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Bewusster Kontrast

Universitätsneubau in Magdeburg
Bewusster Kontrast

Robert Uhde / red.

Anders als sonstige private oder öffentliche Bauaufgaben hat sich die Hochschullandschaft in den neuen Bundesländern in den letzten Jahren zu einem regelrechten architektonischen Laboratorium entwickelt.
Die gelungensten Beispiele dieser auffälligen Experimentierfreude sind das vom Hamburger Büro Gerkan Marg und Partner geplante Hörsaalgebäude in Chemnitz, die vom Basler Architektenduo Herzog & de Meuron entwickelte neue Bibliothek in Eberswalde, das nach Plänen von Thomas van den Valentyn errichtete Juridicum in Halle sowie die von Peter Kulka entworfene Fakultät für Wirtschaftswissenschaften in Magdeburg.
Die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg zählt zu den jüngsten Universitäten Deutschlands. Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 wurden hier neun Institute für mittlerweile rund 10 000 Studierende eingerichtet.
Lückenschließung
Städtebaulicher und architektonischer Höhepunkt des weitläufigen Areals nördlich der Innenstadt ist der zwischen Pfälzer Straße, Graf-Adolf-Straße und Hohenstauffen-Ring gelegene und inzwischen mit einem Architekturpreis Sachen-Anhalts ausgezeichnete Neubau der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Das von Peter Kulka entworfene Ensemble besteht aus drei lang gestreckten, um einen schmalen Innenhof herum gruppierten Baukörpern, die zur Graf-Adolf-Straße hin die seit dem Krieg bestehende Lücke zwischen zwei Gründerzeit-Häusern vom Ende des 19. Jahrhunderts schließen.
Statt angesichts des direkten Aufeinandertreffens zwischen Alt und Neu zum wiederholten Mal die Therapie der Blockrandschließung zu bemühen, setzte Peter Kulka bei seinem Entwurf ganz bewusst auf einen deutlichen Kontrast zu den beiden Gründerzeitbauten und konfrontierte die alten Stuckfassaden mit einem lebhaften Zusammenspiel aus gläserner Offenheit und dunklen, anthrazitfarbenen Ziegelfassaden.
Der einzige Bezug zum Bestand ist die einheitliche Höhe der jeweils viergeschossigen Baukörper.
Einen zusätzlichen Kontrast schaffen die Rot, Blau bzw. Gelb gestrichenen Stirnseiten der verschiedenen Volumen, die mit ihrer leuchtenden Farbigkeit ganz ausdrücklich eine leuchtend bunte Hommage an das Werk des Bauhaus-Architekten Bruno Taut darstellen, der als Magdeburger Stadtbaurat zwischen 1921 und 1924 zum erstenmal Farbe als preiswertes Gestaltungsmittel in den Siedlungsbau eingeführt hatte.
Architekturidee
Durch seine vielbeachteten Entwürfe für den Sächsischen Landtag in Dresden, die Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig sowie die Magdeburger Fakultät für Wirtschaftswissenschaften zählt Peter Kulka seit Jahren zu den renommiertesten Architekten Deutschlands.
Vor seiner Bürogründung war Kulka als Mitarbeiter von Hans Scharoun tätig. Inzwischen führt er Büros in Köln und Dresden.
Sich selbst bezeichnet Kulka als „Enkel“ von Mies van der Rohe – ein Einfluss, der auch beim Bau der Fakultät in Magdeburg seine deutlichen Spuren hinterlassen hat:
Das klar und einfach gestaltete und rhythmisch intelligent gegliederte Zusammenspiel zwischen dem kraftvollen schwarzen Klinker und den zum Teil paarweise übereinander gelagerten horizontalen Fensterbändern, in denen sich die Umgebung widerspiegelt, führt sinnfällig den Gedanken einer offenen Universität weiter, wie er Mies van der Rohe beim Bau seines berühmten Illinois Institutes in Chicago (1950–56) vorschwebte.
Seine Fortsetzung findet der fließende Übergang zwischen innen und außen in den vollkommen verglasten Fassaden nach Süden und Westen, im offen gestalteten Eingangsbereich und im lichtdurchfluteten Atrium, von dem aus die einzelnen Gebäudeflügel der Fakultät erschlossen werden.
Verklinkert
Nicht nur beim architektonischen Konzept, auch bei der Auswahl der verwendeten Materialien hat Peter Kulka konsequent auf Qualität gesetzt. Bei der Suche nach einem geeigneten Klinker für die lang gestreckten Außenfassaden fiel die Wahl schließlich auf den Röben Keramik-Klinker FARO schwarz nuanciert, glatt im Dünn-Format von 240 x 115 x 52 mm.
Durch ihren sanften Glanz unterstützen die im Stapelverband gemauerten dunklen Klinker das lichtbewegte Spiel der Glasflächen und schaffen gleichzeitig einen deutlichen Kontrast zu den leuchtend bunten Stirnseiten vor dem Eingangsbereich.
Weitere Informationen
Klinker bba 503
Architekten: Peter Kulka, Köln, Dresden
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