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Introvertiert

EXPO-Pavillon wird Wohnhaus in Uetze
Introvertiert

Eher durch Zufall gelangte der ehemalige EXPO-Pavillon Liechtenstein zum schottischen Architekten Colin J. Garriock. Da die Philosophie von Garriock & Associates, Uetze, ganz im Sinne der Wiederverwertung steht, wurde der Pavillon an einem neuen Standort wieder aufgebaut und mit einer neuen Nutzung versehen.

Gewand aus milchigem Glas
Wer die EXPO in Hannover besuchte, konnte bei seinem Rundgang auch einen gläsernen, mit vier Steintoren versehenen beleuchteten Kubus ausfindig machen – den Pavillon Liechtenstein. Die Stahlkonstruktion mit den Ausmaßen von 13 x 13 x 7,5 Metern zeigte sich in einem Gewand aus milchigem Glas. Die Außenhaut bestand aus zwei Glasscheiben beiderseits der Stahlstützen.
Die dazwischen eingebauten Leuchtstoffröhren sorgten vor allem in den Abendstunden für illuminatorischen Charakter. Einzig vier Steintore unterbrachen die homogene Fassade.
Unverkennbar war das Anliegen der Architekten Gassner & Seger, Vaduz, die Elemente Licht und Stein in Anspielung auf den Ländernamen in den Vordergrund zu rücken.
Doch jede EXPO geht einmal zu Ende und den neu errichteten Gebäuden ist meist nur eine kurze Lebensdauer gegönnt.
Da der Architekt Colin J. Garriock selbst einige Auftragsarbeiten auf dem EXPO-Gelände ausgeführt hatte, war er zufällig anwesend, als der Pavillon Liechtenstein entsorgt wurde – er entschloss sich kurzerhand zum Kauf.
Eckstück der Original- Glasfassade gerettet
Leider blieben nicht alle Teile des Pavillons unversehrt, so konnte zum Beispiel von der Original-Glasfassade lediglich ein Eckstück gerettet werden. Hintergedanke Garriocks war, den Pavillon im Gewerbepark „Traditional life“ in Uetze wiederzuverwerten: Ein Projekt, das Garriock & Associates zusammen mit zwei Partnern ins Leben gerufen haben.
Der rund 49000 Quadratmeter große Gewerbepark in Uetze, in dem sich auch das Büro der Architekten befindet, zeigt ein Mix unterschiedlicher architektonischer Stilrichtungen. Das Gelände lebt davon, Gebäude verschiedenster Herkunft zusammenzutragen und wieder neu aufzubauen; zum Teil im Original oder auch unter Verwertung „gebrauchter“ Materialien, wobei jedem Objekt eine neue Nutzung zugeteilt wird.
Gleiches galt für den Pavillon, dem Colin J. Garriock die Bedeutung seines Wohnhauses zukommen ließ.
Ursprünglichkeit so weit wie möglich erhalten
Der Pavillon sollte in seiner Ursprünglichkeit so weit wie möglich erhalten bleiben.
Die Stahlkonstruktion erforderte eine statische Nachbesserung, da das Dach des Pavillons nur aus einer einfachen Tuchbespannung bestand.
Nachdem der Großteil der Glasfassade nicht gerettet werden konnte, musste für die Außenhaut eine neue Lösung gefunden werden. Dabei sollte ein Gebäude entstehen, das sich vorwiegend nach innen orientiert, von der Außenwelt abgeschottet, weshalb keine zusätzlichen Öffnungen geschaffen wurden.
Lediglich die bestehenden Steintore in jeder Himmelsrichtung wurden verglast und an einer Gebäudeecke konnte die Milchglasfassade rekonstruiert werden.
Dieser Gedanke der Introvertiertheit wird zusätzlich durch die neu konzipierte Fassade unterstrichen. Drahtkörbe, angefüllt mit Steinen, die vom irischen Pavillon stammen, zieren die Außenhaut und verleihen dem Gebäude ein völlig andersartiges Erscheinungsbild. Diese nicht alltägliche Außenbekleidung erfordert den Einsatz ausgewählter Materialien.
Da die Steine in den Körben nur lose aufeinander geschichtet sind, entsteht kein luft- und wasserdichter Verbund. Das bedeutet, es musste ein Material ausgewählt werden, das den Stahl von außen dämmen kann und zugleich resistent gegen das durch die Körbe eindringende Spritzwasser ist.
Diffusionsoffene Fassadendämmung
Aus diesem Grund entschieden sich die Architekten für die diffusionsoffene Fassadendämmung Pavatherm-Plus mit integriertem Witterungsschutz, der außenseitig aus einer Latex-imprägnierten Deckschicht besteht.
Der Holzfaserdämmstoff Pava-therm wird aus der Verwertung von in Sägereien anfallenden Restholz gewonnen und ist als Naturprodukt frei von zusätzlichen Bindemitteln.
Der Wandaufbau des Wohnhauses besteht von innen nach außen aus OSB-Platten, mit denen die 240 Millimeter starken Stahlstützen beplankt werden, einer Dämmung zwischen den Stützen, der Außendämmung mit Pavatherm-Plus in einer Stärke von sechs Zentimetern und den direkt vorgelagerten Drahtkörben mit 25 Zentimetern Tiefe. Lars Brakebusch, Architekt bei Garriock & Associates und Bauleiter bei diesem Projekt, betont die Gutmütigkeit des Holzfaserdämmstoffs. Selbst wenn Wasser in das Bauteil eindringt, muss nicht sofort mit Schäden gerechnet werden, denn das Material ist neben seiner Wasserresistenz auch in der Lage, einen gewissen Anteil des Wassers aufzunehmen, der bei wärmeren Temperaturen wieder ausdiffundiert.
Weitere Informationen
Fassadendämmung Pavatherm-Plus bba 501
Architekten: Garriock & Associates, Uetze (Wohnhaus) Gassner & Seger, Vaduz (EXPO-Pavillon)
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