an der einst der im Krieg schwer beschädigte und 1959 gesprengte historische Lehrter Bahnhof stand, ist der größte Kreuzungsbahnhof Europas. Hier treffen sich eine West-Ost- und eine Nord-Süd-Strecke für den ICE-Verkehr.
760 Fern- und Regionalzüge, bis zu 800 S-Bahnen und rund 1 000 U-Bahnen werden täglich erwartet. Das Fahrgastaufkommen pro Tag wird mit etwa 300 000 Personen angegeben. Restaurants und Cafés sowie ein umfangreiches Einkaufsangebot sollen für einen angenehmen Aufenthalt sorgen.
Fünf Verkehrsebenen
Auf einer Fläche von insgesamt 430 m x 430 m bündelt der mitten in Berlin gelegene Bahnhof insgesamt fünf Verkehrsebenen. Dabei verlaufen die Gleise der Nord-Süd-Verbindungen 15 Meter unter der Erde, die Gleise für die Ost-West-Verbindungen befinden sich 10 m über dem Straßenniveau.
Große Glasdächer sorgen für einen hellen Raumeindruck. Ein ausgeklügeltes System großer Öffnungen in den Decken aller Ebenen sorgt dafür, dass Tageslicht bis auf die tief unter der Erde gelegenen Bahnsteigebenen gelangt.
Im 90-Sekunden-Takt fahren die Züge im Lehrter Bahnhof in alle Himmelsrichtungen. Der reibungslose Ablauf dieser dichten Zugfolge ist das Ergebnis einer umfangreichen Logistik, die nur über eine entsprechende Infrastruktur im Hintergrund zu leisten ist. 170 km lang sind allein die Kabel für die Bahntechnik.
Eine Abkapselung mit Kabelkanälen soll auch im Brandfall gewährleisten, dass alle für die Sicherheit notwendigen Anlagen in Betrieb bleiben.
Aber nicht nur ausreichender Brandschutz sollte durch die Kabelkanäle gewährleistet werden. Die für den Bau des Lehrter Bahnhofs zuständige DB Projekt GmbH forderte außerdem die Ausführung mit einem Material, das wasserbeständig ist.
Der Einbau der Kanäle sollte nämlich bereits zu einer Zeit erfolgen, als der Bau wegen noch nicht abgeschlossener Betonarbeiten stark durch Baufeuchte belastet war. Außerdem drang durch Wettereinwirkung von außen Wasser in großen Mengen in den Bau ein.
Wasserbeständige Brandschutzplatten
Die Wahl fiel schließlich auf Aestuver-Brandschutzkanäle von Xella, die auf Grund ihrer Materialzusammensetzung für fast jeden Einsatzort geeignet sind.
Sie werden aus Glasfaser-Leichtbetonplatten gefertigt, die gemäß der DIN 4102, Teil 2 zu den nicht brennbaren Baustoffen der Klasse A1 gehören.
Sie sind leicht, aber belastbar und verfügen über eine abriebfeste Oberfläche. Insgesamt wurden rund 13 000 Meter Brandschutz-Kabelkanäle eingebaut.
Die Kombination von Blähglasgranulat und langen Glasfasern im Matrixaufbau der Brandschutzplatten stellt eine hohe Druck- und Biegezugfestigkeit sicher und ist gleichzeitig verantwortlich für die Wasserbeständigkeit.
So überstanden die Kabelkanäle, die während der Bauphase großer Nässe ausgesetzt waren und teilweise in Regenwasser gelagert wurden, die Nässeeinwirkung ohne Schäden. Gleichzeitig verhindert die Plattenzusammensetzung ohne brennbare Bestandteile die Freisetzung von toxischen oder sichtmindernden Gasen im Brandfall.
Eingebaute Systemgitterrinnen auf längs verlaufenden Abstandhaltern sorgen für eine durchgehende Hinterlüftung innerhalb des Kanals. Handelsübliche Trennstege können darauf problemlos befestigt werden.
Form- und Sonderteile
Zum Einsatz kamen vorwiegend 4-seitige montagefertige Kabelkanäle in I 30– und I 90– Qualität (Brandbeanspruchung von innen) sowie in E 30– und E 90– Qualität (Brandbeanspruchung von außen). Die einzelnen Kanalstücke wurden mit einer Maximallänge von 1,20 m (bei geraden Kanalstücken) im Werk vorgefertigt und anschließend bauabschnittsweise montagefertig „just-in-time“ angeliefert.
Dabei war vor allem die hohe Zahl von Form- und Sonderteilen eine große Herausforderung für die Produktion.
Während normalerweise der Bedarf an Formstücken zu 80 Prozent aus dem breit gefächerten Sortiment des Herstellers gedeckt werden kann, war es hier eher die Ausnahme. Ein Trassenverlauf, der immer wieder der Geometrie des Baukörpers angepasst werden musste, erforderte neben Kanälen in Sonderabmessungen einen überwiegend individuellen Zuschnitt von Sonderformstücken.
Sonderausführungen sind auch die E 90 Kanäle im Tunnel der Nord-Süd-Verbindung, die den Berliner Hauptbahnhof mit dem Potsdamer Platz verbindet.
Um die hohen aerodynamischen Belastungen (Druck- und Sogkräfte) in diesem Bereich zu kompensieren, war hier auf Basis eines entsprechenden DB-Gutachtens eine technisch veränderte Konstruktion gefordert. Sie sieht unter anderem fest verschraubbare Deckel mit Stufenfalzausbildung sowie eine besondere Aufhängung der Systeme vor.
Kurze Montagezeit durch Vorfertigung
Die Vorfertigung aller Bauteile im Werk stellte eine kurze Montagezeit sicher. Damit der Einbau problemlos realisiert werden konnte, begleiteten Aestuver-Projektleiter die Arbeiten bis zur Fertigstellung. Unstimmigkeiten zwischen Plan und der Realität auf der Baustelle konnten so schnell vor Ort gelöst werden. So war sichergestellt, dass notwendige Änderungen und baustellenabhängige Systemlösungen den Baufortschritt nicht verzögern.
Nach Beendigung der Installationsarbeiten, wurden die Kabelkanaldeckel ebenfalls „just-in-time“ geliefert und – abgesehen vom Tunnelbereich – lose aufgelegt. Damit können die Kanäle jederzeit nachbelegt und die Anlagen überprüft werden.
Weitere Informationen
Aestuver- Brandschutzkanäle bba 559
Architekt: von Gerkan, Marg & Partner, Hamburg
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