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Wandabsorber, Akustiksegel oder Baffeln - Raumakustik zum Hinhängen

Alternativen zur geschlossenen Unterdecke
Raumakustik zum Hinhängen

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Wandabsorber, Akustiksegel oder Baffeln können Alternativen sein, die die Verbesserung der Raumakustik durch eine Akustikdecke ergänzen oder auch ersetzen. Expressive und teilweise gekrümmte Formen jenseits des traditionellen Rechtecks sowie Farbgebungen oder Bildmotive schaffen gleichzeitig neue Freiräume in der Gestaltung.

Markus Hoeft

Wenn neu oder umgebaute Räume eine Verbesserung der Raumakustik benötigen, sind Akustikdecken als abgehängte Unterdecke eine klassische und bewährte Lösung. Mit Mineralwolle, Holzwolle oder gelochten Gipsplatten stehen eine Reihe von raumakustisch wirksamen Materialien zur Verfügung, die in funktional und ästhetisch sehr unterschiedlichen Deckensystemen montiert werden können. Metalldecken mit Akustikauflage oder fugenlose Systeme mit Akustikputz komplettieren den Gestaltungskanon.
Der hohe Schallabsorptionsgrad der Decken mit Werten bis über 0,9 (Schallabsorptionsklasse A, auch A-Absorber genannt) sorgt für eine hohe Bedämpfung des Raums, wodurch je nach Einsatzzweck der Grundgeräuschpegel reduziert, störender Nachhall beseitigt und die Sprachverständlichkeit verbessert werden kann. In vielen Fällen lassen sich die Nachhallzeiten, die die DIN 18041 („Hörsamkeit in Räumen – Vorgaben und Hinweise für die Planung“) verlangt, allein mit einer zielgerichtet geplanten und ausgewählten Akustikdecke erreichen.
Akustik ohne Decke
Es gibt aber Raumsituationen, in denen keine klassische abgehängte Unterdecke eingesetzt werden kann bzw. soll oder aber, in denen die Akustikdecke mit weiteren Maßnahmen flankiert werden muss. Gerade beim Bauen im Bestand sind eventuell die Raumhöhen nicht ausreichend. In historischen Gebäuden passen moderne Akustikdecken unter Umständen nicht zum Gesamteindruck des Raumes, eventuell sollen gerade an der Decke bestimmte Konstruktionsdetails sichtbar bleiben.
Aber auch in Neubauten wird sich eine geschlossene Unterdecke nicht in jedes architektonische Konzept einfügen, sei es aus gestalterischen oder aus technischen Gründen, etwa weil die Rohdecke mit einer Betonkernaktivierung ausgeführt wird. Ein weiteres Beispiel können gewerbliche Mieter sein, die zwar die Akustik ihrer Räume verbessern möchten, aber vom Vermieter nicht die erforderliche Erlaubnis für den Einbau einer Akustikdecke bekommen. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Sie zeigt aber, dass es eine ganze Reihe von Situationen gibt, in denen über Alternativen zur geschlossenen Akustikdecke nachgedacht werden muss.
Je nach den Rahmenbedingungen können dann Wandabsorber, akustisch wirksame Deckensegel oder Baffeln eine Lösung sein. Gemeinsam ist ihnen allen, dass die Raumakustik hier nicht mit einem kompletten flächigen Bauteil, sondern mit einzeln aufzuhängenden Elementen verbessert wird. Sie lassen sich relativ schnell, schmutzarm sowie ohne großen Aufwand montieren und meist ebenso einfach wieder demontieren. Gleichzeitig sind sie markante Einbauteile, mit denen spannende, von der gewohnten glatten Deckenuntersicht abweichende Raumgestaltungen verwirklicht werden können.
Deckensegel
Wie überraschend anders die aufgehängten Einzelelemente im Vergleich zu einer geschlossenen Unterdecke optisch wirken können, zeigen besonders deutlich die Deckensegel. In den einfachsten Ausführungen handelt es sich letztlich um normale Deckenplatten, die aber in diesem Fall nicht flächig-geschlossen, sondern einzeln und mit Abstand montiert werden. Als Befestigung dienen oft Draht- oder Kettenanhänger an der Rohdecke. Etwas überspitzt formuliert könnte man von „Unterdecken mit Lücken“ sprechen, die aber durch die Durchblicke zur Rohdecke einen neuen Raumeindruck vermitteln und die subjektiv empfundene Raumhöhe weniger stark reduzieren.
Noch mehr Ausdrucksstärke erhalten Deckensegel, wenn sie die Basisform des glatten Rechtecks verlassen: So gibt es z.B. Deckensegel mit kreisrunder oder unregelmäßig gerundeter Grundfläche. Fast schon expressiv wirken Deckensegel, die zusätzlich in der Fläche konkav oder konvex gekrümmt sind. Weitere Möglichkeiten sind farbige oder bildhafte Oberflächen, die meist mit digital bedruckten Akustikvliesen erreicht werden, oder eine Aufhängung der Deckensegel in verschiedenen Höhen. Nutzt der Planer alle Freiräume der Gestaltung, entstehen mit den Segeln Deckenansichten, die optisch kaum noch etwas mit einer geschlossenen Akustikdecke zu tun haben, auch wenn sie technisch durchaus mit dieser eng verwandt sind.
Je nach Abstand der einzelnen Deckensegel reduziert sich mit der Größe der Lücken die schallabsorbierende Fläche am oberen Raumabschluss. Gegenüber geschlossenen Unterdecken muss also mit einer geringeren raumakustischen Wirkung gerechnet werden. Dafür ist jedoch eine gezielte und punktuelle Beeinflussung der akustischen Verhältnisse möglich, etwa über Arbeitsplätzen in Räumen.
Seinem Ursprung nach ist das Deckensegel eine flächige und damit vor allem zweidimensionale Struktur. Schon die konvexen und konkaven Krümmungen deuten jedoch die dritte Dimension an. Noch einen Schritt weiter gehen beispielsweise die Bausätze für Deckensegel OWA cloud, bei denen einzelne Plattenstreifen senkrecht hängen und sich gegenseitig durchdringen können. Ihre einfache Montage zeigt noch einmal den generellen Vorteil der Deckensegel, die für Neubauten und Modernisierungen ebenso geeignet sind, wie für die Nachrüstung.
Ergänzende Wandabsorber
Die bei Deckensegel in den letzten Jahren zu beobachtende Weiterentwicklung in Form, Farbe und Oberfläche hat auch die Wandabsorber befruchtet. Denn ein Segel, das um 90 Grad gedreht wird, ist prinzipiell natürlich auch für die Montage an der Wand geeignet. Vor allem die digital bedruckbaren Akustikvliese ermöglichen eine Abkehr von der einfarbigen Oberfläche und machen den Weg frei für Wandabsorber, die wie ein Bild an der Wand als Raumschmuck wirken und sich damit sehr einfach nachträglich ergänzen lassen.
Die Materialien der Wandabsorber sind wiederum die gleichen wie für die Platten von Akustikdecken, so dass auch hier Schallabsorptionsgerade über 0,9 erreicht werden können. Allerdings steht bei den meisten Raumnutzungen nicht so viel freie Wandfläche zur Verfügung, wie es an der Decke der Fall ist. Nur in Ausnahmefällen dürften Wandabsorber deshalb allein für eine gute Hörsamkeit und die Einhaltung der Nachhallzeiten nach DIN 18041 ausreichend sein. Aber sie können andere Maßnahmen, darunter auch die klassische geschlossene Akustikdecke, sinnvoll ergänzen. Etwa, indem die Decke kostengünstiger mit einem niedrigeren Absorptionsgrad ausgeführt wird, wenn zum Ausgleich Absorber an der Wand die äquivalente Absorptionsfläche vergrößern.
Wandabsorber reduzieren außerdem Flatterechos zwischen parallelen Wänden, was Decken allein nicht in jedem Fall leisten. Auch die Diffusität des Schalls, also die Art seiner Streuung, lässt sich mit ergänzenden Maßnahmen an der Wand eventuell besser beeinflussen als mit der (Akustik-)Decke allein.
Vorgehängte und integrierte Wandabsorber
Neben Wandabsorbern, die wie ein Gemälde an die Wand aufgehängt werden, gibt es Standabsorber, die als frei stehende Elemente an Raumteiler erinnern und wie diese auch eine gewisse optische Abgrenzung und Intimität erzeugen können. Eine weitere Möglichkeit ist die Integration des Wandabsorbers beispielsweise in Magnettafeln in Besprechungsräumen oder in die Flächen von umsetzbaren Trennwänden in Büros. Entsprechend großflächige Akustikwandpaneele, zum Beispiel VertiQ von Rockfon, können sogar ganze Wandflächen abdecken und sind dann nicht mehr als Einbauteile im eigentlichen Sinne zu erkennen.
Diese Nicht-Sichtbarkeit wird von glatten Oberflächen, wie sie Mineral- oder Holzwolle aufweisen, unterstützt. Es geht aber auch gerade andersherum, wenn Gipsplatten mit deutlich erkennbarem Lochbild eingesetzt werden, wie sie etwa Knauf als Adit-Wandbekleidung im Programm hat. Die Paneele können sehr einfach nachträglich an die fertige Wand gehängt werden und haben dank einer aufkaschierten Folie eine robuste Oberfläche, die auch mit Farben oder Bildmotiven bedruckbar ist. Noch einen Schritt weiter geht die Akustikwand Knauf Cleaneo Akustik Wand, bei der die akustisch wirksamen Flächen nicht mehr aufgehängt, sondern als gelochte Gipsplatten in der obersten Lage der Beplankung mit dem Trockenbau-Ständerwänden errichtet werden. Der gelochte Flächenanteil bleibt auch hier sichtbar, weshalb zum Schutz vor Beschädigungen der Einbau erst ab einer Höhe von 2 m empfohlen wird.
Akustik als ganzheitliche Eigenschaft des Raums
Gewissermaßen eine Symbiose zwischen den Deckensegeln und vertikalen Wandabsorbern stellen Baffeln dar. Wie die Segel werden sie an der Decke montiert, bilden dabei aber keine geschlossene waagerechte Fläche, sondern wirken als abgehängte Einzelkörper vor allem mit ihren senkrechten Flächen. Weil beide Seiten von plattenförmigen Baffeln an der Absorption beteiligt sind, erhöht sich die akustisch wirksame Oberfläche. Gleichzeitig bleiben die Zirkulationsmöglichkeiten zur Rohdecke erhalten, so dass der Raum über den Baffeln in die Konzeption der Belüftung und Klimatisierung einbezogen werden kann, etwa bei betonkernaktivierten Konstruktionen.
Doch egal, ob Baffel, Deckensegel oder Wandabsorber, über den raumakustischen Erfolg entscheidet nicht so sehr das einzelne Element, sondern die Gesamtheit aller Oberflächen im Raum. Neben ihrem jeweils schallharten oder schallweichen Charakter sowie ihrer Verteilung sind die Raumgröße und die Art der Raumnutzung zu beachten. Leere Räume werden eine andere Akustik aufweisen als voll mit Menschen besetzte.
Wegen dieser Komplexität der Raumakustik sollten Architekten bzw. Gebäudeplaner frühzeitig Akustikexperten aus einem Fachplanungsbüro oder vom Hersteller in die Entwurfsbearbeitung einbinden. Durch eine ganzheitliche Betrachtung der räumlichen Gegebenheiten und im Bestandsbau eventuell auch durch raumakustische Zustandsmessungen können frühzeitig die Weichen für eine optimale Hörsamkeit in den Räumen bei gleichzeitig wirtschaftlicher Ausführung gestellt werden.
Dies gilt für die Akustikdecke mit geschlossener Oberfläche ebenso wie für die hier vorgestellten Alternativen Deckensegel oder Wandabsorber. Entscheidend ist, dass das bauakustische Planungsteam das Potenzial der heute möglichen Gestaltung ausschöpft und nicht allein sowie ausschließlich auf die abgehängte Unterdecke fixiert ist.
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