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Sichtbeton vom Feinsten

Neubau eines Bürogebäudes in Pullach
Sichtbeton vom Feinsten

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Für das weltweit größte Gase- und Engineering-Unternehmen Linde haben Ritter Bauer Architekten aus Aschaffenburg einen passgenauen Bürobau realisiert. Das durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifizierte Gebäude zeichnet sich im Innern durch höchste Sichtbetonqualität aus.

Der fünfgeschossige Bürobau der Linde AG am Standort Pullach wirkt als Corporate Architecture für ein Unternehmen, das genau jene nichtsichtbaren Produkte entwickelt, herstellt und international vertreibt, die offenbar in vielen Bereichen unseres täglichen Lebens eine Rolle spielen. Ob in der Chemie, Lebensmitteltechnologie oder Metallurgie: In fast allen Branchen und Industriezweigen kommen Spezialgase, Gasgemische oder Prüfgase zum Einsatz, die die Produktionsprozesse optimieren, die Produktqualität verbessern, den Einsatz von Ressourcen minimieren und zu wirtschaftlicheren Abläufen beitragen. Nun bietet der Neubau Arbeitsplätze für über 500 hochspezialisierte Mitarbeiter des deutschen Traditionsunternehmens, das in über 100 Ländern tätig ist.

Langer Vorlauf
Schon vor Jahren hatte das Architekturbüro den Zuschlag für einen Masterplan für das Linde-Areal erhalten, um Erweiterungsmöglichkeiten und architektonische Optimierung an diesem Standort auszuloten. Im Anschluss erfolgte zunächst die Beauftragung für den Bau eines zusätzlichen Parkhauses. Schließlich konnte sich das Architekturbüro mit seinem Geschäftsführer Frank Welzbacher auch mit einem für das Unternehmen passgenauen Entwurf gegen die Konkurrenz der Mehrfachbeauftragung durchsetzen.
Ihr multifunktionales Bauwerk nimmt die Höhenentwicklung der bestehenden Gebäude auf dem Linde-Areal auf und vermittelt zur nördlichen Nachbarbebauung. Mit der gewählten Großform, drei langen, mit Brücken untereinander verbundenen Baukörpern, einem die Riegel rahmenden Kragdach sowie der über Straßenniveau angeordneten Plaza entwickelten die Architekten ein prägnantes, gleichzeitig fast schwebend wirkendes Gebäude: Es setzt die Identität des Unternehmens, seine Zielsetzung und Philosophie architektonisch um und trägt durch gut komponierte Räume zur Steigerung der Motivation und Arbeitsproduktivität bei.
Durchdachte Gestaltung
Schlanke Stützen aus sehr tragfähigem Schleuderbeton, leicht wie Mikadostäbe in die Luft gezwirbelt, tragen das markante Dach aus Sichtbeton. Ein eindrucksvolles Entree, das sich über zwei Geschosse erstreckt, leitet über zur Besprechungs- und Arbeitsebene. Erst hier, geschützt und höher gelegen, ordneten die Architekten die Einheiten für die Büronutzung an, wobei unterschiedliche Konzepte der Zusammenarbeit – vom Großraum über den Open Space bis zur Zellenstruktur – verwirklicht werden können. Diese Gebäudekonzeption ermöglicht auch den Verzicht auf eine absichernde Umzäunung des Linde Office Centers.
Auf der höher gelegenen Plaza bieten die unterschiedlich gestalteten Innenhöfe zusätzliche Aufenthalts- und Kommunikationsbereiche. Gemäß dem Nachhaltigkeitsdenken des Unternehmens wurde das Gebäude mit seinem charakteristischen Kragdach so geplant, dass es das bei der Zertifizierung durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) den Status Gold erreicht hat.
Sichtbeton im Detail
Im Innern kulminieren Präzision und Qualität von Architektur und Bauausführung an den allgegenwärtigen Sichtbetonflächen. Allein mehr als 9 000 m² Wandflächen der aussteifenden Kerne und über 10 000 m² an den sichtbaren Deckenflächen wurden penibel gemäß der höchsten Anforderungen an Sichtbeton laut DBV/BDZ-Merkblatt ausgeführt.
„Diese Sichtbetonflächen haben uns schon wegen ihrer Dimension vor Herausforderungen gestellt. Allein der Schalungsbau war sehr anspruchsvoll; ich glaube, dass ich zeitlebens nicht mehr so viele Flächen in Sichtbeton SB4 ausführen werde, wie wir sie an diesem Ausnahmebauwerk realisiert haben“, meint Oberbauleiter Michael Obermayer von Leitner Bau.
Gemeinsam mit den Architekten und Schalungsherstellern stimmte er den geplanten Fugenverlauf, die Anordnung der Verankerungspunkte und die gewünschte Oberflächenqualität ab und klärte mit ihnen, was technisch sinnvoll und für die Ausführenden auch machbar war. Im Vorfeld wurden die
Rohbauer an Musterflächen im Untergeschoss eigens geschult und auf mögliche kritische Punkte hingewiesen.
So gelang es, Kiesnester, auslaufenden Beton oder Verunreinigungen durch die Bewehrung sowie Unachtsamkeit in der Bauphase an allen relevanten Flächen zu verhindern.
Anspruchsvolle Betontechnologie
Das Gebäude wurde fugenlos ohne Dehnfugen hergestellt. Die resultierenden Zwangsbeanspruchungen sind für die großflächigen Decken über EG und UG zur Sicherstellung der Gebrauchsfähigkeit berücksichtigt worden. Zusätzlich zu den konstruktiven Maßnahmen waren in allen Bereichen – in Hinblick etwa auf die fugenlose Bauweise, die Weiße Wanne, den schwindarmen Tiefgaragenboden und die hohen Sichtbetonanforderungen – Betone mit besonderen Eigenschaften notwendig.
Auch ein speziell entwickelter Leichtbeton kam zum Einsatz. So wurde in den Außenbereichen, auf den Decken der Plaza, aus statischen Gründen vom Unternehmen Heller Landschaftsbau Service GmbH ein haufwerksporiger Leichtbeton LC der Rohdichteklasse D 0,5 als Unterbeton zur Aufnahme der Pflasterbeläge eingesetzt. Bemerkenswert war die hohe Sickerfähigkeit dieses Betons bei gleichzeitig besonders geringer Trockenrohdichte. Dieses Spezialprodukt wurde eigens von den Spezialisten der Zentralen Prüfstelle München der Heidelberger Beton GmbH entwickelt und vom Heidelberger Beton-Werk München-Zamilastraße geliefert.
DGNB Zertifizierung
Um den Status Gold bei der Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen zu erreichen, verwirklichte man den Stahlbetonbau mit einer hochwärmegedämmten Gebäudehülle und Wärmeschutzglas. Der außen liegende Sonnenschutz verfügt über Tageslichtlenkung. Eine energieeffiziente mechanische Be- und Entlüftung sorgt für angenehmes Raumklima. Die Raumkühlung erfolgt über die thermische Bauteilaktivierung der Betondecken, die Heizenergie für die Wärmeversorgung im Winter kommt aus einem benachbarten Fernwärmenetz, das Tiefen-Geothermie nutzt. 27% des Strombedarfs des Bürobaus deckt eine Photovoltaikanlage auf den Flachdächern ab. Mit diesen Maßnahmen konnten Ritter Bauer Architekten die gesetzliche Anforderung an den Primärenergiebedarf nach EnEV 2009 um 40% unterschreiten. Insgesamt beträgt die CO2–Einsparung durch das Gebäudekonzept 238 Tonnen pro Jahr.
Architekten: Leistungsphasen: 1–9 (Generalplaner) RitterBauer Architekten GmbH, Aschaffenburg Betontechnologische Beratung : Heidelberger Beton GmbH, Zentrale Prüfstelle München
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