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Vexierbild mit Struktur

Neubau einer Grundschule mit Sporthalle in Karlsruhe
Vexierbild mit Struktur

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Mit seinem Entwurf einer Evangelischen Grundschule und der dazugehörigen Sporthalle in Karlsruhe schuf das Stuttgarter Architekturbüro wulf architekten ein außergewöhnliches Gebäudeensemble, das sich trotz schlichter Kubatur vielseitig und spannungsvoll präsentiert. Prägend für das äußere Erscheinungsbild sind rund tausend Aluminium-Lamellen, deren Flanken jeweils rot und grün beschichtet sind.

Dipl.-Ing. Claudia Närdemann

Die für acht Klassen, nach dem Prinzip der Montessori-Pädagogik entworfenen Gebäude befinden sich in der Karlsruher Nordweststadt, die überwiegend von ein- bis zweigeschossigen Baustrukturen geprägt ist. Bei der Planung stand das Stuttgarter Architekturbüro wulf architekten vor einer großen Herausforderung. Das neue Montessori-Gebäude sollte Raum zum kreativen Lernen bieten und den besonderen Bedürfnissen dieser Pädagogik bis ins Detail gerecht werden. Offener Unterricht und Freiarbeit nach Montessori erfordern ein entsprechendes Arbeitsumfeld auf hohem gestalterischem und funktionalem Qualitätsniveau.
Die Stuttgarter Architekten entwickelten ein unverwechselbares architektonisches Konzept. Das Ergebnis ist ein strukturiertes und dennoch lebendiges Gebäudeensemble mit klarer Formensprache und findigen Details, die außergewöhnliche Akzente setzen.
Klare Kubaturen
Grundschule und Sporthalle mit integrierter Verwaltung sind als zwei zueinander orientierte Solitäre mit rechtwinkliger und klarer Kubatur ausgebildet. Durch Lage und Größe ergeben die Baukörper einen markanten Stadtbaustein für den vorhandenen baulichen Kontext. Der zentrale Schulhof ist Zugangsplatz für alle Bereiche.
Im nordöstlichen Teil des Grundstücks liegt das zweigeschossige, quadratische Schulgebäude. Ringsum laufende Balkone schaffen eine Verbindung von innen nach außen und dienen als Fluchtweg. Die innere Fassade hinter den Aluminium-Lamellen besteht aus großformatigen „AWS 75 BS.HI“ Fenster- und Türelementen von Schüco, die für höchste Wärmeschutzanforderungen in einer Blockkonstruktion entwickelt wurden. Bei 70 mm Bautiefe bieten sie eine beachtliche Wärmedämmung mit Uf-Werten von 1,4 W/m²K.
Lebendige Fassaden
Besonders prägend für den Entwurf sind die rund eintausend umlaufenden Aluminiumprofile, die entlang der Außenkante beider Gebäude in unregelmäßigen Abständen angebracht sind. Sie umschließen die eigentliche Fassade und definieren den Raum dazwischen als Balkon bzw. im Erdgeschoss als umlaufenden Gang. Die Lamellen wurden von Gattner Metallbau speziell für das Projekt gefertigt und als geschosshohe, farbige Aluminium-Rechteckprofile ausgeführt. Dabei sind die schmalen Stirnseiten aus natur-eloxiertem Aluminium, während die Flanken mit ihren wesentlich breiteren Ansichtsflächen farbig, in Rot- und Grüntönen, beschichtet wurden.
Was zunächst nach unruhiger, willkürlicher Fassadengestaltung klingt, entpuppt sich als außergewöhnliches Element, das den schlichten Baukörpern lebendige, unverwechselbare Ansichten verleiht. Je nach Standpunkt und Blickrichtung ergeben sich unterschiedliche Farbspiele. Auch der Blickwinkel spielt eine große Rolle: Die unregelmäßigen Abstände der Lamellen öffnen und schließen die Fassade in verschiedenen Bereichen. Durch die zwei Farbtöne, die jeweils auf der gleichen Seite der Lamellen aufgebracht sind, erscheinen die Gebäude je nach Blick überwiegend grün oder rot.
Während die Gebäudehülle der Sporthalle an der Süd- und Westseite aus einer Aluminiumfassade mit geschosshohen Fensterelementen als Pfosten-Riegel-Konstruktion besteht, greifen die zur Schule gewandten Fassaden das Thema der Lamellen auf.
Das etwas andere Raumkonzept
Direkt angrenzend an den Eingangsbereich der Schule liegt die großzügige, zweigeschossige Aula, die über Oberlichter mit Tageslicht erhellt wird. Sie bildet das Zentrum des Gebäudes, um das sich die anderen Räume gruppieren. Ein Treppenpodest aus Seekiefer kann bei Veranstaltungen als Podium und Sitzmöbel genutzt werden. Das sogenannte Lernhaus – in der Montessori-Pädagogik von großer Bedeutung – ist ein offener Raum, der in Form von großzügigen, inneren Nutzungs- und Verkehrsflächen vor den Klassenräumen umgesetzt wurde.
Eine einläufige Treppe in der Aula führt ins Obergeschoss. Auch hier ist das Lernhaus den Klassenräumen vorgeschaltet. Ein Musikraum, ein Kreativraum sowie eine Bibliothek ergänzen das Raumprogramm auf dieser Ebene. Die vor diesem Geschoss ringsum laufenden Balkone stärken die Verbindung zum Freiraum.
Im südwestlichen Bereich des Grundstücks liegt das Sporthallen- und Verwaltungsgebäude. Hier ist die Halle selbst rund 3 m tief in das Terrain eingegraben. Das Highlight des Gebäudes befindet sich im Obergeschoss: Die nutzbare Dachfläche der Halle, die als Pausenbereich und zusätzliches Spielfeld mit Ausblick gestaltet ist. Auch hier bilden die prägnanten Lamellen den äußeren Gebäudeabschluss. Durch einen überdachten Umgang erhält diese Ebene eine klare räumliche Fassung. Entlang der nördlichen Längsseite befinden sich die Verwaltungsräume.
Auch innen von Rot und Grün geprägt
Um die Farben Rot und Grün auch im Inneren der Schule fortzusetzen, sind die Böden von Lernhaus und Klassenzimmern im Erdgeschoss mit grünem „DLW Linoleum“ von Armstrong ausgestattet, im Obergeschoss mit rotem. Linoleum deshalb, weil es pflegeleicht, besonders langlebig und antibakteriell ist. Außerdem wird es ausschließlich aus natürlichen und überwiegend nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.
Für den Wandanstrich musste eine besondere Farbe ausgewählt werden, da viel Tageslicht durch die großen Glasflächen auf die Wände fällt und kleinste Fehler sichtbar machen. Deshalb kam „Sensocryl“ von Brillux zum Einsatz, eine Farbe, die leicht zu verarbeiten ist und nach Abtrocknung keinerlei Bewegungsspuren durch Farbrollen oder Pinsel zeigt. Außerdem ist sie äußerst resistent gegen starke Beanspruchung.
Im Obergeschoss der Schule fällt durch mehrere Oberlichter Tageslicht ein und sorgt für eine helle, freundliche Atmosphäre. Hier entschieden sich die Architekten für das „CI-System Glasarchitektur KWS 60“ von Lamilux. Plastizität und Spannung schaffen die besonders großen Laibungen der Oberlichter, die farbige Anstriche erhielten.
Gesichert und unverwechselbar
Was das Thema Sicherheit anbelangt, wurden im gesamten Gebäudekomplex „X-Tend Edelstahlseilnetze“ von Carl Stahl als Absturzsicherungen und Geländerfüllungen angebracht, innen und außen. Die Edelstahlseilnetze sind transparent und entsprechen gleichzeitig sämtlichen Sicherheitsanforderungen. Nach einer Bauzeit von 14 Monaten wurde die Evangelische Grundschule mit Sporthalle in Karlsruhe im April 2013 fertig gestellt.
Mit ihrer klar strukturierten und doch facettenreichen Architektur ist sie heute ein unverwechselbares Gebäudeensemble, das Stadtbild und Struktur der Karlsruher Nordweststadt im Wesentlichen mit prägt.
Prof. Tobias Wulf: „Je nach Standort erscheint die Schule wie bei einem Vexierbild in Rot- oder Grüntönen. Auch die Blickbeziehungen nach außen verändern sich: Während sich aus der Frontale die Lamellen großzügig öffnen, schließen sie sich aus der Diagonalen zu einer kompakten, vertikal strukturierten Fassade.“
Architekten: wulf architekten GmbH, Stuttgart
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