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Legende rekonstruiert

Restaurierung des Dessauer Bauhaus-Ensembles
Legende rekonstruiert

Das Dessauer Bauhaus-Ensemble, zwischen Dezember 1926 und Oktober 1932 Domizil der Dessauer Hochschule für Gestaltung, wird derzeit möglichst originalgetreu restauriert und soll 2006 wieder eröffnet werden.

Großzügig und individuell zeigt sich die Architektur von Walter Gropius, der den Grundsatz der Reproduzierbarkeit vertrat. Die Dessauer Meisterhäuser bestanden aus drei Doppelhäusern, fast Villen, in Beton-Flachdachbauweise, die je zwei Bauhaus-Lehrer, ihre Ateliers und ihre Familien beherbergten. Fünf Gehminuten vom Bauhaus entfernt, gehören die in der DDR-Zeit stark ramponierten Häuser inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Originale „ausgraben“
In mühsamer Recherche und Feinarbeit versetzen Bauforscher die einstige Arbeitsstätte von Walter Gropius, Mies van der Rohe, Wassily Kandinsky und anderen wieder in den Zustand, wie sie einst war.
Die leitende Architektin Monika Markgraf vergleicht die Arbeit mit einer Ausgrabung. Schicht für Schicht werden beispielsweise alle aufgetragenen Farbschichten abgetragen, um die Originale soweit wie möglich zu rekonstruieren.
Nicht nur bei Oberflächen, auch bei Einbauschränken, Leuchten, Türen und Lichtschaltern achten die Fachleute darauf, dass alles möglichst dem ursprünglichen Zustand entspricht. Anstelle der viel genannten „schwarz-weißen Moderne“ war das Bauhaus nach Aussage von Markgraf deutlich bunter.
Industrielle Fließbandproduktion
Schon im „Haus am Horn“, jenem Versuchsbau des ursprünglichen Weimarer Bauhauses hatte Gropius genormte Bauelemente ausprobiert, die sich im Baukastenprinzip beliebig zu individuellen Wohnungen zusammenfügen sollten: „Gut verarbeitetes Material und klare, einfache Konstruktion werden ihre Schönheit verbürgen, nicht etwa ästhetische, aus Konstruktion und Material nicht bedingte Zutaten an Schmuckformen und Profilen.“
In diesem Wohnhaus war beispielsweise im Kinderzimmer der Wandschrank auch als Kasperletheater nutzbar.
Und überall an den Wänden saßen Schalter, wie sie heute in der „Glasserie“ und der „Serie 1930“ von Berker fortleben. Im großen Stil entwickelte Gropius dieses „fordistische“ Bauen, eine industrielle Fließbandproduktion mit Möglichkeiten der Individualisierung durch frei kombinierbare Module, in der Siedlung Törten in Dessau.
Unter seiner Regie entstanden in dem Neubaugebiet bis 1928 nach industriellen Verfahren 316 Einfamilienreihenhäuser als Reichsheimstätten. Nach dem Ende des Bauhauses wurde die Siedlung in den 30er Jahren auf der Grundlage des ursprünglichen Bebauungsplans noch erweitert. Hierbei fanden Berker-Schalter Verwendung. Im Bauforschungsarchiv des Bauhauses lagern in Pappschachteln Fundstücke aus den inzwischen abgerissen Erweiterungsbauten.
Archiviert wurden unter anderem ein Berker-Fabrikat mit dem Schriftzug „Licht“, einer mit „Klingel“, außerdem zeugt ein Drehknebelschalter aus Bakelit von den frühen Jahren einer kleinen sauerländischen Fabrikation.
Reine Funktionalität
Fast 80 Jahre später wurden wieder Berker-Schalter und -Steckdosen im Direktorenzimmer des Dessauer Bauhauses installiert. „Mit ihren Rundelementen“, so die Bauforschungs-Expertin Monika Markgraf, „passen sie gestalterisch am besten in dieses Haus“.
Die Ende der 70er Jahre entwickelte, historisch getreue „Glasserie“ mit ihren runden Glasverblendungen fügt sich dort ebenso ideal ein wie die „Serie 1930“.
Letztere wurde vor einigen Jahren in enger Abstimmung mit der Dessauer Bauforschungsabteilung gestaltet wurde: Elegante, weil schmucklose Drehknebelschalter und -taster verkörpern die reine Funktionalität, der sich das Schalksmühler Unternehmen seit seiner Gründung 1919 verschrieben hat.
Tatsächlich wirken die neu gefertigten Schalter, als seien sie noch vom berühmten Architekten selbst für die Ausstattung seiner Hochschule ausgewählt worden.
Weitere Informationen
Schalter bba 548
Leiterin Bauforschung: Architektin Monika Markgraf, Dessau
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