AVA und mehr

Elke H. Zobel

Die Integration der Microsoft-Standardprodukte in die AVA-Bearbeitung bietet dem Anwender den entsprechenden Komfort bei Textverarbeitung und Tabellenkalkulation und verringert die Einarbeitungszeit für Leute, die mit Winword, Excel und Co. bereits umgehen können.

AVA-Software, die sich mit weit verbreiteten Standardprodukten wie MS-Office-Anwendungen oder E-Mail verträgt und diese ergänzt, ist zwar noch keine Selbstverständlichkeit, aber auch keine exotische Ausnahme mehr.

Angesehen haben wir uns als Beispiele dafür eine Test-Version der Software Architext excellent (Architext Software GmbH), eine Demo-Version von LTplus architektur (Architekturbüro Fürst & Lenz) und Anbieterinformationen der Software AVAnce 2000 (Mensch und Maschine Software AG).

Eine Besonderheit von Architext excellent ist die Projektverwaltung im virtuellen Büro – eine optische Nachbildung von Ordnern und Regalen.

Konzipiert ist diese Software für Windows 95/98/ME/NT/2000/XP, netzwerkfähig unter anderem unter Unix / Linux (Samba), Windows und Novell. Das „Regal-Ordner-System“ bietet eine insbesondere für Computerlaien einfach und übersichtlich erscheinende Lösung zur Datenverwaltung. Die Branchensoftware ist GAEB-zertifiziert und kann laut Hersteller „alle auf dem Markt erhältlichen Texte verarbeiten“.

Das Modul “Büro” dient als Grundlage für das Arbeiten mit allen Modulen. Mit diesem „Regal-Ordner-System“ werden alle Projekte verwaltet. Man kann beliebig viele „Regale“ erzeugen und sie frei benennen.

Die „Fachböden“ (nach Angaben der Anbieter bis zu 9, unserem Test zufolge bis zu 8) lassen sich individuell beschriften, nach Sachgebiet, Sachbearbeiter oder nach sonstigen Kriterien.

Konfigurierbar sind so genannte Standardordner, die mit den vorgefertigten Registern „Projektdaten“, „Ausschreibung“, „Wertung/Vergabe“, „Abrechnung“ und „Schriftverkehr“ ausgestattet sind. Ihre Zahl ist nur von der Speicherkapazität des Rechners begrenzt. (Fast) wie im wirklichen Leben lassen sich die Ordner farbig gestalten und beschriften, von einem Regal in ein anderes stellen, kopieren, im „Archiv“ ablegen und wieder aktivieren, aber auch auf beliebige Datenträger sichern.

Praktisch ist es, dass man beliebige Windows-Anwendungen individuell oder im Standardordner einbinden und nutzen kann. Eine Ordner- und Leistungsverzeichnis-Recherche-Funktion hilft beim Suchen im Datenbestand.

Die Projektdaten – von der LV-Erstellung über die Vergabe bis zur Abrechnung – werden innerhalb von MS-Office erfasst und ausgegeben, sodass die gewohnten Funktionalitäten von Word und Excel zur Verfügung stehen.

Mit Hilfe des Moduls AE-AVA 1 kann man Leistungsverzeichnisse erstellen, mit eigenen Texten oder mit Texten zum Beispiel des Standardleistungsbuchs, des Heinze Bau Offices, von Sirados und Datanorm nach GAEB. Vertragliche Regelungen und Kommentare, Grafiken und Skizzen lassen sich per Drag & Drop einbinden, bei den Ausgabeformaten hat man die freie Wahl zwischen Word, HTML und RTF.

Das Modul AE-AVA 2 ist die Erweiterung von AE-AVA 1 um Angebotskontrolle und Preisspiegel. Bis zu 99 Bieter je Vergabeeinheit können (in Excel) eingegeben werden, wobei die Bieter wahlweise aus einer Adressdatenbank oder direkt erfasst werden. Drucken kann man mit allen excel-üblichen Funktionalitäten wie Hoch- und Querformat und verschiedenen Farben.

Die Module AE-AVA 3 und AE-REB erweitern die Software um Mengenermittlung, Soll-/Ist-Vergleich, Auftrags- und Rechnungsverwaltung, das Modul „Juha“ (Jahresunterhaltungsarbeiten) soll Ungerechtigkeiten bei der Abrechnung von Jahresverträgen mit Hilfe mengenabhängiger Einheitspreise vorbeugen: Geboten wird die Ermittlung eines Zuschlagsfaktors, der für jede Position auf einer stetigen Exponentialfunktion basiert. Zur Erstellung von Kostenanschlägen auf der Basis von Vergabepreisen bereits abgewickelter Maßnahmen dient das Modul Prekos. Besonders berücksichtigt werden dabei die Kosten für die Baustelleneinrichtung.

Die Programme halten sich nach Aussage ihrer Anbieter normgetreu an die Regelungen für den Datenaustausch nach GAEB (Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen). Über die Datanorm-Schnittstelle werden Ausschreibungstexte von Baustoffherstellern zunächst ins GAEB-Format umgesetzt und dann ins AVA-Programm konvertiert.

Aufmaßdaten werden nach REB 23.003 im Datenformat DA11 im- und exportiert, die CAD-Schnittstelle verknüpft CAD-Programme direkt mit dem AVA-System.

Ähnlich komfortabel wie die (in unserem Test überzeugende) Kooperation mit MS-Office ist Ava.net, eine integrierte Funktion zur automatisierten Veröffentlichung von Ausschreibungen. Man kann direkt aus der Branchensoftware heraus per Mausklick seine Ausschreibungen auf die eigene Homepage befördern und braucht die Unterlagen nicht auf Papier zu vervielfältigen oder als GAEB-Datei zu versenden.

AVA-Software lässt sich laut Hersteller darüber hinaus auch online nutzen: Nach dem System Pay per Use (Zahlen nach Nutzung) werden für die Internet-Verwendung der Standard-Software im Minutentakt die jeweiligen Nutzungsgebühren fällig. Betont wird dabei, dass die geschäftskritischen Daten „ganz sicher inhouse“ beim Nutzer liegen: Die Verbindung mit den externen Servern stellt nur die abonnierten Programmfunktionen zur Verfügung.

• „Architext excellent“

Die Branchenlösung LTplus-AVA (vom Architekturbüro Fürst & Lenz) ist eine offene programmierbare MS-Access-Anwendung (einschließlich Quellcode) unter Windows 95/NT für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung.

Das bedeutet: man kann damit alle Parameter, Funktionen, Werkzeugkästen und Symbole bürospezifisch anpassen.

Die Software ist in Microsoft-Office-Programme integriert und bietet zu den Komponenten Word und Excel Direktschnittstellen an. Durch dieses offene Konzept können auch individuelle Wünsche kostengünstig realisiert werden. Eine Microsoft Access-Runtime-Version liefern die Anbieter eigenen Angaben zufolge kostenlos mit. Die Software unterstützt die Bereiche Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung. Integriert ist eine Projektverwaltung. Verschiedene Positionsarten, Kostengruppen nach DIN und Preisvorgaben werden berücksichtigt.

Die Adressverwaltung ermöglicht eine Serienbriefübergabe in MS-Word. Realisiert sind eine Druckausgabe mit Seitenvoransicht, der Direktdruck, die Ausgabe im RTF-Format sowie – die Installation der MS-Office-Programme vorausgesetzt – die Ausgabe in MS-Word und MS-Excel.

Systemvoraussetzungen zum Einsatz der Branchenlösung sind das Betriebsprogramm MS-DOS, dazu Windows 95, 98, ME, 2000, XP oder NT. Die Bildschirmauflösung sollte mindestens 800 x 600 Punkte betragen.

• Branchenlösung LTplus-AVA

Eine ähnliche Philosophie fahren ihren eigenen Angaben nach die Entwickler der Software AVAnce 2000, die uns allerdings weder als Demo- noch als Testversion zur Verfügung stand (die Informationen beruhen daher auf der Darstellung des Anbieters).

Die Software deckt für die Betriebssysteme Windows NT, 2000, 95 und 98 (32 -Bit Technologie, ODBC-Datenbank (MS-Access-kompatibel) den Aufgabenbereich der Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung ab und orientiert sich inhaltlich an den Vorschlägen des GAEB (GAEB-2000-Schnittstelle).

Wie bei den beiden anderen ist für die MS-Office-Integration eine installierte Office-Umgebung erforderlich.

Die Branchenlösung ist kompatibel zu MS-Access, für MS-Office optimiert (MS-Word, MS-Excel) und stellt eine Kostenkontrolle nach DIN 276 zur Verfügung. Unterstützt werden das RTF- und das CSV-Format sowie der Export nach Datanorm und der MDI-Export. Die Verwendung einer MS-Access Datenbank im Hintergrund von AVAnce rundet den Einsatz entsprechend ab.

Auch mit AVAnce 2000 ist eine Ausschreibung über Internet möglich. Das LV wird über HTML exportiert und per E-Mail verschickt. Die Software bietet wie Architext die Übernahme von Standardtexten aus der Heinze BauDatenBank und den Dynamischen Baudaten StLB-Bau vom Beuth Verlag. Außerdem unterstützt sie die sirAdos-Texte der Edition AUM, das MDI-Format, Datanorm-Material, dBase- und CSV-Dateien.

• AVAnce 2000