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Buch: Moralische Verantwortung von Bauingenieuren

Ökologische und soziale Folgen des Planens und Bauens
Buch: Moralische Verantwortung von Bauingenieuren

Buch: Moralische Verantwortung von Bauingenieuren

Hoch- und Tiefbauingenieuren wird immer häufiger vorgeworfen, sich zu sehr auf das Bauen zu konzentrieren – und zu wenig auf Naturschutz und Nachhaltigkeit. Mit seinem gerade bei Springer erschienen Sachbuch »Moralische Verantwortung von Bauingenieuren« treibt Michael Scheffler* diese bisher eher stiefmütterlich betriebene berufsethische Diskussion an und ruft Bauingenieure auf, umsichtiger zu arbeiten und sich intensiver mit den generationenübergreifenden und ökologischen Auswirkungen ihres Eingreifens in die Natur zu befassen.

Im „goldenen Zeitalter der Ingenieurkunst“ von 1850 bis 1950 und auch noch in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg stand der technische Fortschritt beim Bauen im Einklang mit gesellschaftlichen Werten wie der Mehrung von Sicherheit, Wohlstand, Freiheit und Entfaltung. Daran hat sich bis heute kaum etwas verändert: Was technisch hergestellt werden kann, wird gebaut. „Der technische Fortschritt aber ist heute auch Bedrohung, denn soziale Auswirkungen treten genauso in Erscheinung wie Beeinträchtigungen der natürlichen Umwelt“, warnt Michael Scheffler.

Dort, wo es vor 20, 30 oder 40 Jahren noch Felder oder Wiesen gab, zerschneiden heute Verkehrsanlagen, Gewerbegebiete, S-Bahnnetze, Supermärkte oder ganze Stadtteile die Landschaft. „Schien die Aufnahmekapazität von Wasser, Luft und Boden für Schadstoffe und Abfälle aller Art anfangs noch unbegrenzt, müssen wir uns jetzt eingestehen, dass wir es mit dem ebenso hoffnungsfrohen wie sorglosen Glauben an Fortschritt durch Technik wohl zu weit getrieben haben“, resümiert Michael Scheffler, selbst seit Jahren als Planer und Gutachter im Bauwesen tätig.


Michael Scheffler
Moralische Verantwortung von Bauingenieuren
2019, 262 S.
Softcover + eBook € 18,00 (D) | € 18,43 (A) | sFr 19.50 (CH)
ISBN 978-3-658-25205-2
Auch nur als eBook verfügbar


An ungezählten Bürgerinitiativen und Widerständen sei heute ablesbar, dass viele Menschen im technischen Fortschritt immer mehr Naturbedrohung und auch Fremdbestimmung sehen: „Wir nehmen heute einen schrittweisen Kontrollverlust unserer Lebenswelt und Lebenszeit wahr – da müssen wir nur an die rasch voranschreitende Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen in der Wirtschafts- und Arbeitswelt, in der Öffentlichkeit und im Privatleben denken.“

Angesichts des hohen Fortschrittstempos bzw. Produktangebots Begrenzungsfragen zu stellen, ist aber trotzdem (noch) nicht konsequent im Bewusstsein der Ingenieure manifestiert. Dabei steht nach Meinung von Scheffler fest, dass technischer Fortschritt ins Unendliche prinzipiell ausgeschlossen ist: „Es gibt faktische Grenzen des Handelns und der Entfaltung wie zum Beispiel Rohstoffknappheit, gesellschaftliche Akzeptanz, räumliche Begrenzungen und naturgesetzliche Beschränkungen.“ Auch seien die gesellschaftlichen und sozialen Herausforderungen zu vielfältig, als dass sie allein mit technischen Neuerungen gelöst werden könnten.

Daher werde auch das Bauen nicht mehr nur von Hoffnung und Zuversicht getragen. Vielmehr werde es zunehmend besorgt kommentiert, teilweise sogar skeptisch gesehen. Immerhin bringe jede Art der technischen Dienstbarmachung von Natur regionale, überregionale, teilweise sogar globale ökologische Auswirkungen mit sich, indem Naturräume, naturnahe Biotope oder die Bodenbiologie zerstört werden.

Landnutzungsänderungen wie veränderte Flusslandschaften, Wasserkraftanlagen, verrohrte Wasserläufe ließen Tier- und Pflanzenarten verschwinden. Übermäßige Bodenversiegelungen durch Errichtungen von Industrieanlagen und Siedlungen störten regionale Wasserkreisläufe und führten in der Folge zu eingeschränkten Wasserverfügbarkeiten. Durch undichte Deponieabdichtungen dringe Wasser in Deponiekörper ein und befördere giftige Stoffe in tiefere Regionen, wodurch Böden und das Grundwasser belastet würden. Und mit jeder Ausweitung des Verkehrsflächenangebotes stiegen Verkehrsaufkommen und Luftschadstoffemissionen. Und dies seien nur wenige Beispiele für Folgen aus dem Baugeschehenen, so Scheffler.

Im Buch erörtert Michael Scheffler Grundsatzfragen des Handelns im Alltag von Bauingenieuren insbesondere im Hinblick auf den derzeitigen Stellenwert und die Wahrnehmung moralischer Verantwortung, diskutiert bestehende Störungen und Problemstellungen und zeigt vordringlichen Handlungsbedarf auf.

Das Buch ist nicht als Kulturpessimismus oder gar Technikfeindlichkeit zu verstehen, so der Autor: „Ziel ist vielmehr, das Thema der Übernahme moralischer Verantwortung von Bauingenieuren wieder aufzunehmen, mit neuem Elan voranzutreiben und in seiner Bedeutung zu heben – in Ergänzung zum weiterhin wichtigen technischen Fortschritt.“


Michael Scheffler
Moralische Verantwortung von Bauingenieuren
2019, 262 S.
Softcover + eBook € 18,00 (D) | € 18,43 (A) | sFr 19.50 (CH)
ISBN 978-3-658-25205-2
Auch nur als eBook verfügbar


* Dr. Michael Scheffler, geboren 1960, hat Bauingenieurwesen und Philosophie studiert. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Kassel, ist seit vielen Jahren als Planer, Gutachter und Dozent tätig und hat mehrere Fachbücher veröffentlicht.

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