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Nebelhorn bei Oberstdorf erhielt neues Gipfelrestaurant

Neubau des Gipfelrestaurants auf dem Nebelhorn bei Oberstdorf
Tribüne für gute Aussichten

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Bauen im Gebirge als besondere Herausforderung: Für das Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn von Hermann Kaufmann mussten die Baumaterialien per Helikopter bis auf über 2 200 m Höhe geflogen werden. Für die massiven Betonteile musste die Rezeptur des Betons auf die ungewöhnliche Transportzeit abgestimmt werden.

Urbane Eleganz auf dem Gipfel muss kein Widerspruch sein: Heute bringt die Nebelhornbahn in Oberstdorf Naturbegeisterte in Höhen, die ehemals nur Alpinisten vorbehalten waren. Denn inzwischen schätzen Jung und Alt den Aufenthalt in den Bergen zur Erholung, zum Rückzug oder als aktives Freizeiterlebnis. Ganzjährig geöffnet gilt daher die Seilbahn auf den Oberstdorfer Hausberg als eine der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen für den Tourismus im Allgäu.

Rund zwanzig Millionen Menschen hat die Nebelhornbahn schon auf den Berg befördert. Bei ihrer Einweihung 1930 war sie die längste Personenschwebebahn der Welt. Bis heute kommt man mit keiner Bergbahn im Allgäu höher hinaus als auf die 2 214 m hoch gelegene Gipfelstation. Dort oben belohnt ein 400-Gipfel-Blick die zwanzigminütige Gondelfahrt. Der Neubau sollte diesem Panorama gerecht und ganzjährig für Besucher ein Anziehungspunkt werden.

Nach Abbruch des Altbaus entstand in dieser Höhe ein Gebäude, das, so formuliert es ein Text der Architekten, die konstruktiven und gestalterischen Möglichkeiten des Holzbaus ausreize, „jenseits von Alpenkitsch und geometrischen Zwängereien“.

Um das Naturerlebnis aufzuwerten, rückten die Architekten daher das Restaurant von der Seilbahnstation ab und reduzierten das Bauvolumen auf der Erdgeschossebene auf ein Minimum. Ein kleiner Pavillon mit Aussichtsterrasse dient dort als Eingangsbauwerk und integriert eine Bar mit Bistro. In den großen Gastraum, der im Untergeschoss liegt, kommt man über eine breite Treppe oder hindernisfrei mit einem Lift. Den rundum verglasten Raum umsäumten die Architekten mit einer großzügigen Terrasse.

Integrative Architektur

Für ihre architektonische Gestaltung, die moderne Reduktion und alpine Tradition intelligent verbindet, wählten Hermann Kaufmann Architekten einen integrativen Ansatz. Mit umlaufenden, verglasten Brüstungsbändern fassten sie das neue Gipfelrestaurant und die Terrassenbauwerke architektonisch zu einer gestalterischen Einheit zusammen. Die organische Form des Baus umschließt erhaltenswerte Teile des Bestands und fügt sie gleichzeitig in die Topografie ein. Dem massiven Sockelgeschoss mit den Technikräumen unter dem Restaurant wurden Natursteine aus der Umgebung vorgemauert.

Die Seilbahnstation wurde zum Neubau hin bewusst durch eine optische Zäsur abgesetzt. Einerseits ließ sich der bestehende Betonbau nicht in die von den Architekten gewählte organische Form des Gipfelrestaurants integrieren, zum zweiten unterscheidet sich die Station als einfaches technisches Element vom Aufenthaltsort. Zudem brachte diese Freistellung wesentliche Verbesserungen beim Brandschutz. Den massiven Betonbau einer ehemaligen Sesselbahnstation konnten die Architekten dagegen konstruktiv integrieren und so einen Großteil ihres Bauwerks auf bereits versiegelten Flächen unterbringen. Nicht zuletzt, um möglichst viel Gewicht und Hubschrauberflüge einzusparen, haben sie das Gerüst des Restaurants als Holz-Skelettbau geplant.

Baustelle Hochgebirge

Nach Fertigstellung eines Bauwerks dokumentiert das Bautagebuch die wesentlichen Schritte des Bauverlaufs, für Außenstehende ist es meist von geringem Interesse. Im Falle des Gipfelrestaurants am Nebelhorn allerdings lässt es im Nachhinein nochmals die Anstrengungen ermessen, die mit Bauen im Hochgebirge verbunden sind. Erschwerte Bedingungen wie Wettereinbrüche, Aufbau unter wechselnden klimatischen Bedingungen, komplizierte Logistik, Auswahl und Abstimmung der Baumaterialien auf die besonderen Anforderungen lassen sich auf diese Weise zumindest erahnen.

„Bauen in dieser Höhe ist immer eine Herausforderung“ , weiß Bauleiter Manuel Thurner von HTB Bau aus Arzl im Pitztal. Für ihn ist das Alltag, da sein Unternehmen auf das Bauen im Hochgebirge, auf Wind, Wetter und die besondere Logistik spezialisiert ist. Beim Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn hat der Ingenieur mit seinem Team den Abbruch sowie den gesamten Rohbau inklusive Holzbau bei laufendem touristischem Betrieb der Bahn ausgeführt. Die ganze Bauzeit über fuhren seine Mitarbeiter 20 Minuten mit der Seilbahn zur Arbeit. Nur eine Palette voll Baumaterial passte in eine Kabine. Daher musste das Material zu großen Teilen per Hubschrauber von der Mittelstation eingeflogen werden. Insbesondere der Transportbeton für die massiven Bauteile kam genau eingestellt auf die besonderen Anforderungen und just in time von Geiger Beton aus Sonthofen.

Für Bodenplatten, hangseitige Stützwände, zwei Aufzugschächte und die Fundamente des Nordwandsteigs hatte der Betonproduzent durch eine spezielle Rezeptur den Beton auf bis zu sechs Stunden verzögert, um die Transport- beziehungsweise Flugzeit zu überbrücken.

Es wurden 200 Tonnen CEM II/A-LL 32,5 R und CEM II/A-LL 42,5 R aus dem Zementwerk Schelklingen der HeidelbergCement AG angeliefert und verarbeitet.

Seit der Eröffnung des Restaurants genießen die Besucher des Nebelhorn-Gipfels nun gastronomische Köstlichkeiten bei vollem Alpenpanorama. Einen besonderen Hochgenuss oder Nervenkitzel können sie zusätzlich von der unteren Terrassenebene aus auf dem neuen Nordwandsteig erleben. Von einem umfangreich gesicherten und einfach begehbaren Steig aus, einer 100 m langen Stahlkonstruktion mit Gitterrosten, kann der komplette Gipfelbereich umrundet werden. Der barrierefreie Steig bietet bei freier Sicht eine unvergessliche Aussicht auf die Gipfel und eröffnet mit einem Blick in 600 m Tiefe entlang der Nebelhorn Nordwand völlig neue Perspektiven.

Architekturbüro:

Architekten Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach/A

www.hermann-kaufmann.at

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