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Charakterstark in den Park integriert sind die Gebäude der IGA Berlin 2017

Internationale Gartenausstellung 2017 Berlin
Charakterstark integriert

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Nachhaltiges Bauen mit Holz und organisch in die Parklandschaft eingebettete Gebäudeformen sind zwei der bestimmenden Themen für die charakterstark integrierten Neubauten der IGA Berlin 2017. Ein kompakter Bericht über Architektur an einem Ort, an dem es eigentlich um Landschafts- und Gartengestaltung mit luftigen Freiräumen in der Stadt geht.

Markus Hoeft

Im sonst vor allem für seine großen Plattenbausiedlungen bekannten Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf findet noch bis zum 15. Oktober die Internationale Gartenausstellung IGA Berlin 2017 statt. Der Ort überrascht vielleicht etwas, hat aber bei näherem Hinsehen seinen besonderen Charme: Berlin sammelt hier bereits seit 1987 die „Gärten der Welt“ und präsentiert als Dauerausstellung inzwischen immerhin zehn Exemplare. Darunter Klassiker wie einen chinesischen oder einen englischen Garten, aber auch eher Unerwartetes wie den balinesischen Garten in einer Tropenhalle, japanische und koreanische Gartenkultur oder einen christlichen Garten.

Für die IGA wurde die Gartensammlung um den Kienbergpark zu einem Gesamtgelände von etwa 100 ha erweitert. In den Folgejahren wird der Kienberg wieder ein eintrittsfrei zugänglicher Erholungsraum, während die Gärten der Welt als kostenpflichtiger Park erhalten bleiben.

Diese Kombination aus Dauerndem und Temporären ermöglicht es, die Gestaltung des Ausstellungsgeländes nach einem Entwurf von geskes.hack Landschaftsarchitekten, VIC Brücken und Ingenieurbau und Kolb Ripke so zu konzipieren, dass die meisten baulichen und landschaftsarchitektonischen Neuerungen über die Zeit der IGA hinaus genutzt werden können.

Gleichzeitig werden die „Gärten der Welt“ durch das neue Besucherzentrum, die Freilichtbühne oder das Umweltzentrum Seeterrassen dauerhaft aufgewertet.

Assoziationen an Wellen und Wolken

Zur Aufsehen erregenden Hauptattraktion der IGA hat sich die von Leitner Ropeways gebaute und betriebene Kabinen-Seilbahn mit ihren zwei Talstationen und dem Zwischenstopp auf dem Kienberg entwickelt. Was nicht nur verkehrstechnisch gilt, sondern auch architektonisch: Mit ihren geschwungenen und vollständig begrünten Dachflächen scheinen die beiden Talstationen der Seilbahn wie eine grüne Welle aus dem Boden zu wachsen. Die Skelettbauten mit ihrer hölzernen Dachkonstruktion auf Stahlstützen fügen sich vor allem durch den harmonisch gerundeten Übergang von der horizontalen Dachbegrünung zur vertikalen Fassadenbegrünung organisch in den landschaftlichen Kontext ein. Unterstrichen wird die organische Wirkung der Gebäude zum einen durch die Fugenlosigkeit des Dachrandes, die mit einer Kunststoffbeschichtung auf dem (fugenbehafteten) Holzuntergrund erreicht wurde. Zum anderen spannen die vertikal orientierten Polycarbonat-Stegplatten an den Seitenwänden ohne unterbrechenden Stoß vom Boden bis zum Dach.

Unweit der Zwischenstation auf dem 102 m hohen Kienberg befindet sich der Wolkenhain, eine Aussichtsplattform, die die weithin sichtbare Bergkuppe bewusst inszeniert und überhöht. Wie eine Wolke geformt, scheint die Plattform über dem höchsten Punkt der IGA zu schweben. Sie ruht auf schlanken, unregelmäßig wie ein Baumhain angeordneten Stahlstützen und ist mit einem silikonbeschichtetem Glasfasergewebe als transluzenter Membran bespannt, die die Wolke nachts von innen heraus dezent leuchten lässt.

Der Rundumblick geht über die Gärten der Welt, ermöglicht aber auch Sichtbeziehungen zu den Wohngebäuden Marzahns und dem Zentrum Berlins – womit sich praktisch alle Assoziationszusammenhänge der IGA in einem Panorama vereinen.

Wie die Seilbahnstationen und der Wolkenhain ist auch das Umweltbildungszentrum Seeterrasse ein Entwurf von Kolb Ripke Architekten, die hier erneut das Thema des nachhaltigen Bauens mit Holz aufgegriffen haben. Das Gebäude auf einer Stahlplattform direkt am Ufer eines Sees ist als Abfolge von Holz-Raummodulen mit zwischengeschalteten Licht- und Erschließungsfugen konzipiert. Module und Fugen sind als klar erkennbare Gestaltungselemente herausgearbeitet und bestimmen so den Rhythmus und das repräsentative Erscheinungsbild des Gebäudes.

Charakterstark integriert auf unterschiedliche Weise

Der Idee der organischen Einbindung von Architektur in Landschaft folgt exemplarisch die Arena genannte neue Freilichtbühne nach einem Entwurf von Paul Böhm aus Köln. Bis zu 5 000 Gästen bieten die Rasenstufen des Zuschauerbereichs der im Stil eines klassischen Amphitheaters angelegten Arena einen Sitzplatz. Mit seinen zwei Seitenflügeln und dem geschwungenen, begrünten Dach fügt sich die Sichtbetonkonstruktion des Bühnenhauses fließend und ohne sichtbare „Naht“ in das Gesamtgelände ein.

Eine andere Variation von Einbindung und Einordnung repräsentiert das neue Besucherzentrum, das jetzt zunächst für die IGA und später für die „Gärten der Welt“ genutzt wird. Der Begegnungs-, Tagungs- und Informationsort nach Plänen des Büros WW+ aus Luxemburg überzeugt durch seine unspektakuläre, aber gediegene Form und Materialität. Großzügige Verglasungen bieten zahlreiche Ein- und Ausblicke, werden aber gleichzeitig von einer hellen Klinkerfassade gerahmt und gefasst, sodass mit Anklängen an die regionale Ziegeltradition eine sorgfältig gefasste Kubatur entsteht.

Unmittelbar vor den Toren der Gartenausstellung hat Marzahn-Hellersdorf sein neues bezirkliches Informationszentrum gebaut. Das Gebäude liegt also nicht mehr auf dem IGA-Gelände, ist aber nur in dessen Kontext und in der Relation zu den umgebenden seriellen Wohngebäuden zu verstehen. Der Entwurf von Partner und Partner Architekten verweist mit der Fassade auf ein in der DDR-Freiraumarchitektur vielfach verwendetes Motiv grafisch anmutender Beton-Formsteinwände: Ein im Grundsatz einfaches Muster erzeugt dabei durch Wiederholung eine vergleichsweise hohe Vielfalt und Variabilität. Das neue Informationszentrum stellt dieses Muster jedoch nicht in Beton, sondern zeitgemäß mit Metallkassetten aus bandbeschichtetem Aluminium dar.

Die Bauten für die IGA Berlin 2017 erfüllen sehr unterschiedliche Funktionen und stammen von ebenso unterschiedlichen Büros. Sie sind in erster Linie Bauwerke in einer Garten- und Landschaftsausstellung, was die Verwendung bestimmter Bauweisen wie den Holzbau oder das Gründach nahelegt. Doch auch darüber hinaus gibt es eine gemeinsame architektonische Klammer: Die Gebäude integrieren sich charakterstark, harmonisch, maßstäblich und thematisch passend in den Gartenraum ein, ohne auf ihre Eigenständigkeit und ihre individuelle architektonische Aussage zu verzichten. Das funktioniert auch im Kontrast zum grünen Umfeld, wie der Wuhlesteg, die Tälchenbrücke oder das Hellersdorfer Fenster zeigen, die das Büro Kolb Ripke mit markantem, an Industriearchitektur erinnernden Cortenstahl ausführte.

Architektur und Architekten IGA:

Seilbahnstationen, Aussichtsplattform, Umweltbildungszentrum, Wuhlesteg, Tälchenbrücke, Hellersdorfer Fenster, Sommerbobbahn:
Kolb Ripke Architekten Planungsgesellschaft mbH, Berlin

Freilichtbühne Arena:
Architekturbüro Paul Böhm, Köln

Besucherzentrum:
WW+, Esch-sur-Alzette/Luxemburg, Trier/Deutschland

Bezirkliches Informationszentrum Marzahn-Hellersdorf:
Partner und Partner Architekten, Berlin


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