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Alles was rund macht

Schnittfreie vollkeramische Dachdeckungen
Alles was rund macht

Horst Ruscheinsky und Gerard Halama

Der rechte Winkel ist eine feine Sache. Er macht das Bauen quadratisch und praktisch. Doch wirklich interessant wird es, wenn der Entwurf schwungvoll die Runde macht.
Die Eindeckung runder Dächer ist eine Herausforderung. Hier die Palette der keramischen Möglichkeiten.
Die Dynamik einer geschwungenen Linie hat ihren Reiz. Der feinfühlig nachvollzogene Bogen, die Spannung, die sich daraus ergibt, fasziniert immer wieder das Auge. Doch wie wird der graziöse Strich in die Baurealität umgesetzt?
Der runde Turm, das geschwungene Dach, die ausgefallene Gaube, lassen sich oft nur unter besonderem Aufwand dauerhaft, fachmännisch und zugleich ästhetisch ansprechend umsetzen.
Hier steckt der Teufel im Detail. Zur Not wird die Dacheindeckung in Segmente unterteilt, geschnitten und mit Blech gesichert. Nicht selten entstehen aus der schwungvollen Linie des Entwurfes in der Praxis schwerfällige und kantige Dachlandschaften.
Fast alles machbar
Hohe Lebensdauer bei anhaltender Ästhetik, das sind die Stärken des Dachziegels. Die Härte des keramischen Materials bestimmt jedoch auch die Grenzen der Anwendung.
Die F.v. Müller Dachziegelwerke, Eisenberg / Görlitz, haben in den zurückliegenden Jahren dem Architekten mit Schwung in der Linie einige neue Dachziegellösungen an die Hand gegeben.
Ob Kegel, enge Rundungen, große Radien, Schrägen oder Fledermausgauben: Sie lassen sich heute allesamt vollkeramisch und schnittfrei eindecken.
Kreisrund mit verschiedenen Deckbreiten
Rund verlaufende Dächer waren mit Dachziegeln bisher nur schwer eindeckbar. Wie bei Kegeldächern ist das Segmentieren in diesem Bereich heute noch weitgehend Standard.
Eine überaus elegante Lösung sind dagegen Dachziegel verschiedener Deckbreiten. Damit lassen sich Dächer mit unterschiedlichen Traufe- und Firstradien sehr elegant eindecken. Der harmonische Entwurf des Architekten wird mit solchen Dachziegeln perfekt umgesetzt. Die elegante Technik ist allerdings überaus aufwendig.
Großes Oval
Ist der Radius eines rund verlaufenden Daches sehr groß, kann die Dachdeckung zum großen Teil auch mit Standard-Dachziegeln eingedeckt werden.
An den Stellen, an denen das Ziehen der Dachdeckung über das Falzspiel hinausgeht (5 bis 8 mm pro Ziegelreihe) muss ein Maßausgleich erfolgen. Diesen Ausgleich schaffen Dachziegel verschiedener Deckbreite. Bei Dächern mit sehr großen Radien kann diese Methode zu einem sehr ansprechenden Ergebnis führen.
Geschwungen mit Dachkeil
Weitläufig geschwungene Dachflächen lassen sich preiswert mit sogenannten Dachkeilen eindecken. Vorteil der Dachkeile ist deren Standardisierung. Der Dachkeil ist Lagerware. Dachflächen mit großen Radien können mit Hilfe weniger Dachkeile und einer großen Zahl von Standardziegeln „rund“ gedeckt werden. Die Technik ist verblüffend wirksam. Die Kosten halten sich in Grenzen. Bei den Dachkeilen handelt es sich um Sätze von jeweils 17 Dachziegeln, die ein Übersetzen von einer auf zwei Ziegelreihen oder umgekehrt ermöglichen. Dachkeile sind Serien-Formziegel. Bei einem runden Dach werden so viele keramische Dachkeile benöigt, wie die Längendifferenz zwischen First und Traufe in Dachziegeln ausmacht.
Ein Dachkeil erstreckt sich über 10 Reihen. Von Reihe zu Reihe verjüngt oder verbreitert sich die Dachdeckung um ca. 19 mm.
A-förmige Dachkeile sind erforderlich für konvexe (nach außen gewölbte) Dächer. Hier wird der Keil von Traufe zum First wie ein „A“ schmäler und übersetzt von zwei auf eine Dachziegelreihe. V-förmige Keile sind für konkave (nach innen gewölbte) Dachflächen gedacht. Hier wird der Dachkeil von Traufe zu First wie ein „V“ breiter und übersetzt von einer auf zwei Dachziegelreihen.
Fledermausgaube mit Dachkeil
Zu den schwierig einzudeckenden Flächen zählen Dächer mit Fledermausgauben. Hier ergibt sich bei der Gaube zwangsläufig eine größere Traufenlänge im Vergleich zum zugehörigen Firstabschnitt. In Anlehnung an die Vorgehensweise bei Rundbauten können auch hier Dachkeile die Längendifferenzen ausgleichen.
Wenn der Winkel nicht stimmt
Der außerwinklige Ortgangverlauf kommt in historischen Ortskernen oft vor. Auch in Neubau ist er zuweilen ein Stilelement.
Das Ergebnis ist ein stumpfer oder spitzer, aber eben kein rechter Traufen-Ortgang-Winkel. Die Ziegelreihen müssen schräg geschnitten und entwässert werden. Traditionell können solche Details nur mit aufwendigen Ortgangrinnen und mit Attikakonstruktionen gelöst werden.
Eine sinnvolle Lösung bieten auch hier Dachkeile.
Beispielsweise können bei einer Sparrenlänge von 8 m Längendifferenzen zwischen First und Traufe von bis zu 1,60 m mit Dachkeilen ausgeglichen werden. Vorteil hier: Der Ortgang kann ohne Ortgangrinne ästhetisch vollkeramisch mit Ortgangziegeln eingedeckt werden.
Kegel aus Falzziegeln
Bei der Deckung von Kegelflächen mit Falzziegeln war traditionell immer die Segmentierung der Dachflächen in Dreiecksflächen notwendig.
Klobige Grate mussten die Spalten zwischen den Segmenten überbrücken und so die Dreiecksflächen miteinander verbinden. Aus einem geplanten Kegel wird in der Realität eine Pyramide. Das Ergebnis kann ein geübtes Auge nicht überzeugen. Stilgerecht und optisch ansprechend ist eben die Lösung, bei der eine runde, ununterbrochene Kegelfläche entsteht. Verschiedene Wege führen hier zum Ziel. Die klassische Methode ist die objektbezogene Fertigung eines Kegeldaches aus verfalzten Ziegeln.
Moderne EDV unterstützt dabei den Anwendungstechniker im Ziegelwerk. Zur Baustelle wird nach Aufmaß ein exklusiver Ziegelsatz beliefert, der an die Geometrie des Kegels angepasst ist. Bevor dieser elegante Weg begangen wird, sollte der engagierte Architekt allerdings das Ziegelwerk kontaktieren.
Mit Hilfe von Dachkeilen lässt sich die Kegeldeckung zumindest teilweise vereinfachen. Dabei wird der untere Teil des Kegels mit Standard-Dachkeilen eingedeckt. Für den oberen Teil bis zur Spitze werden dann objektspezifisch konische, gekrümmte Dachziegel gefertigt.
Kegel mit Biberschwanzziegeln
Mit den neuen Bibersets für Kegeldächer gelang es, die konischen Ziegel derart zu berechnen, zu standardisieren und zu systematisieren, dass mit einem feststehenden Formziegelsatz unterschiedlicher Konizität und Wölbung alle erdenklichen Dächer schnittfrei und ohne Sperrungen eingedeckt werden können.
Die Lagerware erfüllt nicht nur hohe ästhetische Ansprüche. Vor allem die Verlegetechnik sichert am Kegeldach eine neue schnittfreie Qualität bis unter die Kegelspitze. Dies gilt besonders bei engobierten und glasierten Dachdeckungen.
Kegel aus Mönchen und Nonnen
Interessante Kegel entstehen unter Mönch-Nonnen-Deckungen.
Klassisch wird diese Deckung in den sich zur Spitze verjüngenden Reihen geschnitten und vermörtelt. Auch diese Technik ist heute erheblich verbessert worden. Hierfür gibt es, analog zum Dachkeil, ein Mönch-Nonnen-Übersetzer zum schnittfreien Zusammenführen zweier Ziegelreihen. Vorteil dieser Lösung:
Die klassische Mönch-Nonnen-Ziegeldeckung kann komplett schnitt- und mörtelfrei eingedeckt werden.
Fazit
Ob mit Falzziegeln oder mit Bibern, heute sind fast alle nur denkbaren, geschwungenen, runden, außerwinkligen oder kegelförmigen Dächer mit Dachziegeln ohne Schnitte ausführbar.
Dabei stehen dem anspruchsvollen Architekten modernste Rechen- und Produktionsmethoden zu Diensten.
Es ist heute nicht mehr erforderlich, Dachflächen zu segmentieren, Deckungen zu schneiden oder mit Blech zu unterlegen usw.
• Problemlösungen für runde Ziegeldächer
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