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Hoch markant

Getreidespeicher der Schapfenmühle Ulm-Jungingen
Hoch markant

Michael Jenner, Siemens Building Technologies, Region Südwest / red.

Getreide ist auch heute ein so wichtiges Grundnahrungsmittel wie vor 550 Jahren, als die Firmengeschichte der Ulmer Schapfenmühle begann. Sehr wohl geändert haben sich allerdings die Getreidemengen, die eine Mühle zu verarbeiten hat. Und das bedeutet: Brand- und Explosionsgefahr durch Getreidestaub – und damit extreme Anforderungen an den vorbeugenden Brandschutz.
Als die Schapfenmühle 1452 erstmals urkundlich erwähnt wurde, war das Ulmer Münster noch eine Baustelle und Johannes Gutenberg erprobte in Mainz erstmals den Druck mit beweglichen Lettern. Über die Jahrhunderte entwickelte sich das traditionsreiche Familienunternehmen zu einem innovativen Industriebetrieb mit einer breiten Produktpalette. Sie umfasst klassische Mehle und Müllereiprodukte vom 250-Gramm-Beutel bis zur 800-Kilo-Big-Bag genauso wie Müsli und Naturkost. Rund 40 000 Tonnen Körner verarbeitet die Schapfenmühle pro Jahr.
Mit dem Erfolg wuchsen auch die Firmengebäude. 1985 bezog die Mühle das neue Firmengelände am heutigen Standort Ulm-Jungingen. Knapp 20 Jahre später schienen auch hier die Expansionsmöglichkeiten erschöpft.
Monolithisch
Die Lösung bot ein architektonisch kühnes Projekt: Ein 115 m hoher Siloturm mit einer Lagerkapazität von 8 000 Tonnen Getreide. Geplant vom Ulmer Architekturbüro Seidel Architekten, ist ein städtebaulich sehr markantes Gebäude am höchsten Punkt der Stadt entstanden.
Seine zunächst durch äußere Gegebenheiten bedingte Form wird durch das über den eigentlichen Baukörper noch hinausgezogene Treppenhaus bewusst akzentuiert – ein Eindruck, der sich durch die die schimmernden Reflexe der Photovoltaikanlage an der Süd- und Ostseite noch verstärkt. Auch wenn das weithin sichtbare Getreidesilo elegant und und leicht wirkt, handelt es sich doch um einen einzigen, monolithischen Stahlbeton-Block, der ohne Unterbrechung der Betonzufuhr in Gleitbauweise ausgeführt wurde.
Nach Aussage des Fachplaners Werner Knaupp ist die in Pfosten-Riegel-Konstruktion vorgehängte Photovoltaikfassade eine der größten Fassaden mit rahmenlosen Modulen in CIGS-Technologie.
Explosionsgefahr eingeplant
Rund sieben Millionen Euro hat die Inhaberfamilie Künkele in den schlank nach oben strebenden Neubau investiert. Sowohl die Dimensionen des Gebäudes als auch die spezifischen Anforderungen an den Brand- und Explosionsschutz verlangten nach speziellen Sonderlösungen – es gab ganz einfach keine vergleichbaren Vorbilder.
So musste beispielsweise der „Elevator“, der das Getreide in einer langen Reihe von Förderbechern über 100 Höhenmeter in das Silo transportiert, anders als bei kleineren Anlagen in zwei Stufen konstruiert werden. Ein automatisches Messsystem überwacht ständig, ob der Fördergurt in der Mitte läuft. Über Rohre wird das Getreide dann in neun Silozellen von jeweils 90 m Länge verteilt.
Getreidestaub stellt eine erhebliche Explosionsgefahr dar. „Es ist allerdings reine Theorie, dass in dem Turm etwas passiert“, stellt Heinz Künkele, der Chef der Schapfenmühle, fest.
Der Grund dafür sind höchste Sicherheitsstandards: So sichert eine Brandmeldeanlage SIGMASYS C mit Aufschaltung auf die Feuerwehr Ulm den Bau flächendeckend.
In den explosionsgefährdeten Ex-Bereichen kommen 23 Brandgasmelder zum Einsatz. Die übrigen Räume wurden mit 44 Rauch- und 26 Handfeuermeldern ausgerüstet. Im Aufzugsschacht mit seinen 100 Metern Höhe war keine übliche Installation von Meldern möglich. Deshalb wird die Luft hier über ein Rauch-Ansaugsystem (RAS) zu den außerhalb liegenden Meldern gesaugt.
28 Warnhupen vervollständigen die Anlage. Ihre Verkabelung widersteht einem Feuer mindestens 30 Minuten lang (Funktionserhalt E30).
Über zehn Parallelanzeigen kann der Zentralenschrank von verschiedenen Standorten aus überwacht werden.
Zusätzlich wurde über dem eigentlichen Silo ein Druckentlastungsgeschoss installiert, das im Fall der Fälle den Druck einer eventuellen Explosion über flexible Klappen entlässt.
Fazit
Zwei Aspekte kamen beim Neubau des Getreidesilos in Ulm-Jungingen zusammen: Ein wegen der räumlichen Situation extrem schlankes, hoch aufragendes Gebäude in so noch nicht realisierten Dimensionen. Und ein Material mit hohem Gefährdungspotenzial.
Spezielle Lösungen wie Brandgasmelder für die explosionsgefährdeten Bereiche und ein Rauch-Ansaugsystem im Aufzugsschacht gewährleisten dennoch flächendeckend optimalen Brandschutz.
Weitere Informationen
Brandmeldeanlage bba 535
Architektürbüro und Bauleitung: Seidel Architekten, Ulm Tragwerk: Peter und Lochner, Stuttgart HLS-Planung: Merkle Ingenieurgesellschaft, Heidenheim Photovoltaik-Anlagenplanung: Dr. Ing. Werner Knaupp, Stuttgart EX-Schutz: Prof. Fr. Radandt, Brühl
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