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Jenseits von Blockhaus-Charme

Brettstapel- und Brettlamellenholz
Jenseits von Blockhaus-Charme

Von Markus Hoeft

Wände und Decken aus massivem Holz haben den Charme, die bauphysikalischen Vorteile des Baustoffs in voller Fläche und in voller Dicke auszunutzen.
Bauweisen mit Brettstapelholz oder Brettlamellenholz nutzen den Rohstoff sehr effizient aus, verkürzen die Bauzeit durch weitgehende Vorfertigung und erlauben zudem eine sachlich-klare Formensprache jenseits der nicht immer erwünschten Blockhausarchitektur.
Massiv und effizient
Massivholzbauweisen sind in Form der Vollholzkonstruktionen und des Leimholzes eingeführt und bewährt. Vollholz ist das Material, wie es gewachsen ist: Aus den Stämmen werden direkt Bohlen und Balken gesägt. Die Seitenware aus dem Rundungsbereich eines Stamms lässt sich hierfür allerdings nicht verwenden.
Jeder dickere Balken „verbraucht“ faktisch einen ganzen Baum, was hinsichtlich der Ko-
sten und der nachhaltigen Holzwirtschaft nicht optimal ist.
Eine bessere Holzausnutzung wird mit dem Zuschneiden von Brettern erreicht, die anschließend dann beispielsweise wieder zu Brettschichtholz zusammengeleimt werden können.
Brettschichtholzträger oder -binder sind für den Skelettbau technisch hochwertige und elegante Konstruktionsvarianten, sie lösen aber nicht das Problem der flächigen Bauteile. Für Wände und Decken aus massivem Holz benötigt man eine Bauweise, die den Werkstoff effizient ausnutzt und eine einfache, durch jeden Zimmermannsbetrieb ausführbare Montage gestattet. Es bieten sich unter diesem Aspekt die schon seit einigen Jahren bekannten Brettstapelelemente oder die relativ neuen Brettlamellen an.
Gestaltungsfreiheit
Beide Bauweisen bringen die bauphysikalischen Vorteile des Baustoffs Holz für das Innenraumklima zur Geltung.
Hinsichtlich des sommerlichen und winterlichen Temperaturverhaltens, der Feuchtigkeitsregulierung und des Trittschallschutzes kann mit Massivholz ein Wohngefühl erreicht werden, das sich deutlich von dem in steinernen Häusern oder auch in Holzfachwerkgebäuden unterscheidet.
Brettstapelelemente und Brettlamellen können bei den Anbietern meist wahlweise als flächiges Bauteil ohne Zuschnitt (Halbfertigfabrikat) oder als komplett vorgefertigtes Wand- bzw. Deckenelement mit maßgenauem Zuschnitt und alle erforderlichen Öffnungen bezogen werden.
Der Planer behält in jedem Fall die volle Gestaltungsfreiheit, die er entweder zusammen mit dem Brettstapelhersteller (volle Vorfertigung) oder einem Zimmermannsbetrieb seiner Wahl (bei Bezug von Halbfertigfabrikaten) realisiert.
Auf der Baustelle lassen sich die Elemente dann als moderne Fertigteile schnell und mit den klassischen Holzverbindungstechniken zusammenfügen.
Brettstapelholz
Brettstapelelemente bestehen aus senkrecht aneinandergereihten Brettern, die jeweils mit der vorherigen Lage vernagelt, verdübelt oder verleimt sind. Es entsteht ein massives flächiges Bauteil, das in jeder Achsrichtung belastet werden kann.
Brettstapelelemente eignen sich sowohl als Wandscheiben als auch als Decken- bzw. Dachscheiben.
Die Flächenansicht ist von den Schmalseiten der aneinandergereihten Brettern geprägt, die entweder sägerau oder in verschiedenen Qualitäten gehobelt sein können. Für eine harmonische Ansicht verwendet man üblicherweise Bretter gleicher Dicke, die aber nicht in einem Stück durchlaufen müssen.
Die Regel sind vielmehr Brettstöße in der Länge, weil gerade dadurch Restlängen (Seiten- und Kürzungsbretter) materialsparend und kostengünstig eingesetzt werden können.
Die Kraftübertragung an den Stößen ist durch eine verstärkte Nagelung/Dübelung, durch Verleimen und/oder durch Keilzinkenstöße sicher zu stellen.
Für verleimtes Brettstapelholz benötigt der Hersteller eine Leimgenehmigung, die mechanische Ausführung steht hingegen jedem Anbieter offen, zumal die Bauweise mit Brettstapelholz nicht durch Gebrauchsmuster oder Patente geschützt ist.
Gegenüber den genagelten haben die gedübelten oder geleimten Elemente den Vorteil, dass sich nachträgliche Öffnungen unproblematischer sägen lassen.
Die Kanten der Brettstapelholzelemente können an den Stoßenden der Bretter auch an allen vier Seiten zusätzlich mit einer Einfassung versehen werden. Zur Bemessung und der statisch erforderlichen Geometrie kann man sich beim jeweiligen Hersteller informieren. Außerdem gibt eine sehr informative anbieterneutrale Schrift zur Brettstapelbauweise, die sich auch den Fragen der Bemessung widmet.
• Informationsschrift
Brettstapelholz: Einsatz und Eigenschaften
Der Einsatz von Brettstapelelementen als Wände dürfte meistens vom Wunsch des Bauherrn nach einem massiven Holzhaus initiiert sein. Brettstapeldecken können aber auch außerhalb des reinen Holzbaus eine sinnvolle Alternative sein, etwa im Stahlskelettbau oder im (steinernen) Massivbau. So kann die Bauhöhe von Brettstapeldecken gegenüber der von Holzbalkendecken kleiner gewählt werden. In der Literatur finden sich Beispiele, die bei 5 m Spannweite sowie 2 kN/m² Nutzlast (rund 5 kN/m² Gesamtlast) von Bauhöhen der Rohdecke um 16 bis 18 cm ausgehen. Damit liegt man ungefähr in der Größenordnung von Stahlbetondecken, hat aber gegenüber diesen den Vorteil der geringeren Eigenlasten und der bei Holz stets relativ einfachen Montage. Der Schallschutz ist durch die innere akustische Dämpfung des Werkstoffs Holz und seiner weichen Nagel-/Dübelverbindungen besser als bei massiven Bauteilen gleichen Gewichts, für Brettstapeldecken muss aber in der Regel ein Auflage für den Trittschallschutz geplant werden.
Möglich ist auch die Deckenausführung als Brettstapel-Beton-Verbund, der sehr tragfähige Querschnitte mit guten bauphysikalischen Eigenschaften kombiniert.
Das Wärmedämmvermögen von Brettstapelelementen entspricht dem von Nadel-Vollholz (l = 0,13 W/(mK)). Das ist im Vergleich zu vielen mineralischen Baustoffen sehr gut, Außenbauteile aus Massivholz bedürfen aber trotzdem in der Regel einer Zusatzdämmung.
Der wesentliche Vorteil des Holzes und damit auch der Brettstapelelemente liegt in der Wärmespeicherfähigkeit, die für einen ausgezeichneten sommerlichen Wärmeschutz sorgt.
Bedingt durch ihren Aufbau sind Brettstapel-Bauteile niemals luftdicht, ein Luftdichtheitsschicht muss also stets separat geplant werden.
Anbieter
Das Sägewerk Suttner versteht sich als Zulieferer für Zimmereien, holzverarbeitende Betriebe und Bauunternehmen, denen gedübelte Brettstapelelemente in Längen bis 12,50 m und Breiten bis 62,5 cm geliefert werden können.
Die technische Beratung und Unterstützung beginnt jedoch schon in der Planungsphase. Dübelholzelemente werden auch mit fertigem Abbund und individuellem Zuschnitt inkl. eventueller Aussparungen und Wechsel hergestellt. Die Dicken liegen zwischen 80 und 220 mm, verfügbar sind sägeraue, glattgekantete oder gefaste Brettprofile.
• Brettstapelholz Suttner
Fertige Innen- und Außenwandelemente sowie Decken und Dachelemente aus Dübelholz gehören zum Sortiment der Firma inholz, die auch ausgefallene Formen für runde Bauteile nach dem Architektenentwurf anfertigt.
Die Oberflächen für später zu bekleidende Bauteile werden sägerau gearbeitet, daneben gibt es Elemente in Sichtqualität, die auch mit Schutzfolie gegen Verschmutzung geliefert werden. Die Elementdicken reichen von 80 bis 240 mm bei 2,50 m maximaler Breite und Längen bis 10,50 m.
• Brettstapelholz inholz
Massive Dübelholz-Wand- und -Deckenelemente für die Weiterverarbeitung in der Zimmerei gehören zum Angebot von Kaufmann Massivholz. Bei Decken liegen die Dicken zwischen 60 und 240 mm, ohne Stoß können bis 12 m Länge angefertigt werden. Die Elementbreiten betragen je nach Typ 58 oder 59 cm.
Für Kellerdecken, Industriedächer oder auch Wände gibt es außerdem die Dübelholzelemente Combitherm, deren Fläche aus einer Kombination von Holz und wärmedämmenden Holzweichfaserteilen besteht. Das Material ist durchtrittssicher während der Montage und wird nach dem Einbau oberseitig ausgesteift, z.B. mit OSB-Platten.
• Brettstapelholz Kaufmann
Verleimte Brettstapelelemente können bei den Holzwerken Ladenburger bezogen werden. Die Elemente mit Baubreiten bis maximal 72 cm werden an beiden Längsseiten mit Nut geliefert und lassen sich dann mittels „fremder“ Feder flächig verbinden.
Der Hersteller liefert objektbezogene Längen bis zu 12 m, die typischen Dicken liegen zwischen 100 und 220 mm. Neben unbehandelten Sichtflächen in Industriequalität gibt es auch kosmetisch behandelte Oberflächen.
• Brettstapelholz Ladenburger
Der österreichische Hersteller Holzbau Longin liefert nach Süddeutschland vor allem Londyb-Rohbauelemente aus verdübeltem Brettstapelholz, für Österreich werden außerdem komplett vorgefertigte und zugeschnittene Elemente angeboten.
Die Stärken der Wand- und Deckenelemente liegen zwischen 80 und 220 mm, die Flächenmaße reichen bis 12 m Länge bzw. 3 m Breite.
• Brettstapelholz Longin
Brettlamellen mit Hohlkammern
Die Konstruktion des Ligu-Holzbauelements unterscheidet sich grundsätzlich vom bisher beschriebenen Brettstapelholz.
20 mm dicke und 120 mm breite Bretter werden hier mehrschichtig und überlappend so verleimt, dass Zwischenräume in Form von luftgefüllten Hohlkammern entstehen.
Der Querschnitt besteht also nicht komplett aus Holz. Trotzdem scheint der Begriff der massiven Holzkonstruktion angebracht, weil im Mauerwerksbau schließlich auch die Hohlkammersteine zu den Massivbauweisen gezählt werden.
Ligu-Holzbauelemente sind seit Juni 2001 allgemein bauaufsichtlich zugelassen (Z-9.1-459). Die Zulassung gilt für Dicken zwischen 140 mm und 240 mm (Wandbauteile) bzw. 140 mm und 180 mm (Decken). Wandelemente sind 620 mm breit, Deckenelemente 590 mm.
Der Holzanteil der Elemente sorgt für die angenehme wärme- und feuchteregulierende Wirkung der Konstruktion, gleichzeitig reduzieren die Hohlkammern das Eigengewicht der Bauteile.
Belässt man die Luft in den Kammern wird man – wie bei den Brettstapelelementen – für Außenwände in der Regel eine zusätzliche Wärmedämmung und für Decken eine zusätzliche Trittschallauflage benötigen.
Eine interessante, wenn auch nicht in der Zulassung beschriebene Variante ist die Befüllung der Hohlkammern.
Für eine verbesserte Wärmedämmung können die Kammern beispielsweise mit Maisgrieß oder Verpackungschips verfüllt werden.
Füllungen mit Sand erhöhen den Schallschutz der Elemente. Die weitere Entwicklung der noch jungen Lamellenelemente wird zeigen, welche bauphysikalischen Potenziale man auf diese Weise ausschöpfen kann.
• Lamellenholz
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