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Keine Spar-Variante

Neugestaltung von Wohnstraßen in Braunschweig
Keine Spar-Variante

Optisch ansprechende Verkehrsflächen sollen ebenso dauerhaft, umwelt-freundlich sowie wirtschaftlich sein und zudem eine geräuscharme Oberfläche aufweisen. Ein gelungenes Beispiel für eine Neugestaltung gelang der Stadt Braunschweig in einem Wohngebiet nordöstlich des Stadtzentrums. Bei der Wahl des Baumaterials entschied man sich für hochwertige, braunbunt geflammte Pflasterklinker. Die Verlegung der Pflasterklinker erfolgte zum Teil hochkant, eine in dieser Region seltene Verlegeart.

Dipl.-Ing. Ramona Bischof, Berlin/jo

Das Bewahren der Wohnqualität liegt in Braunschweig den Verantwortlichen der Stadt wie den Bürgern gleichermaßen am Herzen. Das zeigte sich jüngst bei der Erneuerung zweier Straßen in einem Wohngebiet im zentrumsnahen Universitätsviertel. Nach über fünf Jahrzehnten war der alte Straßenbelag in sehr schlechtem Zustand und die Steine stark verwittert.
Die ursprüngliche Planung sah vor, für die notwendige Erneuerung der Fahrbahn kostengünstige Betonsteine einzusetzen. Wie in vielen Kommunen fehlt auch in Braunschweig der Etat, um hochwertige keramische Pflasterklinker zur Gestaltung öffentlicher Straßen einzusetzen. Darüber hinaus muss auch das finanzielle Budget der Anlieger berücksichtigt werden, die entsprechend der Straßenausbau-Beitragssatzung verpflichtet sind, 75 % der Baukosten selbst zu tragen. Nachdem die Anwohner durch ein Universitätsgutachten von der Notwendigkeit der Straßenerneuerung überzeugt werden konnten, nahmen sie ihre Mitbestimmungsrechte bereits in der Planungsphase. Sie entschieden sich gegen die „Spar-Variante“ und wählten einen qualitativ hochwertigen und langlebigen Penter-Pflasterklinker vonBockhorner Klinker für den neuen Straßenbelag. Die dadurch entstandenen Mehrkosten von 1 000 bis 2 000 Euro pro Grundstück nahmen die Eigentümer zugunsten dieser Lösung auf sich.
Dadurch gelang es der Stadt gemeinsam mit den Anwohnern, eine kommunale Baumaßnahme in einer höheren Qualität über den üblichen Standard hinaus zu realisieren. „Das hohe Qualitätsbewusstsein der Bürger bei der Baustoffwahl ist bemerkenswert“, so Bernhard Kintzer, verantwortlicher Stellenleiter im Fachbereich Tiefbau und Verkehr der Stadt Braunschweig.
„Für mich als Straßenbauingenieur war diese Entscheidung ein Glücksfall, denn die ursprünglich vorgesehenen Betonsteine sind längst nicht so beständig wie echte Pflasterklinker. Schon nach fünf bis zehn Jahren sind bei den verschiedenfarbigen Straßenflächen aus Betonsteinen kaum noch Unterschiede festzustellen, da die Farbe stark verblasst. Pflasterklinker sind
dauerhaft farbbeständig, belastbar und robust. Sie sind sehr langlebig, pflegeleicht und verschleißen nicht mit den Jahren. Damit ist es ein sehr wirtschaftlicher Straßenbelag, unverwüstlich und auch nach 50 Jahren noch frisch.“
Bei der Gestaltung von Straßen werden hohe Anforderungen an die technische und optische Qualität der Werkstoffe gestellt. Denn sie sollen nicht nur funktionssicher sein und hohen Beanspruchungen dauerhaft standhalten, sondern auch den jeweiligen ästhetischen Erfordernissen gerecht werden. In Braunschweig waren die Pflasterklinker mit der Farbe Ziegelrot ausgeschrieben. Die Grundstückseigentümer entschieden sich jedoch gegen das Rot und für den Penter-Pflasterklinker in der Farbe Braunbunt geflammt, auch weil dieser die größte Ähnlichkeit mit dem Farbton des ehemaligen Straßenbelags aufwies.
Belastbarkeit und Verlegemuster
Die Qualität von Pflasterflächen, insbesondere die Belastbarkeit des Klinkerpflasters, hängt neben der Güte der verwendeten Pflasterklinker auch von der Beschaffenheit der darunter liegenden Schichten ab. Aufbau und Dimensionierung der Tragschicht richten sich nach der zu erwartenden Beanspruchung, insbesondere etwa Verkehrs- und Frostbelastung. Penter-Pflasterklinker sind auf Grund ihrer geringen Wasseraufnahme absolut frostsicher und zudem völlig resistent gegen Tausalze. Das darunter liegende Pflasterbett muss so ausgebildet werden, dass eine ausreichende Wasserdurchlässigkeit gewährleistet wird.
Bei der Auswahl des Verlegemusters spielen Größe sowie Funktion und Belastungsgrad der Fläche eine Rolle. In Braunschweig wählte man einen klassischen Läuferverband. Er gehört zu den häufigsten Verlegearten, bietet eine hohe Stabilität und ist einfach zu verlegen. Pass-Stücke werden nicht benötigt und auch das Verlegen im Bogen macht keine Schwierigkeiten. Die Verlegung erfolgte quer zur Fahrtrichtung, dadurch erhält der Läuferverband die für Straßen erforderliche hohe Verbundwirkung.
Hochkant verlegt
Für den technischen Aufbau der Tragschicht ist es unerheblich, ob die Pflasterklinker flach oder hochkant verlegt werden. In der Braunschweiger Region wird die Hochkant-Verlegung selten angewandt; das ausführende Pflasterbauunternehmen hatte diese Verarbeitungsart schon seit 60 Jahren nicht mehr ausgeführt. Im Kreuzungsbereich der aufeinander zulaufenden Straßen treten jedoch erhöhte Schubkräfte auf, deshalb wurden die Pflasterklinker hier hochkant verlegt. Damit wird eine bessere Lastaufnahme gewährleistet. Die Oberseite der Klinker erhielt zusätzlich eine geschälte Oberfläche für eine noch bessere Griffigkeit, die sich insbesondere im regennassen Zustand bewährt hat.
Die Kanten von Pflasterklinkern können gefast, das heißt leicht abgeschrägt, oder ungefast sein, das heißt scharfkantig. Auf Wunsch der Anwohner wurde ein Pflasterklinker ohne Fase mit enger Fuge verarbeitet, um die Fahrgeräusche so gering wie möglich zu halten. Zusätzlich erhielten die Klinker auf Empfehlung des Herstellers eingekürzte Abstandhalter, die als Verlegehilfe dienen und einen gleichmäßigen Abstand gewähren. Die scharfkantigen Klinker können so nicht aneinander stoßen und das Abplatzen der Kanten beim späteren Abrütteln und Befahren der Oberfläche wird zuverlässig verhindert.
Die Fugenbreite sollte entsprechend der Verlegerichtlinien 3 bis 5 mm betragen. In Braunschweig wurde auf Empfehlung eines hinzugezogenen Sachverständigen eine noch engere Fuge von 2 bis 3 mm gewählt, um ganz sicher zu gehen, dass sich die scharfkantigen Klinker später nicht verschieben. Zur Sicherung der Fugen werden die Flächen nach dem Verlegen sofort mit Sand abgestreut. Vor dem endgültigen Verdichten der Flächen verfüllt man die Fugen mit kornabgestuftem Sand (Körnung 0 bis 3 mm; hier wurde eine Körnung von 1 bis 2 mm gewählt).
Planung: Bernhard Kintzer Fachbereich Tiefbau und Verkehr der Stadt Braunschweig
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