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Vermittlerrolle

Galerie „Am Roten Turm“ in Chemnitz
Vermittlerrolle

Die Galerie „Am Roten Turm“ in Chemnitz, deren Fassade von dem Berliner Architekturbüro Kollhoff & Timmermann geplant wurde, markiert die neue Mitte der sächsischen Industriestadt und lässt sozialistisches Gedankengut endgültig hinter sich.

Neue Mitte
Das Image Karl-Marx-Stadt hing Chemnitz noch lange an. Obwohl nach Kriegsende durch die DDR-Regierung als Entwicklungsschwerpunkt anvisiert, verwaiste dennoch das einst so blühende Zentrum der Stadt zu einer öden Brache. Es bestand also nach der Wende ein erheblicher Nachholbedarf, der sich zunächst auf den Stadtkern konzentrierte.
Einzelbauten, die den Krieg überstanden hatten, besonders aber das erhaltene Rathaus, sprachen für die Wiederbelebung des Stadtzentrums.
Die Galerie „Am Roten Turm“ mit einer Mischnutzung aus Einzelhandelsgeschäften und Kinos nimmt hier eine zentrale Stellung ein und markiert als ein städtisches Gebäude diese neue Mitte.
Passende Architektursprache
Um zu signalisieren, dass dieses Haus nicht irgendwo auf einer grünen Wiese, sondern gegenüber dem historischen Rathaus steht, musste eine Architektursprache gefunden werden, die sich unmissverständlich ihrer Vergangenheit bewusst ist und dennoch auf ganz aktuelle Belange reagiert.
„Eine Architektur der Permanenz, die sich materieller Präsenz erfreut und sich dem Spiel von Licht und Schatten hingibt“, so Professor Kollhoff, „sollte hier entstehen.“
Deshalb wählte man für die Fassade weder Backstein noch Sandstein oder Granit, sondern Terracotta. Gebrannter Ton ist als Industrieprodukt in dieser Form kompromisslos zeitgenössisch und vermittelt dennoch die Wärme und Taktilität historischer Bauweisen.
Fassadengestaltung
Ladengeschäfte in UG, EG und 1. OG, Kinos ab dem 2. OG, so sah das Raumprogramm aus, das der ursprünglichen Planung durch eine Düsseldorfer Projekt-Entwicklungsgesellschaft zugrunde lag. Als der Rohbau bereits realisiert war, erhielten die Architekten Kollhoff und Timmermann den Auftrag für die Entwicklung eines entsprechenden Fassadenkonzeptes.
Grundsätzliches Vorbild ist eine lange Kaufhaus-Tradition mit ihren Pfeilerfassaden, einem Relief, das die Fenster dort aufnimmt, wo sie gebraucht werden, und das im übrigen geschlossene Nischen zwischen den Pfeilern entstehen lässt. Hinter den stärkeren Pfeilern der Galerie verbergen sich die Betonstützen der Ursprungskonstruktion, die mit speziellen Terracotta-Formsteinen verkleidet wurden. Generell leitet die gesamte Ornamentik dieses Baus ihre einzigartige Individualität aus den bis ins Detail geplanten und entsprechend produzierten Sondersteinen her.
Die Fassade, die ohne entstehende Brüche um das Gebäude herum gezogen worden ist, entwickelt sich dabei morphologisch entsprechend der hinter ihr stattfindenden Funktionen und wirkt an den entscheidenden Stellen auf sie ein. Vermittelnd zwischen Interieur und Stadtraum – beispielsweise ist das Erdgeschoss, wo immer sich die Möglichkeit ergab, geöffnet. Fluchttreppenausgänge wurden durch Vitrinen vor den Geschäften kaschiert. Der starke Öffentlichkeitscharakter erfährt seinen Ausdruck durch vorgesetzte, dem Rathaus zugewandte Arkaden: „Der Bau soll nicht mit der Sockelkante den Dialog mit dem angrenzenden Marktplatz beenden“, so die Aussage des Architekten zu dem sensiblen städtischen Sockelthema.
Technische Sonderlösungen
Hier, ebenso wie bei den in die Ladenstraßen des Hauses führenden großzügigen Portalen, zeigt sich ein weiteres Mal der Reichtum an Formen, maßgefertigt wiederum aus einer Vielzahl individuell produzierter Terracotta-Steine. Lediglich die Nischen zwischen den Pfeilern wurden mit Modulsteinen ausgefüllt.
Das beachtliche Volumen des großen Bauwerks konnte durch die betont vertikale Gliederung der Fassade und nicht zuletzt auch durch seine filigrane Attika aufgelöst und von Schwerfälligkeit befreit.
Aufgrund der ungewöhnlichen Vorgabe eines bei Planungsbeginn bereits fast fertigen Rohbaus und einer ursprünglich ganz anders vorgesehen Bekleidung passte mit der jetzigen Fassadenausführung technisch nur noch wenig zusammen.
Die sehr viel umfangreichere Flächenabwicklung, die höheren Gewichte sowie zwangsläufige Abweichungen von der Norm machten erhebliche technische Sonderlösungen erforderlich. Viel bautechnische Vorarbeit war zu leisten, jedes Detail exakt zu konstruieren und zu vermaßen, was durch den engen Dialog zwischen den Architekten und dem Hersteller der Fassadensteine, der GIMA Girnghuber GmbH, realisiert wurde.
Weitere Informationen
Terracotta-Steine bba 504
Architekten: Kollhoff & Timmermann, Berlin
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