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An historischen Vorlagen orientiert

Mauerwerkssanierung der Burg Schadeck an der Lahn
An historischen Vorlagen orientiert

Auf halbem Wege zwischen Koblenz und Gießen, in dem mit Schlössern und Burgen reich gesegneten Lahntal liegt das Städtchen Runkel. Es wird von zwei eindrucksvollen Burganlagen überragt, die noch heute ein musterhaftes Beispiel für den frühmittelalterlichen Verteidigungsbau bieten. Urkundlich wird Runkel erstmalig 1159 im Zusammenhang mit einem Siegfried von Runkel genannt. Als Sachverwalter des Reiches kommt der Edelmann auch als Erbauer der Burg Runkel in Frage. Um 1250 beginnen Familienstreitigkeiten, die mit der Vertreibung Heinrich von Runkel enden. Als Folge hiervon erbaut Heinrich auf der gegenüberliegenden Seite zum Trutz Burg Schadeck, die 1288 zum ersten Mal erwähnt wird. Seitdem ist die Geschichte der Gebäude „wildbewegt und fehdenreich“, wie es in den historischen Aufzeichnungen heißt.

Die zahlreichen An- und Umbauten auf Burg Schadeck gelten als Zeugen dieser bewegten Zeiten. Nachdem der ältere Teil der Burganlage im seinerzeit vorherrschenden Stil der Romanik errichtet wurden, kam in der gotischen Epoche des 14. Jahrhunderts ein Anbau hinzu.
Elemente der Renaissance und des Barock folgten in den Jahren zwischen 1488-1596.
Der jetzige Zustand der Burganlage wurde in etwa 1742 mit der Fertigstellung des Westteils und der Erbauung bzw. der Integration des Ostflügels in die Umgebungsmauer hergestellt.
Starke Erosionsschäden
Die anfallenden Sanierungsmaßnahmen betrafen in den letzten Jahren vornehmlich die Außenanlagen des Hauptburgkomplexes. Zahlreiche Natursteinmauern und die gesamte Fassade wiesen starke Erosionsschäden auf. Eine ausreichende Eigenfestigkeit der Fugen und des Bruchsteinmauerwerks war in vielen Bereichen bis zu einer Tiefe von 10 cm nicht mehr gegeben. Putz- und Mauerstücke lösten sich zusehends. Im Zuge der umfangreichen Restaurationsarbeiten galt es, die Aspekte des Denkmalschutzes ebenso zu berücksichtigen wie die Eigenarten der verschiedenen Mauersteinarten.
Objektbezogene Rezeptur
Die Verwendung von heimischen Grünschieferbruchsteinen, vereinzelt mit Basaltsteinen durchsetzt, machte den Einsatz einer speziell abgestimmten Mörtelmischung erforderlich.
Neben dem differenzierten Saugverhalten der Natursteine mussten die verschiedenen Festigkeiten berücksichtigt werden. Die Basis zur Herstellung der objektbezogenen Rezeptur bildete das Naturprodukt Trass.
Trass ist ein fein gemahlenes, vulkanisches Eruptivgestein, das bereits in der Antike Mörtel und Betonmischungen zugegeben wurde. Es verfügt über einen hohen Anteil an freier Kieselsäure, Mineralien und chemisch/physikalisch gebundenem Wasser.
In Verbindung mit Kalk-Hydrat, hydraulischem Kalk oder Zement entsteht ein Bindemittel mit ausgezeichneten Eigenschaften.
Zahlreiche historische Bauwerke, bei denen trasshaltige Mörtel eingesetzt wurden, sind bis heute nahezu schadensfrei erhalten.
Trasshaltige Mörtel sind beständig gegen aggressive Umwelteinflüsse, spannungsarm und besitzen eine hohe Wasserdichtigkeit. Die hohe Kalkbindung reduziert u.a. die Gefahr von Kalk- ausblühungen.
Außerdem sind diese Mörtelmischungen im Molekulargefüge sehr dicht und bieten damit keine nennenswerten Angriffsflächen für schädliche Stoffe.
Die Widerstandsfähigkeit des Naturproduktes Trass überträgt sich praktisch auf die Kalkbestandteile des Mörtels und des Mauerwerks. Während der Erhärtung wird das Kalkpotential nahezu vollständig eingebunden und damit vor Säureangriffen, die vor allem historische Bausubstanz belasten, geschützt.
Qualitätsmaßstäbe festgelegt
Bevor mit den Baumaßnahmen auf der Burg Schadeck begonnen werden konnte, wurden die Qualitätsmaßstäbe zu Sanierung und Gestaltung der Fassade festgelegt. Eigentümer, Planer und das zuständige Landesamt für Denkmalpflege Hessen in Wiesbaden sowie die untere Denkmalschutzbehörde, Limburg/Weilburg, arbeiteten dabei eng zusammen. Neben der Farbgebung wurde auch die Körnung der Mörtel sowie die Anwendungstechnik (Nass- oder Trockenspritzverfahren) vorgegeben.
Da eine möglichst originalgetreue Ansicht des Gebäudes geplant war, orientierte man sich bei der Materialauswahl weitgehend an historischen Vorlagen.
Mit der Herstellung der Mörtel wurde die Tubag Trass, Zement- und Steinwerke GmbH mit Sitz in Kruft beauftragt.
Ausschlaggebend für diese Entscheidung war das Know-how, über das das Unternehmen speziell in der Sanierung und Restaurierung historischer Bausubstanz verfügt.
Die Ausführung der Sanierungsmaßnahmen gliederte sich in drei Arbeitsabschnitte. Einmal die zwei Giebelseiten mit einer Höhe von je 24 Metern und zum Dritten die – gen Runkel gerichtete – 17,50 m hohe Gebäudefront.
Nachdem man die losen Bestandteile in den Fugen ausgeräumt hatte, konnte die Fassade gestrahlt und abgewaschen werden.
Anschließend wurden die breiten und tiefen Fugenbereiche ausgezwickelt sowie die schadhaften Stellen im Mauerwerk ausgebessert bzw. erneuert. Danach kam der speziell entwickelte Trockenspritzverfugmörtel, der unter Verwendung von Tubag-Trass erstellt wurde, zur Anwendung.
Das Material mit einer Körnung von 0-8 mm ist im Trockenspritzverfahren mit einer Dicke von 2-3 cm aufgetragen worden.
Nach der vorgegebenen Standzeit, zu rechnen ist hier mit einem Tag pro Millimeter Schichtdicke, gingen die Arbeiten in die abschließende Phase:
Die Burg konnte mit der sandfarbenen „Außenhaut“ versehen werden.
Es handelte sich dabei um einen Trass-Kalk-Maschinenputz in der Körnung 0-4.
• Trockenspritzverfugmörtel
………………………….
Architekt:: Kaffei & Schwarz, Limburg. Bauleitung: Architekt W. Härtel
Denkmalschutz: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Wiesbaden
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