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Linienförmige Entwässerung von Freiflächen - Entwässerungsrinnen

Linienförmige Entwässerung | Entwässerungsrinnen
Linien strukturieren Flächen

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Bei befestigten Flächen im städtischen Raum, aber auch für größere private Zufahrten oder Höfe muss die Ableitung des Wassers geplant werden. Linienförmige Entwässerungen (Entwässerungsrinnen) mit verschiedenen Formen und Abdeckungen dienen nicht nur als funktionale Einbauteile, sondern können Elemente der Freiraumgestaltung sein.

Markus Hoeft

Freiflächen in urbanen Lebensräumen unterliegen nicht selten zwei sich widersprechenden Anforderungen: Einerseits sollen die Flächen möglichst entsiegelt bzw. im Neubau gar nicht erst versiegelt werden, weil so naturnahe Gestaltungen mit einer Versickerung des Niederschlagwassers an Ort und Stelle entstehen. Gerade bei den vermehrt auftretenden Starkregenereignissen können dadurch Kanalisationen, Kläranlagen und Vorfluter entlastet werden.

Andererseits müssen repräsentative städtische Plätze, Parkplätze oder Höfe auf öffentlichen, gewerblichen und privaten Grundstücken aber auch einen bestimmten Nutzungskomfort gewährleisten, der sich beim Begehen und Befahren oder auch bei Sondernutzungen wie dem Aufbau von Marktständen am ehesten mit der Befestigung der Flächen erreichen lässt. Solche befestigten Flächen verursachen zudem meist geringeren Aufwand für die Unterhaltung oder Reinigung und werden schon allein deshalb häufig bevorzugt.

Gesammeltes Wasser als Objekt des Rechts

Als Kompromiss zwischen dem mit der Befestigung gestalteten Stadtraum und einer nachhaltigen Niederschlagswasserbewirtschaftung bietet sich die ortsnahe Versickerung an. Ihre einfachste Form ist der freie Abfluss des ungesammelten Regenwassers über die Ränder der befestigten Fläche, sofern sich dort versickerungsfähige Flächen anschließen. Ist für Grünflächen oder Versickerungsmulden kein Platz vorhanden oder ist die befestigte Fläche für einen alleinigen Randabfluss zu groß, müssen Entwässerungsrinnen vorgesehen werden.

Damit wird allerdings der Übergang vom ungesammelten zum gesammelten Niederschlagswasser vollzogen, was eine veränderte rechtliche Bewertung zur Folge hat – aber noch nicht zwingend eine Genehmigung erfordern muss. Denn die Bundesländer können Niederschlagswasserfreistellungsverordnungen erlassen (NWFreiV, etwa in Bayern oder Berlin) und damit bestimmte Formen der Wassersammlung freistellen. Die konkreten Bedingungen sind dem jeweiligen Landesrecht zu entnehmen. In der Regel wird eine ortsnahe Versickerung über unbefestigte Freiflächen verlangt, die mit Mulden und Rigolen unterstützt werden kann.

Einschränkungen gibt es u.a. im Hinblick auf die Nutzungsart und Größe der Flächen (in Bayern z.B. bis 1 000 m²) oder auf wassergefährdende Stoffe und Wasserschutzgebiete. Ausgeschlossen sind außerdem eventuell die Entwässerung bestimmter Metalldächer oder die unterirdische Versickerung über Schächte.

Auch wenn die Freiflächenentwässerung in erster Linie eine technisch-funktionale und gestalterische Planeraufgabe ist, muss sie also mit einer rechtlichen Bewertung der Rahmenbedingungen beginnen. Bei privaten Grundstücksentwässerungen gehört dazu auch ein Blick in die Abwassergebührensatzung der jeweiligen Kommune, um Kosten für den Auftraggeber im Rahmen der gesplitteten Abwassergebühr zu vermeiden.

Überstau bei Starkregen eventuell hinnehmen

Erst wenn genehmigungsrechtlich klar ist, wohin das gesammelte Niederschlagswasser abgeleitet werden soll, kann die Detailplanung der Entwässerungsrinnen beginnen. Ihre Dimensionierung richtet sich vor allem nach der Größe der zu entwässernden Fläche, dem aus statistischen Werten zu ermittelnden Bemessungsregen sowie der Funktion der Freifläche. Hier ist insbesondere zu entscheiden, ob ein zeitweiser Wasserstau während eines Starkregens hingenommen werden kann, wodurch sich Aufwand und Dimensionierung für die Entwässerung reduzieren lassen. Anderenfalls ist der Bemessungsregen relativ hoch anzusetzen, etwa bei (Hauptverkehrs-)Straßen oder wenn tieferliegende Gebäudeteile geschützt werden müssen.

Aus der zu bewältigenden Abflussmenge ergeben sich die Anzahl und die Nennweiten der Punkt- und Linieneinläufe.

Die Rinnen selbst sind nach DIN EN 1433 Entwässerungsrinnen für Verkehrsflächen geregelt, ihre Roste und Deckel außerdem nach DIN EN 124 Aufsätze und Abdeckungen für Verkehrsflächen.

Die Normen definieren bestimmte Einbaustellen und daraus abgeleitete Belastungsklassen sowie die Rinnen Typ I (ohne Fundament) und Typ M. Letztere benötigen ein lastabtragendes Fundament und/oder eine Ummantelung, um vertikale und horizontale Belastungen abtragen zu können.

Belastungen und Gefälle planen

Die sechs Belastungsklassen reichen von A 15 bis F 900, wobei die Ziffer die jeweilige Prüflast in kN angibt – die nicht mit der Nutzlast identisch ist. Für die hier betrachteten öffentlichen Plätze, Parkplätze und Höfe treffen vor allem die Klassen A 15 (Fußgänger und Radfahrer), B 125 (Parkplätze) sowie C 250 (Bordrinnenbereich, Parkplätze und unbefahrene Seitenstreifen) zu. Ab C 250 ist die verkehrssichere Befestigung der Abdeckroste zwingend. Die weiteren Klassen gelten für Fahrbahnen und andere hoch belastete Bereiche.

Je nach Belastungsklasse und Hersteller können die Rinnenkörper aus Beton, Polymerbeton, Edelstahl oder Kunststoff bestehen. Sie haben Abdeckungen aus Walz-, Guss- oder Edelstahl sowie für die leichteren Belastungen auch aus Kunststoff. Die Anbieter von Entwässerungsrinnen erleichtern die Systemauswahl teilweise dadurch, dass sie getrennte Sortimente für den eher designorientierten Garten- und Landschaftsbau sowie den vorwiegend funktions- und belastungsoptimierten Verkehrsbau führen.

Die Profile der Entwässerungsrinnen können mit kontinuierlichem Eigengefälle bezogen werden, wodurch ein zügiger Wasserabfluss unabhängig vom Geländeprofil möglich wird. Eine zweite Möglichkeit ist die Ausbildung von Stufengefällen, wobei Rinnenelemente verschiedener Bauhöhen verwendet werden. Drittens schließlich lässt sich mit geraden und gleichmäßig hohen Rinnen ein so genanntes Wasserspiegelgefälle ausbilden. In jedem der Fälle ist eine eventuell vorhandene natürliche Neigung des Geländes zu beachten.

Entwässerungsrinnen als Teil der Flächenarchitektur

Die Freiflächenentwässerung kann mit punktförmigen Abläufen und unterirdischer Verrohrung oder als durchgängig sichtbare Linienentwässerung mit bündig in der Oberfläche liegenden Abdeckungen ausgebildet werden. Die Basisausführung der Linienentwässerung besteht aus dem Rinnenkörper mit eckigem, rundem oder V-förmigen Ablaufprofil, das mit der Abdeckung tritt- und verkehrssicher verschlossen wird. Diese Abdeckungen bieten sich als markantes Mittel der Gestaltung an.

Neben klassischen Stegen bei Gussabdeckungen oder den Gitterrosten aus Walz- und Edelstahl gibt es verschiedene Designlösungen mit Lochplatten, ornamentalen Mustern oder geschwungenen Linien in den Abdeckungen. Auch individuelle Einzelanfertigungen sind möglich, die dann beispielsweise das Wappen der jeweiligen Stadt oder das Logo des Bauherrn zeigen. Als Sonderanfertigung sind statt gerader Linienentwässerungen zudem geschwungene Rinnen erhältlich, die runde Formen der Platzgestaltung oder der umgebenden Architektur nachvollziehen.

Werden Entwässerungsrinnen mit aufgesetzter Stahlzarge verwendet, ist der eigentliche Rinnenkörper an der Oberfläche faktisch nicht mehr zu bemerken. Der angrenzende Pflaster- oder Plattenbelag lässt sich bis unmittelbar an die optisch unauffällige Zarge bzw. den Kantenschutz verlegen. Von der Entwässerung bleibt nur die Abdeckung sichtbar.

Eine noch weitere Reduktion ermöglichen Schlitzrinnen, bei denen die Entwässerung nur noch als schmaler Schlitz im Belag zu erkennen ist, der nicht einmal mehr durch eine Abdeckung verschlossen werden muss. Der Rinnenkörper verschwindet vollständig im Untergrund. Ausführungen mit mittigem Schlitz eignen sich für den Einsatz mitten in befestigten Flächen. Außerdem gibt es Ausführungen mit seitlich über der Rinne angeordnetem Schlitz, die optisch dezent an Bordsteine oder Trittstufen anschließen.

Noch wichtiger ist ihr Einsatz als kombinierte Flächen- und Fassadenentwässerung direkt an Gebäuden, denn durch das barrierefreie Bauen ohne Türschwellen sowie durch moderne Fassadengestaltungen mit bodentiefen Fenstern und ohne herkömmlichen Sockel muss dem neuralgischen Punkt am Übergang von der Waagerechten zu senkrecht aufgehenden Bauteilen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.

Wenn die nutzbare Aufbauhöhe innerhalb der Befestigung reduziert ist, können aus technischen Gründen Flachrinnen erforderlich werden. Bei gleicher Abflussleistung wird die kleinere Höhe hier mit einer größeren Breite kompensiert, was zu auffällig breiten Abdeckungen führt. Eine gestalterische Alternative sind in diesem Fall Flachrinnen mit eingeformten Rillen, die wegen der geringen Tiefe und Breite der Rillen keine Abdeckung benötigen, dabei aber trotzdem verkehrssicher sind.

Zu prüfen ist gegebenenfalls die Erkennbarkeit im Dunklen. Durch den fortgeschrittenen Entwicklungsstand bei LED-Beleuchtungen lassen sich Linienentwässerungen mit Lichtpunkten oder -bändern kombinieren. Je nach Art und Nutzung der Freifläche erhöht die nächtliche Beleuchtung die tatsächliche Trittsicherheit oder auch die gefühlte Sicherheit im Stadtraum. Aber auch jenseits dieser funktionalen Überlegungen lassen sich mit Lichtlinien und Beleuchtungsmustern gestalterische Effekte erzielen, die aus dem funktionalen Einbauteil der Entwässerung ein Stück Stadtdesign entstehen lassen.

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