Startseite » News »

Bauhaus-Jubiläum 2019 - Celle feiert das Bauhaus-Erbe von Otto Haesler

Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019
Celle feiert das Bauhaus-Erbe von Otto Haesler

Celle feiert das Bauhaus-Erbe von Otto Haesler
Die Altstädter Schule in Celle von Architekt Otto Haesler zählt weltweit zu einem der wichtigsten Objekte im Bauhaus-Stil. Bild: Celle Tourismus und Marketing GmbH

Das niedersächsische Celle entdeckt sein architektonisches Erbe: Als „Fachwerkjuwel an der Aller“ verfügt es beispielsweise über das größte geschlossene Fachwerkensemble Europas. Und in Sachen Bauhaus-Architektur kann Celle sogar mit Städten wie Weimar und Dessau mithalten. Zu verdanken hat die Stadt das Otto Haesler (1880–1962), einem bedeutenden Architekten und Wegbereiter des Neuen Bauens.

Mit über 490 originalgetreu restaurierten Fachwerkhäusern stellt Celle als „Fachwerkjuwel an der Aller“ das größte geschlossene Fachwerkensemble Europas dar und zählt zu einer der schönsten Fachwerk- und Renaissancestädte Deutschlands. Das pittoreske Welfenschloss, das zu einem der schönsten seiner Art in Norddeutschland zählt, die historische Altstadt oder das einzigartige 24-Stunden-Kunstmuseum kennen viele.

Doch nur Wenigen ist bekannt, dass Celle mitunter als Geburtsort des „Neuen Bauens“ bezeichnet wird und beim Thema Bauhaus-Architektur in der Liga von Weimar und Dessau mitspielt – sowohl quantitativ, betrachtet man die Vielzahl der gut erhaltenen und teilweise noch in der ursprünglichen Bestimmung genutzten Bauwerke, als auch qualitativ, wenn man z.B. an die Altstädter Schule denkt, die in den 1920er Jahren als „Glasschule“ internationale Aufmerksamkeit erlangte und Besucher aus aller Welt anzog. Die damalige Schulleitung musste die Besichtigungen aufgrund des Andrangs auf Donnerstag nachmittags und Samstag vormittags legen und dafür 50 Pfennige Eintrittsgeld erheben. Von den Einnahmen wurde Milch für die Schülerinnen und Schüler gekauft.

Doch neben einzigartigen Geschichten gibt es auch bemerkenswerte Fakten zum Thema „Neues Bauen“ in Celle.  Fakt ist, dass die auch heute noch als Grundschule genutzte “Glasschule” zu den wichtigsten Bauhaus-Gebäuden weltweit zählt und Celle bundesweit die größte Dichte an Bauhaus-Architektur aufweist.

Der Architekt Otto Haesler in Celle

Zu verdanken hat Celle diese architektonisch globale Bedeutung dem Architekten Otto Haesler (1880–1962), der während der Weimarer Republik den sozialen Wohnungsbau von Celle aus perfektionierte. Durch seine klare Formensprache, die Nutzung von Grundfarben und die Einbeziehung in Celle hergestellter Stahlrohrmöbel zählt er neben Walter Gropius und Hannes Meyer zu den Pionieren und Wegbereitern des Neuen Bauens bzw. der Bauhaus-Architektur. Viele seiner Baureihen, z.B. die farblich imposante rot-blaue Siedlung „Italienischer Garten“ und weitere Haesler-Gebäude wie das Direktorenhaus oder auch das mit viel Detailtreue betriebene Haesler-Museum, stehen heute zur Besichtigung offen.

Das Bauhaus hatte bekanntlich in den 1920er Jahren sein Kraftfeld in Weimar, Dessau und Berlin als jeweiligem Sitz der Bauhaus-Schule und -Werkstätten. Otto Haesler war zwar selbst nie am Bauhaus tätig, wurde von der Idee des Neuen Bauens aber stark inspiriert. Er war  ein Forscher und Tüftler, der weniger an der Lehre als an der konkreten Umsetzung interessiert war. 1907 nach Celle gekommen, baute er dort in den 1920er Jahren sieben Einzelbauten und Siedlungen im Stil des Neuen Bauens, die national und international stark beachtet wurden. Außerdem führte er eine Vielzahl weiterer An- und Umbauten durch und nahm auch über Celle hinaus an vielbeachteten Wettbewerben teil (u.a. Karlsruhe-Dammerstock – Umsetzung gemeinsam mit Walter Gropius).

Von Gropius als Nachfolger von Hannes Meyer als Bauhausdirektor vorgeschlagen, lehnte er mit Hinweis auf seine Forschungen und Bauvorhaben ab. Durch enge Kontakte auch über Gropius hinaus zum Bauhaus, von denen einige Schülerinnen und Schüler in seinem Büro arbeiteten, gab es wechselseitige Inspirationen und Austausch. Otto Haesler hat auf seine ganz eigene Art, eigenständig und eigensinnig, die Ideen des Bauhauses in der Provinz umgesetzt und dadurch eigene Impulse für die Bauhausidee geliefert.

Celles Bauhaus-Architektur heute

Sechs der sieben zwischen 1923 und 1931 in Celle entstandenen Bauten und Siedlungen von Otto Haesler sind heute überwiegend im Originalzustand erhalten und werden fast alle in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Im Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 sollen die Bauten und Siedlungen auf verschiedenen Ebenen sowohl dem Fachpublikum als auch der Öffentlichkeit präsentiert werden: im Otto-Haesler-Museum und den original erhaltenen Schlichtwohnungen; zu Fuß, per Rad oder Segway entlang des Rundwegs zu seinen Bauten, in Form von Ausstellungen, Veranstaltungen, Festen und Aktionen in und um die Original-Bauwerke von Otto Haesler.

Das Haesler Museum ist mit einer original erhaltenen und eingerichteten Arbeiter-Bauhaus-Wohnung, einer Arbeiterwohnung im Einrichtungsstand der 1950er Jahre, einer Flüchtlingsunterkunft des Jahres 1945, einem original Wasch- und Badehaus Baujahr 1931 und einer umfangreichen Fotoausstellung über das Leben in einer Arbeiter-Bauhaussiedlung einmalig in Deutschland. Das Haesler Museum ist derzeit geöffnet jeden 1. Sonntag im Monat von 15:00 bis 18:00 Uhr, außerhalb dieser Zeit nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

Die Grand Tour der Moderne

Aufgrund ihrer Bauten von Otto Haesler im Bauhaus-Stil ist die Stadt Celle Teil der Grand Tour der Moderne – einer eigens anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums konzipierten Reiseroute. Celle zählt damit deutschlandweit zu rund 100 kulturhistorisch relevanten Orten, die zu einer attraktiven Route miteinander verbunden werden. Diese groß angelegte Jubiläumskampagne vom Bauhaus Verbund 2019, dem Zusammenschluss aller drei landeseigenen Bauhaus-Stätten, macht die Geschichte der Moderne von 1900 bis 2000 für Besucher mit der Bahn, dem Auto oder Fahrrad erfahrbar.

Bauhaus-Architektur in Celle:

  • Altstädter Schule „Glasschule“, erbaut 1926/28
  • Rektorenhaus, erbaut 1926/28
  • Siedlung „St. Georg Garten“, erbaut 1925/26
  • Direktorenhaus, erbaut 1930/31
  • Siedlung „Italienischer Garten“, erbaut 1923/25
  • Siedlung „Galgenberg/Blumläger Feld“, erbaut 1930/31
  • Haesler Museum

zum Stadtplan für Bauhaus-Architektur in Celle »

Unsere Top-3-Projekte des Monats
MeistgelesenNeueste Artikel

Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der bba-Infoservice? Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum bba-Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des bba-Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de