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Ausblicke wie beim Dünenwandern bieten Öffnungen im Ferienhaus

Neubau eines Wohnhauses auf Terschelling
Ausblicke wie beim Dünenwandern

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Beim Entwurf des Wohnhauses auf der niederländischen Nordseeinsel Terschelling hat sich der Amsterdamer Architekt von der reizvollen Dünenlandschaft des Eilandes inspirieren lassen. Entstanden ist ein expressiv geformter Bau aus Holz, der sich durch variantenreich geschnittene Öffnungen fließend mit seiner Umgebung verbindet.

Robert Uhde

Mit ihren breiten Sandstränden und der sanft geschwungenen Dünenlandschaft gehört die rund 30 km lange Nordseeinsel Terschelling zu den beliebtesten Urlaubszielen der Niederlande. Jahr für Jahr zieht das Eiland rund 300 000 Besucher an. Daneben gibt es aber auch rund 5 000 Menschen, die dauerhaft auf Terschelling leben; darunter auch die beiden Bewohner eines vielfach verkanteten Holzhauses, das der Amsterdamer Architekt Marc Koehler jüngst am Nordufer der Insel geplant hat. Der mitten in den Dünen gelegene, dabei zur Hälfte unterhalb der Erde gelegene Bau fügt sich trotz seiner ungewöhnlichen Form nahtlos in die umgebende Bebauung sowie in die Topografie der Insellandschaft ein. Die dynamisch geschnittenen Glasflächen ermöglichen dabei einen traumhaften Ausblick auf die Umgebung. Und je nachdem, wo sich die Bewohner gerade aufhalten, erleben sie völlig unterschiedliche Ansichten, Ausblicke und Perspektiven auf die leicht hügelige Dünenlandschaft.

Fließender Übergang zu den Farben der Dünen

Im unterirdischen Teil wurde der auf Basis einer BIM-gestützten Planung entwickelte Neubau als Betonkonstruktion ausgebildet. Darüber wurde er als Holzrahmenkonstruktion mit 189 mm starken vorgefertigten Decken-, Wand- und Dachpaneelen aus Brettsperrholz sowie mit Fensterprofilen aus Furnierschichtholz errichtet. Charakteristisch sind dabei die unregelmäßig verwinkelten Oberflächen und der fließende Übergang von Dach und Wand, der durch die Verwendung des gleichen Materials noch betont wird. Hinzu kommt, dass die jeweils eingesetzten 95 x 19 cm großen Profilbretter aus Red Cedar Holz direkt an die Farbigkeit der Dünen anschließen: „Entstanden ist ein Diamant aus Holz, der von allen Richtungen aus anders aussieht; mal modern und abstrakt, und dann wieder so, als blickte man auf eines der traditionellen Walmdächer hier auf der Insel“ , beschreibt Architekt Marc Koehler den Eindruck. Zusätzlich belebt wird der Neubau durch die Launen des Wetters: „Bei nassem dunklem Winterwetter färbt sich das Holz grau, an sonnigen Tagen nimmt es dagegen die gold-glänzende Farbigkeit des Seegrases an.“

Wechselnde Ausblicke aus einem vielschichtigen Innenraum

Weitere Überraschungen hält der Innenraum mit seiner überraschend großen Wohnfläche von insgesamt 180 m² bereit: Ausgehend vom Wunsch der Bewohner nach einer maximalen Verbindung von Innen- und Außenraum organisierten die Architekten eine Split-Level-Landschaft mit insgesamt sieben Ebenen, die sich spiralförmig wie große Treppenstufen um einen zentral platzierten Kern mit Kamin, Bücherregal, Technikraum und Entrauchung gruppieren. Die sich daraus ergebende „promenade architecturale“ führt von den Schlafzimmern im unterirdischen Teil über Wohnzimmer und Küche bis hinauf in die Ess- und Lounge-Bereiche im Dachgeschoss. Die völlig unterschiedlichen Ausblicke sollen dabei ganz bewusst eine Dünenwanderung nachahmen – „von tiefer gelegenen Sandmulden bis hinauf zu erhöht liegenden Plateaus mit Blick über das Meer“ , wie Marc Koehler erklärt.

Unterstützt wird der Eindruck durch ein farblich mit der Natur abgestimmtes Interieur mit sandgelben Betonböden, schilfgrünen Teppichböden, fast durchgehend sichtbar gebliebenen Holzwänden und -decken (Vorgefertigte Elemente aus Brettsperrholz BBS von Metsä Wood) sowie mit Lamellenwänden aus dunklerem Holz. Bei den Wänden der Räume im Erdgeschoss sind die anthrazitfarbenen Betonwände sichtbar geblieben, für die Verkleidung von Kamin und Entrauchung wurden Platten aus warmgewalztem Stahl gewählt, die mit anthrazitgrauem Finish-Öl behandelt wurden.

Große Panoramadachfront mit freier Sicht

Begleitet wird die Erschließungsroute durch das Haus durch unterschiedlich große und unregelmäßig geschnittene Fensteröffnungen sowie durch mehrere kleinere Lamellenöffnungen, die an unterschiedlichen Stellen zusätzliche Ausblicke bieten und gleichzeitig reizvolle Licht- und Schattenspiele im Innenraum schaffen. Markanter Blickfang des Hauses ist jedoch die stark geneigte, vom Erdgeschoss bis unters Dach reichende und dabei rund 4 x 6 m große Panoramadachfront in Richtung Nordwesten, die den Bewohnern eine freie Aussicht auf den nahe gelegenen Nordseestrand ermöglicht.

„Das Fenster stellte eine ziemliche Herausforderung dar“ , berichtet Projektarchitekt Carlos Moreira. „Und das nicht nur aufgrund seiner ungewöhnlichen Neigung, sondern auch aufgrund der großen Spannweite und der gestalterischen Absicht, das Fenster an den überwiegend mit Holz ausgeführten Innenraum anzupassen. Darüber hinaus musste die Konstruktion eine Regenwasserabfuhr sowie außen liegende Lamellen für eine ausreichende Verschattung integrieren.“

Um die verschiedenen Aspekte umzusetzen, kam eine spezielle Aluminium-Vorhangfassade mit 50 mm starken Profilen zum Einsatz, montiert jeweils auf laminierten Furnierholzprofilen: „Mit dieser Konstruktion konnten wir einerseits die große Spannweiten der Verglasung abdecken und gleichzeitig eine ausreichende Stabilität gegen Windlasten gewährleisten, ohne dabei den Charakter des Innenraumes zu stören und die Aussicht nach draußen zu stark zu beeinträchtigen“ , so Carlos Moreira.

Komplettiert wird die Konstruktion durch einzelne, in die sonstige Fassadenoberfläche des Hauses eingefügte Holzlamellen, die schräg auf den darunter liegenden Aluminiumprofilen verschraubt sind und die eine ausreichende Verschattung ermöglichen. Das Aluminium-Fassadensystem CW 50 ist von Reynaers. Curtain Wall 50 bietet als Fassaden- und Dachsystem unbegrenzte Entwurfsfreiheit und maximale Transparenz. Die laminierten Furnierschichtholzprofile Kerto-S wurden von Metsä Wood angefertigt.

Expressive Architektur in nachhaltiger Bauweise

Architekt Marc Koehler hat in den vergangenen Jahren zahlreiche ungewöhnliche Wohnbauten geschaffen, darunter auch ein 2008 fertiggestelltes Wohnhaus in Amsterdam, dessen expressiv gestaltete schwarze Klinkerfassade auch vorkragende Pflanzsteine integriert und damit einen perfekten Halt für Kletterpflanzen bietet. Einen ähnlich nachhaltigen Anspruch verfolgte das Büro auch bei der Planung des Hauses auf Terschelling: Neben der Verwendung des nachwachsenden Werkstoffes Holz sowie weiterer ökologischer Materialien kam dazu auch eine energieeffiziente Gebäudetechnik mit einem Zentralheizungssystem auf Basis von Bio-Kraftstoff zum Einsatz. Entstanden ist ein perfekt in die Landschaft eingefügtes Haus mit fließendem Übergang zwischen innen und außen, das noch dazu durch einen minimierten ökologischen Fußabdruck überzeugt.

www.terschelling.org

Planung Architektur: MKA Marc Koehler Architects, Amsterdam, NL

Projektarchitekt: Carlos Moreira

Prozessmanagement: Thomas Welink, Annemarie Swemmer

Projektteam: Kasia Heijerman, Miriam Tocino, Anna Szcsurek und Jakub Zoha

Interior Design: Marc Koehler Architects, Amsterdam
www.marckoehler.nl


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