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Brandschutz durch Holzkonstruktion in Verbindung mit Gipsfaser-Platten F30

Neubau eines Mehrfamilienhauses München
Konstruktiv geschützt

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Ein in Hybridbauweise im Passivhaus-Standard errichtetes mehrgeschossiges Wohnhaus in einem neuen Stadtquartier basiert wesentlich auf einer nichttragenden Fassadenkonstruktion aus vorgefertigten Holzbauelementen. Die Fassade wurde mit Gipsfaser-Platten feuerhemmend in der Feuerwiderstandsklasse F 30 ausgeführt.

Rita Jacobs | be

Auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne an der Domagk-Straße im Nordosten Münchens entstehen derzeit rund 1 600 neue Wohnungen. Kern des neuen Stadtteils ist der zentral auf dem über 24 ha großen Areal gelegene Park mit schönem alten Baumbestand. Er gliedert das Gelände in ein nördliches und südliches Wohngebiet, die unabhängig voneinander erschlossen werden.
Ziel der Stadtplaner ist es, in dem neuen Wohnquartier qualitativ hochwertigen Wohnraum mit sozialer Mischung zu schaffen. Der in München übliche Mix von 50% frei finanziertem und 50% gefördertem Wohnraum sorgt dafür, dass das Angebot für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen attraktiv ist. Kitas, eine neue Grundschule und ein insgesamt familienfreundlich gestaltetes Umfeld sprechen besonders Familien mit Kindern an.
Nach einem ersten, am Ackermannbogen in München erfolgreich abgeschlossenen Baugemeinschaftsprojekt realisiert das Büro Vallentin + Reichmann Architekten hier das ebenfalls für eine Baugemeinschaft konzipierte Projekt „Stadtgestalten – Wohnhaus im neuen Stadtquartier Domagkpark“. Das Stadthaus umfasst insgesamt 14 Wohnungen mit drei bis fünf Zimmern in Größen von 70 bis 115 m². Individuell gestaltete Grundrisse spiegeln in ihrer Vielfältigkeit die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wohnvorstellungen der heterogenen Baugemeinschaft wieder.
Anspruchsvolle Vorgaben
Maßgeblich für die Gestaltung des Stadthauses sind die Vorgaben des „Gestaltungsleitfadens Funkkaserne München“, der eine anspruchsvolle Quartiersgestaltung gewährleisten soll. Der Grundriss ist klar zoniert: Im Kern des 4-geschossigen Gebäudes mit Penthouse befindet sich das Treppenhaus mit Aufzug. Daran schließt sich eine Installations- und Nebenraumzone an, in der sich neben Haustechnikschächten und Installationswänden auch Sanitärräume und Flure befinden. Zusätzlich sind hier Garderoben, Schränke und Waschmaschinen untergebracht.
Alle Hauptwohnräume sind zur Fassade hin angeordnet. Ein großer Wohn-Essraum mit offener oder geschlossener Küche befindet sich jeweils an den exponierten Gebäudeecken zusammen mit voll verglasten Loggien. Damit ist für gute Belichtung und diagonale Ausblicke sowie für einen geschützten Freiraum gesorgt. Die Wohnungen im Erdgeschoss profitieren zusätzlich von privaten Gärten. Große Dachterrassen bereichern die Dachgeschosswohnungen. Das restliche Grundstück wird als gemeinsamer Freibereich mit Kinderspielplatz und beispielsweise Pflanzbeeten für Anbau von Gemüse und Kräuter gestaltet. Eine hochwertige Ausstattung, Tiefgaragenstellplätze, Fahrradabstellräume und ein Gemeinschaftsraum, der auch als Gästeappartement genutzt werden kann, sorgen für Komfort.
Vorteil Hybridbauweise
Das Projekt der Baugemeinschaft „Stadtgestalten – Domagkpark“ wurde in sogenannter Hybridbauweise im Passivhausstandard erstellt. Diese Mischbauweise setzt sich besonders beim mehrgeschossigen Bauen mehr und mehr durch und nutzt gezielt die Vorzüge beider Bauweisen: So bietet das lastabtragende Stahlbetonskelett beim mehrgeschossigen Bauen Vorteile bei Statik und Schallschutz. Dafür warten die Holzrahmenwände mit sehr guten energetischen Eigenschaften und dem Vorteil der Vorfertigung auf. Bei gleichen energetischen Kennwerten sind sie schlanker als massive Wandbauteile. Beplankungen z. B. mit Fermacell Gipsfaser-Platten sorgen für hohe Stabilität und können gleichzeitig die Anforderungen des Brandschutzes erfüllen. Die Vorfertigung der Holzbauelemente unter idealen Bedingungen in der Werkstatt mit anschließender schneller Montage auf der Baustelle verkürzt im Vergleich zu Massivbaustoffen die Bauzeiten vor Ort merklich, denn lange Trocknungszeiten entfallen.
Entsprechend dem angestrebten Passivhaus-Standard ist der Baukörper als kompakter Kubus mit großen symmetrischen Fensterflächen auf der Südseite und frei angeordneten Fensteröffnungen bei den anderen Fassaden ausgebildet. Fundamente, Bodenplatte, Keller, Treppen sowie alle tragenden Wände und Stützen sind aus Stahlbeton, sämtliche nichttragenden Wände in den Wohnungen wurden dagegen in Trockenbauweise erstellt. Die Fassade ist als nichttragende, hochwärmedämmende Holztafelkonstruktion mit passivhaustauglichen Fenstern konzipiert. Die Konstruktion stellt ein maximales Maß an Flexibilität für die innere Grundrisseinteilung sicher. Dies garantiert einen großen Gestaltungsspielraum und erleichtert auch eventuelle spätere Umplanungen. Gleichzeitig bietet sie eindeutige Vorteile in Bezug auf das vorbeugende Brandschutzkonzept.
Individuelles Brandschutzkonzept
Mit fünf Stockwerken entspricht der Bau der Gebäudeklasse vier. Darunter fallen gemäß MBO Gebäude mit einer Höhe bis zu 13 m (für die obere Geschossdecke) und Nutzungseinheiten mit jeweils nicht mehr als 400 m². In dieser Gebäudeklasse sind tragende Holzkonstruktionen zulässig, sofern dabei ausschließlich nichtbrennbare Dämmstoffe verwendet werden und tragende, aussteifende und raumabschließende Bauteile hochfeuerhemmend ausgeführt werden. „Hochfeuerhemmend“ heißt, dass die Bandschutzbekleidung sowohl einen Feuerwiderstand F -60 als auch eine Kapselung von 60 Minuten aufweist und entsprechend K260 nach DIN EN 13501–2 klassifiziert ist.
Da es sich beim Projekt Domagkpark jedoch um eine nichttragende vorgehängte Fassadenkonstruktion in Holztafelbauweise bzw. um nichttragende Innenwände in Trockenbauweise handelt, ist es laut Brandschutzgutachten der IBB GmbH Ingenieurbüro für Brandschutz von Bauarten ausreichend, wenn die Konstruktionen der Feuerwiderstandsklasse F -30 entsprechen (konstruktiver Brandschutz). Abgesehen von der beleuchteten Beschilderung der Fluchtwege konnte auf weiteren anlagentechnischen Brandschutz verzichtet werden. Für die brandschutztechnisch wirksame Bekleidung der Fassadenkonstruktion kamen Systemaufbauten von Fermacell zum Einsatz.
Gipsfaser-Platten von Fermacell gewährleisten je nach Konstruktion Brandschutz bis zur Feuerschutzklasse F 120 und sind gemäß der EN 13501 als nichtbrennbarer Baustoff der Baustoffklasse A 2 klassifiziert.
Zudem bieten die Fermacell-Platten mit ihrer homogenen Struktur durch Faserarmierung (recycelte Papierfasern) eine hohe mechanische Beanspruchbarkeit und stellen mit Holz-ähnlichen Material- und Verarbeitungseigenschaften eine gute Ergänzung zur Holzunterkonstruktion dar. Als Baustoff, der ausschließlich auf Basis natürlicher Rohstoffe hergestellt wird, entsprachen diese Gipsfaser-Platten außerdem der Philosophie der Architekten. „Aus ökologischen Gründen,“ erklärt Dr.-Ing. Rainer Vallentin, „bevorzugen wir Baustoffe aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen wie Holz oder aus Recyclingmaterialien.“
Grundsätzlich müssen bei der Passivhausbauweise die Details sehr sorgfältig erarbeitet werden, um Wärmebrücken-freie Konstruktionen und das Qualitätskriterium der Luftdichtigkeit zu gewährleisten. Die präzise Detailarbeit zur Luftdichtigkeit der Wohneinheiten untereinander kam auch dem Brandschutz zugute. So wurde an Decken- und Fensteranschlüssen nicht nur auf luftdichtes Anschließen geachtet, sondern auch zusätzliche abschottende Gipsfaser-Platten vorgesehen, um das „Einbrennen“ in die gedämmten Hohlräume bzw. in die darüberliegenden Geschosse zu verhindern.
Planung + Projektleitung:
Vallentin + Reichmann Architekten, München
Statik:
Lieb & Obermüller Partner (LOP), München
Brandschutzplanung:
IBB GmbH – Ingenieurbüro für Brandschutz von Bauarten, Dr.-Ing. Peter Nause, Dipl.-Ing. (FH) Cord Meyerhoff, Groß Schwülper
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