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Amerikanisch inspiriert

Wohnpark in Selent, Schleswig-Holstein
Amerikanisch inspiriert

Eigenheime in Deutschland werden von verschiedenen europäischen Baustilen inspiriert – zum Beispiel von skandinavischen oder mediterranen Bauweisen. Der neueste Trend kommt aus Amerika und orientiert sich an den dort weit verbreiteten Landhäusern.

Ein Beispiel, wie man hier diese Architekturform realisieren kann, ist der Wohnpark Selent in Schleswig-Holstein.
Siedlungsstruktur
Mitten im Grünen, nur 100 m von der Durchfahrtsstraße entfernt, präsentiert sich in Selent das städtebauliche Highlight „Beverly Hills”: fünf Doppelhäuser, zwölf Einfamilienhäuser und zwei 3-er Reihenhäuser im amerikanischen Landhaus-Stil, dazu ein Mehrfamilienhaus mit 4 WE, insgesamt Wohnraum für 32 Familien auf einer Fläche von 11800 m².
Dass sich dieser Wohnpark wie aus einem Guss präsentiert, ist dem Zusammenspiel aller Beteiligten zu danken: dem Erschließungsträger Hans-Peter Kleinfeld, den experimentierfreudigen Gemeindepolitikern und dem Heikendorfer Architekten Team 61 (AT ‘61), das für den Entwurf der Gebäude verantwortlich zeichnete. Bei der Entwicklung des Bebauungsplans war es besonders wichtig, nicht ein Baugebiet herkömmlicher Architektur zu entwickeln, das mit Kataloghäusern unterschiedlichster Typologie bebaut wird. Vielmehr stand im Vordergrund, eine Siedlungsstruktur unter folgenden Gesichtspunkten zu entwickeln und konsequent umzusetzen:
Ausnutzung der Topographie des vorhandenen Geländes, Verzahnung des Außenraumes mit dem Gebäude, eine die Siedlung prägende harmonische Dachlandschaft, eine einheitliche Grundstruktur der Haustypen mit dem Anspruch einer individuellen Gestaltung sowie eine ökonomische Grundstücksnutzung.
Vorbild
Unter Berücksichtigung dieser Zielstellungen entwickelten Architekt und Bauherr einen Bebauungsplan nach dem Vorbild amerikanischer Siedlungen.
Das bedeutet vor allem die Abkehr von den üblichen steilen Dachneigungen zugunsten flach geneigter Dächer, wodurch sich eine homogene, nicht alltägliche Dachlandschaft ergibt.
Aber auch andere Elemente erinnern an amerikanische Baukultur. Auf der einen Straßenseite dominieren beispielsweise vier villenartige Doppelhäuser mit sogenannten Staffelgeschossen. Insbesondere die umlaufenden Laubengänge muten amerikanisch an, die neben der gestalterischen auch eine konstruktive Funktion haben: Sie bieten einen guten Witterungsschutz vor Sonne, Wind und Regen.
Im Winter, wenn die Sonne tief steht, kommt reichlich Wärme ins Haus, steht die Sonne im Sommer hoch, bleibt es dagegen angenehm kühl und dank der großen Fenster hell genug.
Die Staffelgeschoss-Bauweise führte zwar im Bereich der Geschossdecken zu einem Mehraufwand – Deckenstärke plus 2 cm gegenüber herkömmlicher Bauweise -, hat aber den großen Vorteil, dass im DG alle Räume gerade Wände haben und die Gebäude laut Landesbauordnung eingeschossig im Sinne des BauGB sind.
Zusammen mit den Laubengängen und den Sprossenfenstern, den hellen Putzfassaden und den nur in einigen Bereichen angebrachten zusätzlichen Holzverkleidungen strahlen die Doppelhäuser eine angenehme Leichtigkeit und Freundlichkeit aus.
Und wie bei den amerikanischen Vorbildern beziehen sie durch die offenen Laubengänge den Garten in den Wohnbereich ein.
Die Einfamilienhäuser auf der anderen Straßenseite lehnen sich, wie auch die Reihenhäuser, an den Stil der die Siedlung prägenden Doppelhäuser an.
Topographisch bestimmt
An der westlichen Grenze des Plangebietes wurde ein Geländesprung von 2,80 bis 3,20 m bewusst in die Gestaltung der dort entstandenen vier Einfamilienhäuser einbezogen.
Die Gebäude haben zur Straße ein Souterraingeschoss mit dem Eingangsbereich und den notwendigen Nebenräumen, inklusive Garage und Carport. Dies hat zwei Effekte zur Folge: Zum einen liegt der Terrassen- und Gartenbereich ruhig und uneinsehbar ca. 3 m über dem Straßenniveau in westlicher Richtung, zum anderen ließen sich die Grundrisse je nach Nutzungsabsicht gut aufteilen.
Da das Gebäude mit seinem UG zu 50 % im Erdreich liegt, gilt es baurechtlich zwar als eingeschossig, hat im OG aber keine schrägen Wände wie ein herkömmliches Satteldachhaus.
Im südlichen Bereich des Plangebietes war ein leichter Geländeanstieg von Nord nach Süd vorhanden.
Dieser stellte an sich kein Problem dar, war jedoch wegen des an der Grundstücksgrenze verlaufenden Geländesprungs mit einem schönen alten, schützenswerten Baumbestand eine architektonische Herausforderung.
Auch hier galt es, mit einem entsprechenden Gebäudetyp auf diese Gegebenheit zu reagieren, da ein herkömmliches Gebäude im Terrassenbereich auf der Südseite eine enorme Verschattung gehabt hätte.
Architekt und Bauherr entschieden sich deshalb für den sogenannten “Zweihausgrundriss”: zur Straßenseite und zur südlichen Grundstücksgrenze hin jeweils ein quadratischer Baukörper mit Pyramidendach. Beide Gebäude sind durch einen rechteckigen Baukörper mit dem Essplatz und einem Kamin verbunden.
Die drei Baukörper ergeben in Richtung Südwesten einen dreiseitig umschlossenen intimen Innenhof, der von allen drei Bauteilen aus begehbar ist. Auf dieser Seite des Gebäudes befinden sich bodentiefe Fenster, während zur Eingangsseite und zur Ostseite das Licht über Oberlichter einfällt.
Aufgrund dieser Lösung ist ein idealer Übergang zwischen Innen und Außen entstanden. Außerdem ergibt sich wie von selbst eine Trennung der Funktionen „öffentlicher Bereich” im vorderen Gebäudeteil und „privater Bereich” im hinteren Bauteil, verbunden durch den im Mittelpunkt stehenden Essbereich und Terrasse.
Wandaufbau
„Beim Wandaufbau haben wir weitgehend mit Porenbeton gearbeitet”, erklärt Peter Oberrauter, Chef des Architekturbüros, “Porenbeton ist ein moderner und hochwertiger Baustoff, der nicht nur vielfältige architektonische Gestaltungsmöglichkeiten bietet, sondern der auch in Sachen Bauphysik, Kosten, Nutzen, Baubiologie und Verarbeitung vorbildlich ist.”
So erfüllt Porenbeton beispielsweise aufgrund seiner hohen Wärmedämmung problemlos die Anforderungen der gültigen Energieeinsparverordnung. Um die Bauzeiten und damit die Baukosten zu senken, wurden die Doppelhäuser mit geschosshohen Porenbeton-Wandtafeln hergestellt. Die Wandstärke der Außenwände beträgt 24 cm mit einem 10 cm dicken vorgesetzten Wärmedämm-Verbundsystem. Die tragenden Innenwände haben eine Stärke von 17,5 cm und die nichttragenden von 11,5 cm. Im Staffelgeschoss ist bei drei Doppelhäusern eine Holzverschalung vorgesetzt worden. Die Einfamilienhäuser und die Reihenhäuser wurden mit Plansteinen hergestellt. Der Wandaufbau und die jeweiligen Wandstärken entsprechen denen der Doppelhäuser. Da sowohl die geschosshohen Wandtafeln als auch die Plansteine mit Nut und Feder versehen sind, entfiel bei der Verarbeitung das aufwendige Vermörteln der Vertikalfuge.
Die Plansteine wurden lediglich in der Lagerfuge mit Dünnbettmörtel vermauert. Die Putzdicke aller Wände beträgt außen 0,8 und innen 1,5 cm.
Harmonische Dachlandschaften
Im Wohnpark Selent kamen ausschließlich Sattel- und Pyramidendächer zum Einsatz mit einer Neigung von 23° und einem Dachüberstand von 0,60 m bis 0,70 m freitragend und 1,45 m unterstützt. Der Dachüberstand fungiert sowohl als gestalterisches Element als auch als technischer Niederschlagsschutz für die farbigen, mit Wärmedämmverbundsystem versehenen Fassaden in Kombination mit einer Holzverschalung. Eine weitere Funktion der Dachüberstände ist der Sonnenschutz auf der Südseite im Bereich der großzügigen, bodentiefen Terrassentüren.
Im Winter soll die Sonne weit in den Raum hinein scheinen und zur passiven Energienutzung beitragen. Im Sommer sollen die Glasflächen gänzlich verschattet sein, um ein Aufheizen des Wohn- und Essbereichs zu vermeiden.
Zur Bestimmung der Dachüberstandstiefe wurden per Simulationsprogramm die Sonnenstände lt. Breitengradangabe für die jeweiligen Sonnenwendpunkte im Kalenderjahr als Grundlage herangezogen.
Klare Handschrift
Unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten wurden bestimmte Grundparameter entwickelt, die von der Kubatur, den Maßproportionen und der Dachlandschaft eine klare architektonische Handschrift für jedes Gebäude erkennen lassen, verstärkt durch die einheitliche Dachfarbe Dunkelblau, die Putzfarben Gelb und Lichtgrau sowie Weiß für die Fenster und Holzkonstruktionen (Veranden).
Da jedoch jedes Gebäude aus einer Grundfigur speziell auf den jeweiligen Bauherren zugeschnitten wurde, sowohl in Grundrissgestaltung als auch bei Anordnung der Fenster und Türen sowie Fassadengestaltung, hat es trotzdem eine individuelle Note.
• Porenbetonelemente
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Architekt:: Peter Oberrauter, Heikendorfer Architekten Team 61 AT ‘61
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