Anforderung:
Bestehendes erhalten im Dialog mit neuen Erfordernissen: „Theodor Fischer weiterbauen“
Lösung:
Optisch passende und filigran wirkende Brandschutztüren: feuerhemmende T30/F30-Elemente im freien Glasumfeld
Die Grundschule Haimhauser Straße im Herzen von München wurde 1897/98 von Theodor Fischer errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Der viergeschossige Jugendstilbau zeichnet sich durch sein Portal, die Gewölbedecken mit Rabitzputz und die Treppengiebel aus. Das Gebäude diente seit jeher dem Schulbetrieb, doch es war in die Jahre gekommen. Zudem konnte es der Nachfrage nach Ganztagesangeboten und den Anforderungen eines modernen Unterrichtsbetriebes nicht mehr entsprechen. Deshalb wurde das Gebäude in zwei Bauabschnitten erweitert und generalsaniert.
Sanierung und Erweiterung
Mit der Planung wurde das Architekturbüro karlundp aus München betraut. Die Mitarbeiter beseitigten im Rahmen einer Generalinstandsetzung bestehende bautechnische Mängel und Brandschutzdefizite. Eine wichtige Aufgabe war es, zusätzlichen Platz für den Ganztagesbetrieb zu schaffen und Inklusion sowie Barrierefreiheit zu ermöglichen.
Hier kam den Architekten der ungewöhnliche Gebäudegrundriss der Schule entgegen. Er hatte die Form eines Rings, der einen Hof umfasst, aber im Nordwesten offen ist. Diese Lücke schlossen die Verantwortlichen mithilfe eines Erweiterungsbaus und schufen so einen Innenhof, den sie mit einem Foliendach versahen. So entstand ein temperierter lichter Innenbereich, der als Aula, Pausenhof oder Versammlungsstätte genutzt werden kann.
Dabei war es den Architekten wichtig, die Gestaltungssprache von Theodor Fischer in den Mittelpunkt zu rücken. Sie hatten sich einen sensiblen und respektvollen Umgang mit dem Bestand zur Aufgabe gemacht, wobei sie das Ziel verfolgten, bauzeitliche Elemente zu erhalten und ihnen zu neuem Glanz zu verhelfen. Bei der Frage nach den erforderlichen Brandschutzverglasung mit Brandschutztüren entschieden sich die Planer nach bereits gesammelten Erfahrungen für die Firma Hoba.
Brandschutzverglasung mit Türen
Das Unternehmen hat große Erfahrung darin, Brandschutzelemente aus Holz, Glas und Edelstahl für denkmalgeschützte Objekte zu bauen. Dabei passt die Manufaktur diese stets an sämtliche individuellen Projektanforderungen an.
Bei der Münchner Schule entschieden sich die Architekten für Holzrahmen mit einem warmen Braunton. Sie nahmen dabei die Farbe der Originaltüren auf, die in anderen Bereichen des denkmalgeschützten Gebäudes eingebaut sind. Insgesamt wurden 25 Brandschutztüren eingebaut.
Fast alle teilen sich eine Besonderheit: Es handelt sich um feuerhemmende T30/F30-Elemente, genauer um T30-Massivholzrahmentüren Hoba T30–1 Typ 7G und Hoba T30–2 Typ 8G, welche größtenteils frei im Glasumfeld in Hoba 8 F30 Systemglaswände eingebaut wurden. Die Türen sind so in die Brandschutzverglasung eingebaut, dass die Zargen keinerlei Verbindung mit den umlaufenden Rahmen haben. Folglich trägt das Glas die Tür. Das heißt, der Feuerschutzabschluss besteht fast ausschließlich aus diesem Material. Lediglich der Rahmen ist aus Holz gefertigt.
Montage der Brandschutzverglasung
Aufgrund des hohen Glasanteils erscheint das Brandschutzelement äußerst elegant und leicht. Doch das tatsächliche Gewicht ist nicht zu verachten: Solche Brandabschlüsse wiegen schnell 400 kg und mehr. Und genau dies stellte die Planer der Grundschule vor eine Herausforderung: Aufgrund der alten Bausubstanz und der enormen anfallenden Lasten konnten die Decken nicht mit den Türelementen belastet werden.
Sämtliche Lasten werden über die Verglasung in die Wände abgeleitet, die zudem ertüchtigt werden mussten, damit sie dem Druck standhielten. Diese Sonderlösung wurde von den hauseigenen Statikern der Firma Hoba erarbeitet, lange bevor die produktneutrale Ausschreibung stattgefunden hat – d. h. bevor überhaupt klar war, dass das Unternehmen den Zuschlag bekommt. Ein Service, der von vielen Architekturbüros geschätzt wird. Hoba-Produkte werden häufig bei Altbausanierungen eingesetzt, weshalb in solchen Detailausbildungen viel Fachwissen steckt. Die Anschlüsse der Bauteile sind oft von den Normen nicht erfasst und müssen individuell entwickelt werden.
Projekt: Umbau, Sanierung und Erweiterung Grundschule Haimhauser Straße, München
Standort: Pfarrstraße 10, 85778 Haimhausen
1. BA: 2011–2018
2. BA: 2018–2020
VOF-Verfahren 2011
Auftraggeberin: Landeshauptstadt München vertreten durch Baureferat
Planung: karlundp Architekten, München
www.karlundp.de
Teamleitung: Katrin Kratzenberg
Projektleitung: Michael Bayer
Mitarbeit: Sally Alejos, Denise Brand, Lisa Dehoust, Judith Laus, Daniel Jakovetić, Cornelia Oswald, Jennifer Reinfeld, Giorgi Rijamadze, Diana von Roon, Claudia Wergin
BGF: 9 991,25 m²
BRI: 49 644,42 m³
karlundp Architekten: „Wertschätzung und Respekt vor der Baukunst Theodor Fischers bildeten während des gesamten Planungsprozesses die Grundlage unserer architektonischen Haltung. Wo immer möglich, wurden bauzeitliche Elemente geschützt, erhalten und ihnen zu neuem Glanz verholfen.“
Wegen der alten Bausubstanz und der enormen anfallenden Lasten konnten die Decken nicht mit den Türelementen belastet werden. Sämtliche Lasten werden über die Verglasung in die Wände abgeleitet, die zudem ertüchtigt werden mussten, damit sie dem Druck standhielten.
Schauen und hören Sie sich hier um:
- Rundgang durch die Schule und Interview mit den Architekten Katrin Kratzenberg und Ludwig Karl
- Durchdringungen: Brandschutz-Schotten an Leitungsdurchführungen bei bba