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Gartenstadt-Ambiente beibehalten

Neubau einer Wohnsiedlung in München
Gartenstadt-Ambiente beibehalten

In München wird die Maikäfersiedlung am Mittleren Ring nach aktuellen städtebaulichen Kriterien neu gebaut. Dabei sorgt ein ausgeklügeltes planerisches Konzept für hochwertigen Schallschutz. Ohne zusätzliche Dämmung der Außenwände unterschreitet die monolithisch mit Porenbeton ausgeführte Konstruktion gleichzeitig die Anforderungen der Energieeinsparverordnung.

Rita Jacobs

Im Münchner Osten, eingebettet zwischen Haidhausen, Trudering und Ramersdorf präsentiert sich ein architektonisches Ensemble, das sich in seiner Anlage und Gestaltung von den umliegenden Stadtteilen abhebt: Die Volkswohnanlage Berg am Laim, vom Volksmund als Maikäfersiedlung bezeichnet.
Hinter dem beschaulichen Namen verbirgt sich eine bewegte Geschichte: Die in der Zeit von 1936 bis 1939 gebaute Siedlung war die erste nationalsozialistische Volkswohnanlage in München. Eingebettet in kleine Vorgärten, in denen jedem Bewohner ein winziges Stück Land zur eigenen Bewirtschaftung zur Verfügung stand, sind hier Mehrfamilienhäuser in zweigeschossiger Bauweise entstanden. Die Kleinstwohnungen verfügten bei einer Grundfläche von rund 35 m² und über zwei Zimmer, die als gefangene Räume angelegt waren, mit großer Küche und WC. Vermietet wurden sie hauptsächlich an kinderreiche Familien. Auch wenn die Siedlung vom Volksmund schnell den Spitznamen „Maikäfersiedlung“ verliehen bekam, der die Kleinteiligkeit der Anlage karikierte, so galt sie damals als Musterbeispiel für den sozialen Wohnungsbau. Heute ist sie eine grüne Oase im Umbruch.
Nachverdichtung des Gebietes
Bereits seit mehreren Jahren wird hier von der GWG Münchner Gemeinnützigen Wohnstätten und Siedlungsgesellschaft mbH ein umfangreiches Sanierungsprogramm realisiert, das bis zum Jahr 2016 abgeschlossen werden soll. Weil nicht sanierungsfähig, wird dabei der alte Bestand aus der Vorkriegszeit Stück für Stück abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Da die neu entstehenden Wohnungen über ein größeres Raumangebot verfügen, ist die Maßnahme – bei etwa gleichbleibender Wohnungs- und Bewohnerzahl – mit einer Nachverdichtung des Gebietes verbunden.
Das Konzept des Münchner Architekturbüros zillerplus Architekten und Stadtplaner, die im Rahmen eines von der GWG 2001 ausgelobten städtebaulichen Wettbewerbes zum Neubau der Maikäfersiedlung den ersten Platz belegten, sieht eine Gestaltung vor, die sich aus der bestehenden Anlage entwickelt. Damit wird die Identität der Siedlung und das Ambiente einer Gartenstadt beibehalten. Geplant ist, das dichte Netz schmaler Wege, die das gesamte Quartier erschließen und die als erlebnisreiches Streifgebiet das Spielangebot für Kinder wesentlich ergänzen, ebenso zu erhalten, wie den alten Baumbestand. Gleichzeitig jedoch wird mit einer vorher nicht gegebenen Nutzungsmischung von Gewerbe und Wohnen die Infrastruktur verbessert. Supermarkt, Bäcker, Metzger, eine Apotheke sowie Arztpraxen sollen den Bereich zusätzlich beleben und eine neue Siedlungsmitte formen. Insgesamt stehen in der Maikäfersiedlung derzeit ca. 1 500 Wohnungen zum Neubau an, weitere 1 500 werden in einer zweiten Bauphase in Angriff genommen.
Schallschützende Bebauung
Um den überwiegenden Wohncharakter des Gebietes zu unterstützen und um andererseits der Lage am vielbefahrenen Mittleren Ring gerecht zu werden, geht der von zillerplus entwickelte übergreifende Bebauungsplan von einer dichten, schallschützenden Bebauung entlang der großen Verkehrsadern aus, die sich im Inneren in kleinteiligere Strukturen mit Reihenhäusern, Hofräumen, privaten und halböffentlichen Gärten auflöst.
Den Auftakt bildet ein siebengeschossiger Turm mit angegliederten drei- bis viergeschossigen Flügelbauten. Das parallel zum Mittleren Ring angeordnete Wohn- und Geschäftshaus markiert den Zugang zur Maikäfersiedlung und schützt gleichzeitig die dahinter liegende Anlage vor dem Lärm der umgebenden Straßen. Die langgestreckten Gebäude werden durch horizontale Akzente und eine leichte Verschiebung von Öffnungen und Wandstärken gegliedert. Hinzu kommt ein spezielles Konzept für die Gestaltung der Außenfassade, bei dem sich Farbe und Materialität der Oberfläche miteinander verweben: Bei gleichem Farbton wird durch den Wechsel der Körnigkeit des Putzes (8 und 5 mm sowie geglätteter Putz) eine Vielfarbigkeit erreicht, die das Gesamtensemble plastisch erscheinen lässt.
Insgesamt 58 Sozialwohnungen, Läden und die Büros der Hausverwaltung finden in dem Ensemble ihren Platz. Für die Anordnung der Räumlichkeiten war der Lärmschutz maßgebend: Durchgesteckte Wohnungen beziehen ihr Licht vom straßenseitigen Süden, während die frische Luft von der ruhigen Hofseite im Norden in die Räume geholt wird. Das Wohnungsangebot ist vielfältig und reicht von Maisonette- über Atriumwohnungen bis hin zu Appartements. Größen zwischen 1,5 und 5 Zimmern entsprechenden den unterschiedlichsten Anforderungen. Alle Wohnungen verfügen über einen 6 m² großen integrierten Abstellraum und sind je nach Lage mit Dachterrassen, Atrien oder Loggien ausgestattet. Allen Bewohnern steht außerdem ein Stellplatz in der Tiefgarage zur Verfügung.
48er Porenbetonsteine
Aus Gründen des Schallschutzes wurden die Wände zu den Hauptverkehrsstraßen im Süden und Westen des Objektes mit 48 cm dicken Porenbetonsteinen ausgeführt, für die Wände zum Innenhof hin kamen Ytong-Steine mit einer Dicke von 36,5 cm zum Einsatz.
Da die Konstruktion auf Grund der feinporigen Struktur des Porenbeton über eine gute Wärmedämmung verfügt und bereits in einschaliger Ausführung den Anforderungen der Energieeinsparverordnung entsprach, konnte auf eine zusätzliche kostenaufwändige Wärmedämmung der Außenwände verzichtet werden. Auch dies bot Vorteile für den Schallschutz. Der Baustoff Ytong bietet darüber hinaus den Vorteil, dass die Einzelkomponenten des Bausystems genau aufeinander abgestimmt sind und daher luft- und winddicht zusammengefügt werden können. Damit wird die Gefahr konstruktiver und energetischer Schwachstellen reduziert. Wärmeverluste infolge von Wärmebrücken können so vermieden werden.
Fazit: Der Einsatz von Porenbeton bei den Neubauten der Münchner Maikäfersiedlung erwies sich in mehrfacher Hinsicht als wirtschaftliche Lösung. Die eingesetzten großformatigen Planblöcke ließen sich durch ihre günstigen Verarbeitungseigenschaften einfach verlegen und sorgten so für relativ kurze Fertigstellungszeiten. Dies sowie der mögliche Verzicht auf das Einbringen zusätzlicher Dämmung sorgte für eine deutliche Reduktion der Baukosten.
zillerplus Architekten und Stadtplaner: „Mit der Verdichtung der Maikäfersiedlung – 4 S-Bahnstationen vom Marienplatz entfernt – wird der Gartenstadtgedanke wieder aufgegriffen. Der erste Bauabschnitt als Siedlungszentrum mit Läden, Büros der GWG und gefördertem Wohnungsbau sowie anmietbaren Gartenparzellen zeigt, das gerade in einer Verdichtung die Chance zur Entwicklung eines qualitätvollen Umfelds liegt. Nur durch die bauliche Verdichtung war es möglich, wieder die gleiche Bewohnerzahl wie 1936 in der Siedlung unterzubringen.“
Architekt: Michael Ziller, Architekt BDA Stadtplaner, zillerplus Architekten und Stadtplaner, München
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