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Orient im Okzident

Neubau eines islamischen Kulturzentrums in Berlin
Orient im Okzident

Politisch ist der Moscheebau in Deutschland allmählich dabei, den Status des Besonderen zu verlieren. Architektonisch bleiben die Bauwerke überraschend, wie die Innenräume des Maschari-Centers in Berlin mit ihren aufwändigen Gips-Verzierungen und den großflächigen Fliesen- bzw. Natursteinbekleidungen zeigen. Fast das gesamte Haus ist mit einer Fußbodenheizung ausgerüstet.

Markus Hoeft

Im Mai 2010 öffnete der siebengeschossige Neubau des Maschari Centers seine Pforten. Das islamische Kulturzentrum enthält neben einer über drei Etagen reichenden Moschee für über 1 000 Gläubige auch Kindergarten und Schule, einen Festsaal, verschiedene Club- und Beratungsräume sowie Ladenlokale. Bau- und Hausherr ist der Islamische Verein für wohltätige Projekte e.V., eine rund 250 Mitglieder umfassende Gemeinde, die zur gemäßigten islamischen Strömung der Habashis zählt und ihr Haus betont für jedermann und jederfrau, also auch für Nicht-Muslime, offen hält. Das war vermutlich einer der Gründe, warum der Moscheebau weitgehend ohne öffentliche Aufregung vonstatten ging. Ein weiterer dürfte im multikulturellen Umfeld Berlin-Kreuzbergs zu suchen sein, in dem sehr verschiedene Lebensstile gepflegt werden, die ohnehin ein größeres Maß an Liberalität und Toleranz erfordern.
Einen dritten Grund bildet aber sicher die unaufgeregte Architektur des Zentrums – zumindest an der Fassade. Zwar verleihen die rund 7 m hohen Minarette auf dem Dach dem Bau einen leicht orientalischen Hauch, doch ansonsten sprechen die Optik und die für Berlin typische 22-m-Traufhöhenorientierung eher für ein ganz normales Geschäftshaus. Auch im Innern gibt es eher sachliche Bereiche, doch auch ein gestalterisches Kontrastprogramm in Gebetsraum, rituellen Waschräumen und einigen Fluren. Kristall-Kronleuchter aus Ägypten, Säulen im Osmanischen Stil und opulente, von marokkanischen Handwerkern ausgeführte Gips-Stuckarbeiten vereinen dort die Bautraditionen verschiedener islamischer Länder. Auffällig ist außerdem die Allgegenwart von Fliesen und Naturstein: Faktisch die gesamten rund 5 000 m² Fußboden sowie weitere etwa 2 000 m² Wandflächen sind mit diesen Materialien bekleidet.
Lösungen für unterschiedlichste Einbausituationen
Der architektonische Gegensatz zwischen außen und innen ist am Maschari-Center nach europäischen Vorstellungen etwas überraschend. Vollends unkonventionell war aber vor allem die Ausführung. Denn der Bau wurde vollständig aus Spenden finanziert und der Baufortschritt hing stets vom aktuellen Spendeneingang ab, was u.a. die lange Bauzeit von rund sechs Jahren erklärt. Die Spenden gingen teils als Geld, teils aber auch als Naturalien ein, etwa als Fliesen oder Steine.
Dies vermehrte die auch so schon nicht kleine Zahl verschiedener Fliesenarten und –formate mit sehr unterschiedlichen Untergrund- und Befestigungsbedingungen. Um diese Komplexität verarbeitungstechnisch zu beherrschen, entschied sich der Bauherr für die Zusammenarbeit mit nur einem Fliesenkleberhersteller, der einerseits exklusiv alle Kleber- und Zubehörprodukte liefern durfte, andererseits aber auch die umfangreiche Beratungsleistung für das babylonische Gewirr an Einbausituationen der Fliesen und Natursteine an den Böden, Wänden, Säulen oder Brunnenanlagen übernehmen musste.
Nur 4 mm zwischen Heizung und Fliese
Rund 95 % der Bodenfliesen liegen auf einer Fußbodenheizung, für die nur eine sehr geringe Bauhöhe zur Verfügung stand. Verwendet wurde das in trockener Bauweise einzubauende Heizungssystem Joco KlimaBoden Top 2000. Die Systemplatten bestehen aus einem Dämmstoff mit den eingebetteten Rohren und sind auf der Oberseite mit einem Wärmeleitblech aus Aluminium ausgerüstet. Die je nach verwendetem Dämmstoff (EPS, Neopor oder Holzfasermaterial) 25 bis 30 mm dicken Heizungsplatten gibt es mit gerader Rohrführung und als spezielle Umlenkplatten.
Nach den üblichen Verlegeregeln müsste über den Platten eine lastverteilende Schicht liegen, in der Regel also ein trockener oder nasser Estrich. Im Maschari-Center befindet sich der schwimmende Estrich abweichend davon unter der Fußbodenheizung. Die Heizelemente wurden nach dem Verlegen auf dem Estrich zunächst gründlich gereinigt (vor allem entfettet), ehe anschließend die nur 4 mm dicke Sopro FliesenDämmPlatte aufgeklebt wurde. Diese speziell für kritische Untergründe entwickelte Platte kann auf instabilen und/oder verformungsanfälligen Böden die Biegesteifigkeit erhöhen, Lasten verteilen und den Fliesenbelag von Spannungen aus dem Untergrund entkoppeln.
Direkt auf der FliesenDämmPlatte kam zur Verlegung des jeweiligen Keramik- oder Natursteinbelags der sehr flexible Dünn- und Fließbettmörtel Sopro VarioFlex zum Einsatz. Verfugt wurde mit Sopro FlexFuge bzw. Sopro Saphir 15 PerlFuge und im Bereich der Anschluss- und Bewegungsfugen mit Sopro SanitärSilicon.
Doppelte Abdichtung
Alle Feuchträume erhielten durchgängig eine zusätzliche Bodenabdichtung mit Polyurethan-Flüssigharz. Absolut auf der sicheren Seite wollte der Bauherr zum Schutz der darunterliegenden Räume in der Küche sein, wo er ergänzend zum Flüssigharz eine zweite vollwertige und diesmal bahnenförmige Abdichtung einbauen ließ.
Es entstand dadurch ein Fußbodenaufbau, den man eigentlich als „Gürtel mit Hosenträgern“ bezeichnen muss. Verwendet wurde eine dünnschichtige, wasserundurchlässige und rissüberbrückende Abdichtungs- und Entkopplungsbahn Sopro AEB, die für einen guten Haftverbund zum Fliesenkleber beidseitig mit einem speziellen Vliesgewebe beschichtet ist.
Architekt: Günter Barnstedt, Lütjenburg
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