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Rigide Vertikalität

Bürohaus in Bochum
Rigide Vertikalität

stegepartner, Kai Stege / red.

In einem „Allerweltstechnologiepark“, der in erster Linie durch eine Anhäufung mäßiger und belangloser Nachbargebäude glänzt, war ein kleines, schmales Eckgrundstück in einer Straßenkurve übrig, für das sich die Bauherren entschieden. Wohl aus der Überlegung heraus, dass es strategisch richtig für ihr Unternehmen lag und sehr günstig zu erwerben war.
Das Grundstück war eher ein Restgrundstück. Aber genau in der städtebaulichen Situation mit südlich gegenüber liegendem Naturschutzgebiet am Waldesrand mit unverbaubarem Blick, großer Dynamik durch seine Kurvenlage und der, unter dem städtebaulichen Prinzip des „Einfügens“, unbrauchbaren Nachbarbebauung lag die große Qualität dieser Parzelle.
Konzept
Das Grundstück selbst ließ dann auch schnell das architektonische Konzept entstehen: „Drei + eine Fassade“ – abgrenzen, sich verschlossen zeigen nach Norden, Osten und Westen, überall dort, wo der Blick für die Nutzer aus dem Gebäude wenig Erfreuliches bietet und öffnen nach Süden zum Wald, zur Landschaft mit einer noblen, wenn auch gleichzeitig strengen Fassade und ausschließlich raumhohen Fenstern.
Von äußerster Wichtigkeit war es natürlich auch, souverän die städtebauliche Ecksituation und den Eingang zu definieren.
Tatsächlich ist es gelungen, dass bis auf sehr wenige, fast alle Mitarbeiter den Blick in den Wald genießen und durch die Typologie des Baus, selbst bei seitlichem Blick aus dem Fenster, keines der besagten Nachbarbauten zu sehen ist.
Fassaden: Drei und eine
Drei Fassaden aus Stein – in einem dunklen, schwarz-blau-roten dünnformatigen Klinker im Läuferverband – und eine Fassade aus ochsenblutrotbraunem Putz, Travertin und Sichtbeton – als Komposition aus vertikal geschichteten Ebenen innerhalb eines horizontal verlaufenden und nur in den Gebäudeeckbereichen vertikalen, weißen Putzrasters – formulieren die vier Seiten des Bauwerks und dessen Abstaffelungen.
Die steinernen Fassaden, der „monolithische Rücken“, sind geschlossen mit kleinen Fenstern und bandartigen Schlitzen mit allesamt 36,5 cm tiefen Laibungen, um eine große Plastizität zu erzielen und bewusst das Thema des Abgewandten und Verschlossenen zu erzeugen. Eingesetzt auf insgesamt 500 m² wurden Dünnformat-Verblendklinker mit der Farbsortierung „Potsdam“ von Hagemeister, Format 240 x 115 x 32 mm, mit passenden Formklinkern.
Die Fenster selbst treten in den Hintergrund, verstärkt durch das Konstruktionsdetail, dass sämtliche Blendrahmen von außen unsichtbar sind. Die Flügel sind schwarz-anthrazit gestrichen und ebenfalls fast nicht erkennbar.
Was somit plastisch und konkret wird, sind die eigentlichen Öffnungen. Der Eindruck des Schweren und „Trutzigen“ ist gewollt.
Die Staffelungen, die deutlich die Kurve der Straße und die besondere Lage des Gebäudes definieren sind nach Osten sogar gänzlich geschlossen und bilden 10 m hohe, vom weißen Putzraster gerahmte, ruhige Klinkerflächen.
Palazzofassade
Die südliche Palazzofassade, wie sie schnell diese Bezeichnung im Büro erlangte, ist eine Komposition aus Putz, Travertin, Sichtbeton und Glas. Sie behandelt das Thema der Repräsentativseite analog historischer Bauten, die oftmals eine sogenannte Schmuckfassade besaßen, deren einziger Sinn war, mit ihrer Schönheit zu repräsentieren.
Hier zeigt sich der Bau zur Landschaft und zur Straße offen, ohne gläsern zu sein, streng in seiner Teilung und selbstbewusst, fast ein wenig herrschaftlich, ohne banale Symmetrien aufzubauen.
Extrem vertikal
Die Struktur des Fassadenreliefs mit seinen fünf unterschiedlichen Ebenen ist das vorherrschende Gestaltungselement. Dessen rigide, unendlich wiederkehrende Vertikalstruktur schenkt dem Gebäude Tiefe und strenge Noblesse zu seiner wichtigsten Seite.
Die extreme Vertikalität verkörpert auch eine Analogie und Metapher zur Struktur des gegenüberliegenden Waldes. Die Vertikalität der Baumstämme ist hierbei bezeichnend.
Durch Farbe und Lage sind die signifikantesten dieser Fassadenebenen glatt gefilzte mineralische Putzflächen mit 0,5er Körnung, jeweils als Wärmedämmverbundsystem ausgeführt, ochsenblutrotbraun und weiß.
Der hohe Eingang des Baus, welcher das Raster der Südfassade noch einmal über die gesamte Gebäudehöhe verlängert, definiert klar und unmissverständlich, dass der Bau von hier erschlossen wird und Beginn oder Ende des Staffelthemas ist – je nach dem, von wo man den Bau betrachtet.
Expressives Raumerlebnis
Die Halle, direkt hinter der Tür fast 10 m hoch und nur 1,50 m breit, verändert sich, streng geometrisch einem Raster folgend, von einer Dreigeschossigkeit über eine Zweigeschossigkeit zu einer Eingeschossigkeit, bei gleichzeitiger Entwicklung in ihrer Tiefe. Das, was das räumliche Konstrukt in der Höhe abnimmt, nimmt es in der Tiefe zu. Der Blick von innen nach außen kann ausschließlich in die Bäume streifen. Der gegenüberliegende Wald wird über sechs große, fast quadratische Fenster nach Süden Teil der Halle.
Das Ergebnis ist ein Eingangsraum, der einfach nur Raumerlebnis ist, ohne wirklich konkrete Funktion, sieht man einmal von einem kleinen Empfangsarbeitsplatz ab.
Alles ist glatt geputzt und weiß gestrichen, so dass sich über den Tag faszinierende Licht- und Schattenspiele ergeben.
Weitere Informationen
Verblendklinker bba 501
Architekten: stegepartner, Partnerschaftsgesellschaft, Dortmund Kai Stege, Dipl.-Ing. Architekt BDA SRL
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