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Von der Trafotür bis zum Falttor

Zellstoffwerk Stendal
Von der Trafotür bis zum Falttor

Alles ist groß bei Zellstoff Stendal in der Altmark, dem derzeit modernsten Zellstoffwerk Europas: 600 Hektar Fläche, Produktionskapazität bis zu 570 000 Tonnen pro Jahr, Investitionsvolumen nahe einer Milliarde Euro. Um die gesamte Anlage hochzuziehen, benötigten die Bauarbeiter keine zwei Jahre. Alle Gebäude entstanden gleichzeitig.

Mehr als 500 LKW liefern täglich Rohstoffe an. Die Elbe ist neben Gleis und Straße dritter Versorgungsweg und liefert Kühlwasser. Auf dem riesigen Areal – sechs Millionen Quadratmeter – entstand eine komplexe Infrastruktur. Das wirkte sich auf die Durchgänge aus. Nur selten kam ein Tor „von der Stange“ zum Einsatz.
Industriepartner für Türen und Tore war Teckentrup (Verl). Der Bauleitung stand jederzeit ein Fachmann zur Seite, zum Beispiel für die Lösung von Detail-Anschlüssen. Sobald eine Wand in einem der 44 Gebäude (bzw. Teilgebäude) fertig gestellt war, musste die Tür oder das Tor montiert werden – pro Bauwerk bis zu 50 Bauelemente. Es gab wie in jedem Planungsprozess dieser Größe immer wieder Änderungen. Um diese schnellstmöglich im Werk bekannt zu machen, wurde z.B. die Türliste täglich via Internet aktualisiert. Die gesamte Projektierung lief gleitend und Web-gestützt.
Das forderte Kreativität, technisches Know-how und Lernbereitschaft sowie Gewerke übergreifendes Arbeiten. Im Laufe der Bauzeit perfektionierte sich das Zusammenspiel: Anfangs mussten die Produktions-Mitarbeiter in Verl noch genau schauen, ob sich Größe, Material oder eine andere Eigenschaft in der Türliste geändert hatte. Später waren diese Modifikationen entsprechend gekennzeichnet. Dies führte zu den kurzen Bau- und Lieferzeiten.
Architektur im Funktionsbau
Fabriken erheben nicht den Anspruch hoher architektonischer Klasse – aber eine gestalterische Linie gehört heute auch in eine Produktionsanlage. Alle Türen in Stendal haben das für dieses Werk typische Sichtfenster und sind mit Stoßblech und der gleichen Drückergarnitur ausgestattet, jeweils aus Edelstahl.
Die Türen wurden verzinkt und grundiert geliefert und auf der Baustelle lackiert. Die Tore kamen bandbeschichtet im Farbton RAL 1006 nach Stendal. Außerdem verfügen die Türen über einen Wetterschenkel als Standard, der vor Schlagregenschäden schützt. So wird die Funktion Teil der einheitlichen Gestaltung.
Hinzu kommt die robuste Qualität – ausschließlich Edelstahlbänder kamen zum Einsatz. Unabhängig von der Einbausituation (z. B. KS-Mauerwerk, Stahlbeton oder Trapezblechwände) wurde dieses einheitliche Design umgesetzt. Es entstanden Lösungen für vier unterschiedliche Schwellensituationen. Im Extremfall war der linke Wandanschluss aus einem anderen Werkstoff als der rechte.
Neben den unterschiedlichen Einbausituationen galt es, die Randbedingungen hinsichtlich Brand- und Rauchschutz, Schallschutz oder Sicherheit individuell für jedes Bauteil spezifisch anzupassen. Ohne die Liste im Web wäre diese Projektierung kaum möglich gewesen. Aber so waren immer alle Daten sofort verfügbar – die Beschreibung umfasste alle relevanten Eigenschaften, von der Bezeichnung des Bauelementes über mechanische oder bauphysikalische Eigenschaften bis zur konkreten Lage auf den Plänen und Zeichnungen.
Tür und Tor aus einer Hand
Verschiedene Sectionaltore, 40 Roll- und 19 Falttore, rund 600 Türen in Übergrößen und mit Funktionen wie Wärmedämmung, Schallschutz (bis 55 dB), Brand- und Rauchschutz oder die Umschließung einer Kranbahn durch ein Falttor mehr als 30 Meter über dem Boden – Sonderlösungen waren gefragt.
Gleich hinter dem Eingang liegt das Feuerwehrgebäude, wo große Sectionaltore zum Einsatz kamen. Integrierte Lichtbänder lassen Tageslicht in die Halle. Fest installierte, abgehängte Klima- und Kabelschächte versperren den direkten Weg horizontal in die Halle. Daher gleiten die Feuerwehrtore zunächst nach oben und dann in die Halle.
Trotz ihrer Größe lassen sie sich im Notfall per Hand bedienen. Neben dem Antrieb mit Feuerwehr-Notentriegelung sorgen Schlaffseil-, Federbruch- und Absturzsicherung dafür, dass im Unglücksfall niemand zu Schaden kommt. Die Eingänge zur Feuerwehrhalle sind mit wetterfesten Multifunktionstüren (DW 42–1 Teckentrup) versehen. Die Montage erfolgte in der Regel mit verdeckten Zargenankern. Wenn Wandflächen oberflächenfertig erstellt werden (Kalksandstein, Beton usw.), ist die verdeckte Montagetechnik für Eckzargen und Umfassungszargen im Sinne der Architektur.
Um in der Zentralwerkstatt viel Tageslicht zu erhalten, verfügen auch die Rolltore über Lichtbänder. Eine Luftschleieranlage schützt vor Wärmeverlusten, wenn das Tor offen steht.
Gegenüber der Werkstatt liegt das lang gestreckte Maschinenhaus mit den gereihten Trafotüren. Ihre Gitterquerschnitte sind entsprechend des benötigten Luftaustauschs dimensioniert. Ein Blickpunkt ist das Kesselhaus mit rund 80 m Höhe. Die Türen zum Kesselraum sind T30, rauchdicht, druckfest und mit Panikfunktion ausgestattet, um im Havariefall Schutz zu bieten. Beispielhaft für die Gesamtanlage lohnt sich hier ein Blick auf den Brandschutz: Der erste Fluchtweg führt innen durch das Treppenhaus. DIN-gerecht sind die Zugänge mit T30-Feuerschutztüren ausgestattet. Der zweite Fluchtweg führt über das außenliegende Treppenhaus. Mit dem „Stendal-typischen“ Lichtausschnitt lassen die besonders robusten Stahltüren Tageslicht nach innen – und tragen zur Sicherheit bei, denn man sieht, ob jemand auf der anderen Seite der Tür steht.
Beim Gebäude der Sauerstoffanlage kam ein zweiflügeliges Schiebetor in T90 als rauchdichte Ausführung zum Einsatz. Die absenkbaren Dichtungen im Sturz und zum Fußboden erfüllen zusätzlich auch Schallschutzforderungen.
Sondergrößen
An einigen Stellen beeindrucken die Türen schon durch ihre (Über)Größe: Im Gebäude der „Kesselspeisewasseraufbereitung“ sind die Türen zum Beispiel 12 m² groß, mit 4,47 x 2,50 m sind die Zweiflügel-Türen zur Entrindung sogar noch imposanter. Sie sorgen gleichzeitig für Schallschutz. Allerdings könnte es mit den sehr großen Flügeln bei hohen Windlasten schwer werden, die Türen manuell zu bewegen. Noch höhere Ansprüche an den Lärmschutz stellt die Hackschnitzelerzeugung: Hier dämmt die Schallschutztür dw 105–2. Durch ihre besondere Dichtung erreicht sie einen Schalldämmwert von Rw = 55 dB. Die aufwändigste Sonderkonstruktion bekam die Kocherei. In rund 30 m Höhe durchbrechen Kranbahnen die Außenhülle. Geschlossen wird die Gebäudeöffnung von einem vierflügeligen, speziell konstruierten Falttor (3 x 5 m). Neben der ungewöhnlichen Form mit der Aussparung für den Träger mussten die Ingenieure auf die enorme Windlast in dieser Höhe achten.
Insgesamt wurden drei Tore in dieser Höhe montiert. Am Boden öffnet ein 7 m breites Rolltor die Halle.
Am Kalkofen war die Anforderung an die Langlebigkeit der Türen besonders hoch. Hier sind dw 42 Mehrzwecktüren aus 1,5 mm dickem Blech sowie rauchdichte T 30-Türen montiert. Die Zufahrt erfolgt über ein 5,7 x 4 m großes Falttor.
Weitere Informationen
Wärmegedämmte Stahltür bba 527 Multifunktionstüren bba 528 Wärmedämmende Rolltore bba 529 Wärmedämmende Industrie-Sectionaltore bba 530 Falttore bba 531 Feuerbeständige Stahlschiebetore bba 532
Architekten: Hochtief Construction AG, Düsseldorf
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