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Kontrast zur harten Funktionskiste

Aufstockung in Weiden
Kontrast zur harten Funktionskiste

Was tun, wenn das Betriebsgebäude zu klein wird und es rundherum keinen Platz für einen Anbau gibt? Das Berliner Büro weber+würschinger löste das Problem mit einer Aufstockung.

Ihr kompakter Erweiterungsbau schafft auf preiswerte Weise den nötigen Platz und verhilft zudem dem ehemals schmucklosen Gebäude zu einem Profil. Sein wahrer Charme entfaltet sich im Innern.
Erfahren mit funktionalen Industrie- und Gewerbebauten bei gleichzeitig kleinem Budget, übernahmen die Berliner Architekten Michael Weber und Klaus Würschinger den Auftrag, die tiefer gelegene eingeschossige Lagerhalle im bayerischen Weiden zu erweitern.
Platzprobleme gelöst
In der in den frühen 70er Jahren gebauten und in den 80er Jahren erweiterten schmucklosen Lagerhalle eines Elektrofachhandels fehlte es an Büroflächen. Weil die knapp 800 Quadratmeter große Lagerhalle bereits die Baugrenze erreichte, kam ein seitlicher Anbau nicht in Frage.
Die Architekten entschieden sich für eine Aufstockung in Form einer 22 m langen, 10,50 m breiten und 3,75 m hohen Box über dem Eingangsbereich. Auf diese Weise lösten sie gleich mehrere Probleme: Der Eingangsbereich konnte unverändert übernommen werden, was der Bauherr vorgab.
Außerdem konnten sie so die Statik der bestehenden Halle ausnutzen. Die Stahlstützen orientieren sich am vorhandenen Tragwerk und stehen direkt neben den bestehenden Stahlbetonstützen der Halle auf den vorhandenen Fundamenten.
Die Tragkonstruktion des i-centers besteht aus Stahl, verkleidet mit Isopaneelen. Das bringt Gewichts- und Montagevorteile und senkt nicht zuletzt die Kosten. Auf 220 m² Fläche birgt der Anbau das Büro des Geschäftsführers, ein Gruppenbüro für acht Mitarbeiter, eine Cafeteria und die Toiletten.
Erhöhte Wahrnehmung
Auch städtebauliche Gründe sprachen für einen Aufbau. Denn der alte Bau liegt 1,40 m unter dem Straßenniveau zwischen benachbarten höheren Gebäuden.
„Vorher war da eine Lücke, die Halle verschwand neben der Straße, jetzt nimmt man dort etwas wahr“, so Weber. Die Architekten wollten, dass das neue Element wahrgenommen wurde, man sollte die Aufstockung als Solche erkennen.
Auch deswegen ließen sie das i-center an der Vorderseite 0,75 m und über dem Eingang 3,50 m über die alte Halle ragen.
Offener Raumcharakter
Seinen Charme entfaltet der Quader in seinem Inneren. „Im Gegensatz zur Arbeitssituation in der Lagerhalle, in der ganztägig bei Kunstlicht gearbeitet wird, sollte es hier oben hell und weitsichtig zugehen. Die Räume sollten von innen nach außen fließen“, so Weber. Raumhohe Fensterfronten bilden fast die gesamte Front- und Rückseite des i-centers. Große Schiebetüren erlauben eine angenehme natürliche Lüftung und verstärken den Eindruck der Offenheit.
„Schaukasten“ nennen die Architekten ihre Box. „Weil der Arbeitsprozess im i-center im Gegensatz zur funktionalen Lagerhalle steht“, so Würschinger. Und Weber ergänzt: „Nur um das Licht einzulassen, dafür wäre eine solche Fensterfront nicht nötig gewesen. Was innen passiert, sollte von außen sichtbar sein. Im Gegensatz zum anonymen Schaffen in der alten Lagerhalle sollte hier Transparenz vorherrschen.“
Damit dieser Raumeindruck so wenig wie möglich gestört wird, vermieden weber+würschinger visuelle Unterbrechungen und Barrieren aller Art. Die Fensterfront ist flächenbündig mit dem Boden, eine Fußbodenheizung verhindert, dass Heizkörper die Optik stören.
Lediglich eine schiffsartige Reling vor den Schiebetüren begrenzt und sichert den Raum. Gegen Überhitzung durch Sonnenlichteinfall schützt eine automatisch gesteuerte Textilmarkise auf der Südseite des Blocks. Aber auch wenn diese völlig heruntergefahren ist, bleibt es im i-center luftig und offen, denn das verwendete Screengewebe ist 30 Prozent lichtdurchlässig und durchsichtig.
Abgerundet
Damit die hier arbeitenden Menschen sich wohl fühlen, haben die Architekten den Raum mit Rundungen und fließenden Formen sowie erdfarbene Pastelltöne an Wänden und Böden gestaltet.
Eine runde sepiafarbene Wand deutet sich schon im Erdgeschoss an. Wie eine Schlange mäandert sie sich dann nach oben durch das i-center, teilt Treppenhaus und Geschäftsführerbüro von den Gemeinschaftsräumen.
Auch die Ecken der Decke sind an der Stirnseite betont abgerundet. Den Architekten ging es um „einen Kontrast zur harten Funktionskiste“, weswegen sie auf Ecken und Kanten im Innenraum verzichteten.
Die beiden Bereiche im OG werden auch durch die Fußbodengestaltung deutlich voneinander getrennt. Ein sandfarbener Linoleum-Fußbodenbelag beginnt im EG, setzt sich über die Treppe bis in die Cafeteria und Toiletten fort.
Die Bürofläche ist mit einem graubraunen Nadelfilzteppich ausgelegt. Wie zwei raumhohe dreidimensionale Puzzlestücke verschränken sich auf diese Weise die beiden Funktionsbereiche im i-center.
Architekten: weber+würschinger, Berlin
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