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Spannungsbogen von alt zu neu

Von der Industriebrache zu Loftwohnungen in Amsterdam
Spannungsbogen von alt zu neu

Petra Eckermann / red.

Das exklusive Wohnobjekt „Boston“ im östlichen Hafenviertel von Amsterdam ist ein gelungenes Beispiel für die Umnutzung bestehender Bausubstanz und die zeitgemäße Instandsetzung und Ergänzung alter Industriebrachen. Aus leer stehenden alten Lagergebäuden entstanden im vergangenen Jahr Wohnresidenzen mit Loft-Charakter, hohem Wohnkomfort und reizvollen Aussichten auf den Hafen und die nahe gelegene Altstadt.
Küche, Bäder, Wohn- und Schlafräume sind als Open Space-Konzept realisiert, so dass die Bewohner die Innengestaltung und Trennwände flexibel handhaben können.
Das Projekt „Nieuw Amerika“ steht für die Integration alten industriellen Baubestandes in neue, moderne Wohn- und Bürobebauung. Mit dem bereits 1994–95 aufgestellten Masterplan für die Entwicklung des östlichen Hafenviertels war die Zielsetzung verbunden, Wohnen und Arbeiten in städtebauliche Gesamtkomplexe einzubinden.
Dabei sollte sowohl architektonische Vielfalt entstehen als auch ein Höchstmaß an Funktionalität und Flexibilität bei der Nutzung. Die ersten Bebauungspläne sahen noch vor, die alten Lagergebäude komplett abzureißen und Platz für Neubebauung zu schaffen. Inzwischen stehen aber Teile unter Denkmalschutz und bilden einen zentralen attraktiven Spannungsbogen zwischen Historie und Moderne.
Freie Sicht
Der Komplex „Nieuw Amerika“ besteht aus den drei Einheiten Boston, Detroit und Chicago. Während Detroit und Chicago komplett neu errichtet wurden, stellt Boston den Überbau über das bestehende und bereits als Wohngebäude genutzte Lagerhaus Wilhelmina dar. Für die Fassadengestaltung galt die Maßgabe, dass maximale Transparenz und freie Sicht nach allen Seiten gewährleistet wird. Unterirdisch sind die drei Gebäudekomplexe über zwei Parkebenen miteinander verbunden.
Der bereits fertig gestellte Wohnkomplex Boston wurde in Kombination mit dem integrierten „Parkhaus Australië“ mit dem Betonpreis 2005 für innovative Projekte ausgezeichnet.
Bei der Realisierung dieses Wohnkomplexes stellten die niederländischen Architekten (DKV, Rotterdam) und die Projektgesellschaft OCNA (Ontwikkelingscombinatie, Nieuw Amsterdam) als Bauherr besonders hohe Ansprüche. Die industrielle Klinkerfassade der Lagerhalle Wilhelmina musste optisch erhalten bleiben und erhielt deshalb Fenster im alten Stil. Für die aufgesetzten vier Etagen mit 104 Lofts sollten bodentiefe Fenster zum Einsatz kommen, die den klassischen Loft-Charakter unterstreichen.
Stabile und dichte Fenster
Aufgrund der exponierten Lage im Hafenbecken wurden an die Fenster besondere Anforderungen an Stabilität und Dichtigkeit gestellt; immerhin war in den luftigen Höhen von bis zu bis 40 Metern mit erheblichen Wind- und Wasserlasten zu rechnen. Trotzdem sollten die Fensterflächen flexibel zu öffnen sein und eine maximale Öffnungsweite erlauben für einen ungestörten Blick ins Hafenviertel.
Hinzu kamen anspruchsvolle bautechnische und logistische Besonderheiten während der Bauphase und der späteren Nutzung. Eine Einrüstung des Gebäudes zur Montage der Fensterelemente war aus Platzmangel nicht möglich, alle benötigten 832 Fensterflügel konnten nur von innen eingebaut werden und die Fassade musste schnellstmöglich komplett geschlossen werden, um die nachfolgenden Innenausbauarbeiten wind- und wasserfrei realisieren zu können.
Weil für den Neubau über dem alten Lagerhaus keine Glasreinigungsanlage installiert werden konnte, musste die angestrebte Fensterlösung auch die problemlose Reinigung der Fensterflächen von innen gewährleisten.
Maßgeschneidert
Die Lösung für die gestellten unterschiedlichen Anforderungen lag in faltbaren Aluminium Fensterelementen von Solarlux. Mit seinem erfahrenen Objektteam hat das Bissendorfer Unternehmen eine individuelle Verglasungslösung für das Projekt „Boston“ ausgearbeitet und, um den schnellen und reibungslosen Ablauf sicherzustellen, auch die komplette Koordination und Abwicklung der Bauabschnitte übernommen.
Entschieden haben sich die Auftraggeber für Fensterelemente aus der Baureihe „Faltwand SL 60“, die sich als Außenelement-Verglasung durch großzügige und gleichzeitig variable Öffnungsmöglichkeiten auszeichnet und in punkto Dichtigkeit die Anforderungen für die Baumaßnahme weit übertraf. Gefordert war eine Windwasserdichte von 410 Pascal bei Stärken bis 1 500 Pascal. Das Faltwand-System hält problemlos Anforderungen bei Windwasser bis 1 200 Pascal und Windstärken von 3 000 Pascal stand.
Um den Schallpegel durch das hohe Verkehrsaufkommen der unmittelbar angrenzen Hauptstraße und der in der Nähe liegenden Bahnlinie zu reduzieren, wurden wärmegedämmte Schallschutzgläser eingesetzt (6–16–55/2), die den Lärmpegel um bis zu 44 dB vermindern. Durch das hohe Eigengewicht der Flügel (jeder ca. 90 kg) wurde die Faltanlage als untenstehende (Standard) und oben laufende Anlage konzipiert.
Die Leichtgängigkeit der Faltwände wird mittels hochwertiger, kugelgelagerter Edelstahl-Laufwerke erreicht. Die Fensterelemente lassen sich nach rechts und/oder links falten und im geöffneten Zustand Platz sparend an der Seite parken. So können die fast 10 m breiten Glasfronten über die gesamte Breite geöffnet und die Fensterflügel auf schmale 1 m zusammengefaltet werden. Um auch die Außenflächen der Fenster problemlos reinigen zu können, befinden sich in speziellen Reinigungsbeschlägen Scharnierstifte, die einfach herausgezogen werden. Auf diese Weise lassen sich die Außenscheiben nach innen zusammenfalten und von innen reinigen.
Um die Bedingung zu erfüllen, die Fassade möglichst schnell zu schließen, damit für den nachfolgenden Gewerken ein witterungsunabhängiges Arbeiten möglich war, wurde im Werk Bissendorf eine Rahmenkonstruktion vorgefertigt und ein spezielles Montageprofil entwickelt, in die die faltbaren Fensterelemente später bequem von innen montiert werden konnten. Auf speziellen Transportgestellen gesichert, wurden die komplett verglasten Fensterflügel per Kran in jede einzelne der 120 Wohnungen gehoben.
Diese „just in time“ Lieferung hatte zudem den Vorteil, dass auf dem Baugelände kein extra Lagerplatz bereitgestellt werden musste. Die Innenmontage der insgesamt über 832 Flügelelemente wurde innerhalb von nur drei Monaten realisiert – und damit einen Monat schneller als geplant. Für ein Bauprojekt dieser Größenordnung ein erheblicher Zeit- und Kostengewinn, weil auch die Innenausbauarbeiten dadurch entsprechend früher ausgeführt werden konnten.
Internationale Anerkennung
In der Kategorie „Bestes Design, beste Durchführung oder beste Nutzung der Technologie in einem Regenerationsprogramm“ wurde Solarlux für das Objekt Boston mit dem 2. Preis des begehrten „BEX – the building exchange“ 2006 awards ausgezeichnet. Die Auszeichnungen wurden in insgesamt acht Kategorien an Unternehmen vergeben, die mit der Realisation von Bauprojekten einen maßgeblichen Beitrag zur Erneuerung und Entwicklung des privaten und beruflichen Umfeldes geleistet haben und mit dem Einsatz von innovativen Lösungen eine erhebliche Verbesserung der Wohn- oder Arbeitsatmosphäre erreichen.
Weitere Informationen
Faltwandsystem bba 501
Architekten: DKV, Rotterdam
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