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Neu geordnet in die Zukunft

Sanierung und Erweiterung einer Primarschule in St.Gallen
Neu geordnet in die Zukunft

Neben dem Neubau eines dreistöckigen Klassentraktes mit Doppelturnhalle wurden alle bestehenden Schulgebäude saniert und umgebaut sowie ökologisch zertifiziert nach Minergie-Eco. Dank der architektonischen Neugestaltung definiert nun ein zukunftsorientiertes Raumkonzept mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten den Schulbetrieb.

Dipl. Ing. Nikolai Ziegler

Als sich zwischen 1870 und 1900 die Bevölkerung von St. Gallen aufgrund eines wirtschaftlichen Aufschwungs der Textilindustrie verdoppelte, baute die Stadt 1901 ein neues Schulhaus. Bis heute prägt der historische Hauptbau das Bild der Gebäudegruppe. Mit neun Klassenzimmern und einer der ersten städtischen Turnhallen wurden die Räume den wachsenden Anforderungen jedoch immer weniger gerecht.
Für die Erweiterung um sechs Klassenzimmer, zwei Handarbeitszimmer, diverse weitere Räume wie Religionszimmer, Bibliothek, Pausenraum für Lehrpersonen, Schulleitungsbereich und fünf Gruppenräume für Logopädie wurde im Jahr 2003 ein offen ausgeschriebener Wettbewerb in die Wege geleitet. Ausgehend vom Bestand, sollten Konzepte entwickelt werden, die eine Umnutzung der vorhandenen Bauten berücksichtigen und die neue Architektur ins Ensemble integrieren. Ergänzend sollte eine große Doppelturnhalle mit Geräteraum und Nebenräumen hinzugefügt werden. Mit einem einbündigen Gebäuderiegel, mit Sporthalle und Bibliothek gewann das Projekt „Scuola“ von Schulz-Girsberger & BGS Architekten aus Rapperswil den ersten Preis.
Eine Volksabstimmung führte im Herbst 2006 dazu, dass der Entwurf aus Kostengründen einige Änderungen erfuhr. Die alte Turnhalle wurde in den anschließenden Baumaßnahmen als vielfältig nutzbare Mehrzweckhalle mit Foyer umgebaut. Eine Bühne bietet seither beste Voraussetzungen für Theaterinszenierungen und Aufführungen. Im kleinen Schulhaus wurde der Hort untergebracht. Neben dem Betreuungshaus mit Küche beinhaltet das Gebäude den angegliederten Kindergarten. Zur individuellen Nutzung fanden neue Gruppenzimmer im ehrwürdigen Altbau einen angemessenen Platz.
Architektonisches Konzept
Auf dem nach Westen fallenden Gelände wurde die vorhandene Geländehöhe des alten Schulhauses als Plateau nach Westen weiterentwickelt. Um den topografischen Unterschied auszugleichen, diente die teilweise unterirdische Turnhalle als Geländesockel. Der dreigeschossige Schulbau bildet eine neue Front zur Zürcher Straße und schafft im Süden eine zentral gefasste Pausenfläche. Gebäude und Außenräume ergänzen somit das Muster alternierender Baukörper und Freiräume. Nach Norden wurde die Linearität mit klassischer Vorgartensituation der Zürcher Straße aufgenommen. Im Süden öffnen sich die Räume zu den vorhandenen, angrenzenden Grünbereichen. Somit können sämtliche Klassenzimmer des riegelartigen Baus zum Pausenhof und dem Burgweiher hin orientiert werden, während die Erschließungszone mit den Treppenhäusern zur Straße angeordnet ist.
Ablesbar zeichnet sich die Nutzungsgliederung auch in der Fassadengestaltung ab. Filigran gegliedert ermöglicht die Nordfassade einen großzügigen Lichteinfall. Auf die dahinterliegenden Klassen- und Gruppenräume deutet eine vertikale Einteilung der Südfassade hin. Zwischen den geschlossenen Fassadenbereichen, die sich durch Lärchenholz vom Sichtbeton abheben, spannen sich textile Sonnenschutzgewebe von Sattler. Durch außenliegende Markisenanlagen lassen sich die Raumtemperaturen um bis zu 10 °C verringern. Der gleichmäßige Lochdurchmesser verleiht bei bester Blendschutzwirkung eine gute Durchsicht. Zusätzlich reduziert die luftdurchlässige Struktur Stauwärme unter den Geweben.
Bis ins Detail
Vom Pausenhof erschlossen, sind die Räume im Gebäude geschossweise nach einer regelmäßigen Grundrissaufteilung angeordnet.
„In Materialität stellt sich das Schulhaus als Gesamtkonzept dar, das die eingesetzten Baustoffe in ihrer ursprünglichen Form belässt: Sichtbetonoberflächen im Innen- und Außenraum, Holz als Bodenbelag und bestimmender Baustoff der Möblierung. Das Konzept des Schulhauses teilt sich in zwei Bereiche: die Klassenzimmer mit warmen Oberflächen aus Akazienholz und Verputz, die Erschließungsbereiche roh und monolithisch mit
Sichtbeton an Decken und Wänden, Hartbeton als Bodenbelag. Um das monolithische Erscheinungsbild des Baustoffs zu unterstreichen, sind die Sichtbetonbauteile mit einem Minimum an Dilatationsfugen ausgeführt,“ erklärt Holger Edbauer von BGS Architekten.
Um Sichtbeton innen und außen zu realisieren, griffen die Architekten auf eine Kerndämmung zurück. Das angenehm reduzierte Erscheinungsbild der Innenräume wird durch hochwertige Einbauten ergänzt. Schalter und Steckdosen aus dem Feller Standard-Sortiment bilden mit ihrem legendären Design der 1940er Jahre einen attraktiven Blickfang. In aller Schlichtheit überzeugen die Produkte mit Zeitlosigkeit und zuverlässiger Qualität. Ebenso zurückhaltend und funktional passen dazu auch verschiedene Leuchten der Firma Tulux, die minimalistisch in die Architektur integriert sind.
Für eine künstlerische Ausgestaltung der Schule wurde mit einem Wettbewerb Ingo Giezendanner ausgewählt. Basierend auf einer Wandzeichnung an der östlichen Fassade, entwickelte der Zürcher Künstler mehrere Arbeiten, die sich im Gebäude wiederfinden. Verschiedene Motive zeigen St. Gallen, andere Straßenansichten aus aller Welt. Neben dem Bezug zwischen Innen- und Außenraum verbindet die Kunst die Stadt mit Bildern aus der ganzen Welt.
Ökologisch zertifiziert
Durch die konsequente Verwendung nachhaltiger und gesunder Materialien ist die Schulanlage der erste Minergie-Eco Bau im Kanton St. Gallen. Der umgesetzte Minergie-Eco stellt eine Ergänzung zum Minergie-Standard dar. Bauten, die nach Minergie-Eco zertifiziert sind, erfüllen auch Anforderungen gesunder und ökologischer Bauweisen. Daraus resultiert, dass nicht nur die zeitgemäßen Kriterien für ein energiesparendes und emissionsarmes Gebäude erfüllt wurden, sondern auch bei Planung, Ausschreibung und Bau eine ökologische und nachhaltige Bauweise höchste Beachtung fand.
Als Teilaspekt wurde die Außenhülle hochwertig gedämmt. Für das Flachdach kamen unterlaufsichere Dämmplatten mit Gefälle zum Einsatz. Das System Bauder PIR erreicht durch Dämmmaterial mit niedrigster Wärmeleitfähigkeit schon bei geringen Aufbaudicken die Anforderungen der Energieeinsparverordnung. Zur Auswahl aller verwendeten Materialien wurden strenge, nachhaltige Kriterien angewendet. Holz wurde ausschließlich in der Qualität verwendet, die von FSC (Forest Stewardship Council) zertifiziert wurde. Auch eine recyclingfähige Rückbaubarkeit der Gebäude musste in die Planungen einfließen. Grauwassernutzung in den Toiletten reduziert den Wasserverbrauch, eine Photovoltaikanlage trägt maßgeblich dazu bei, mit Sonnenenergie die Gesamtenergiebilanz positiv zu beeinflussen.
Außenraumgestaltung
Die Gestaltung der Freiflächen unterstreicht den städtebaulichen Ansatz der Gesamtkonzeption. Entlang der lauten Zürcher Straße trägt die Baumasse dazu bei, das Gebiet von Verkehrslärm abzuschotten. Als ruhige und sonnige Freifläche dient der entstehende Außenraum als geschützter Pausenhof, der in offene und geschlossene, leisere und lautere Bereiche gegliedert ist und neben einem Biotop auch einen kleinen Kletterpark beinhaltet. Unterschiedliche Außenräume, die sich abwechselnd auf die Straße und die Landschaft beziehen bieten den Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten. Hier finden lärmende und ruhige, rennende und spazierende, verträumte und sportliche Kinder einen Platz zum Wohlfühlen. Auch Quartierfeste, Vereinsversammlungen, Sportveranstaltungen und Konzerte können auf dem neuen Schulareal veranstaltet werden.
Architekten: BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil Schulz-Girsberger Architekten, Augsburg Kunst: GRRRR, Ingo Giezendanner, Zürich
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