Flexibel, nachhaltig, günstig, schnell: Das modulare und serielle Bauen unter Einsatz der industriellen Vorfertigung gilt als vielversprechende Allzweckwaffe gegen fehlenden Wohnraum, langwierige Planungs- und Bauprozesse sowie Material- und Fachkräftemangel. Die BAU 2023 widmet diesem Thema eine eigene Sonderfläche sowie zahlreiche Vorträge mit anschließendem Messe-Rundgang.
Wer beim modularen bzw. seriellen Bauen an Plattenbauten aus DDR-Zeiten denkt, liegt falsch. Denn von den monotonen Wohnblocks der 1960er und 70er-Jahre ist die moderne serielle Fertigung weit entfernt.
Serielles Bauen – das sind heutzutage keine Platten mehr, sondern Baueinzelteile, die am Computer mithilfe von BIM in beliebig vielen Varianten zusammen- und wieder auseinandergebaut werden können, inklusive aller nötigen Informationen bezüglich Stückzahl, physikalischer Eigenschaften, Anschlüssen etc. So können innerhalb kurzer Zeit individuell gestaltete Gebäude mit variantenreichen Grundrissen entstehen.
Serielles Bauen als Mittel gegen Wohnungsnot?
Neu ist diese Idee nicht. Denn schon die Bauten von Walter Gropius in Dessau folgten dem Baukasten-Prinzip. Das gleiche gilt für die Bauten Le Corbusiers in Paris und Ernst Meys im Frankfurt. Die Vordenker des seriellen Bauens wollten das Bauen und Wohnen in den 1920er Jahren demokratisieren und der breiten Masse der Bevölkerung (die oft in ärmlichen Verhältnissen lebte) zugänglich machen.
Unter dem Eindruck von Wohnungsnot und Materialknappheit predigten Gropius & Co. Rationalisierung und Standardisierung als notwendige ökonomische Produktionsmethoden – nach dem Vorbild von Henry Ford, der mit seiner Fließbandproduktion den Automobilbau revolutioniert hat.
Die Parallelen zu heute sind offensichtlich. So ist es kein Zufall, dass die Bundesregierung auf das serielle bzw. modulare Bauen setzt, um die Wohnungsnot zu bekämpfen. Denn die Serienfertigung reduziert die Baukosten und ermöglicht große Stückzahlen, die schnell zur Verfügung stehen – auch bei Mehrgeschossbauten. So könnte das serielle Bauen zumindest einen Teil zur Lösung des Problems beitragen und helfen, das angestrebte Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr – davon 100.000 Sozialwohnungen – zu erreichen.
Geringer Anteil trotz vieler Vorteile
Unabdingbare Voraussetzung für das serielle bzw. modulare Bauen ist die Vorfertigung von Bauteilen und Bauelementen in der Fabrik. Dort entstehen aus digitalen Daten, die in BIM-Modellen verfügbar sind, unterschiedliche Bauteile oder sogar komplette Raummodule in industrieller automatisierter Fertigung, ähnlich wie Autos auf dem Fließband. Auf der Baustelle werden ganze Wohnungen oder Teile davon anschließend nur noch zusammengesetzt, Die standardisierten Bausätze sind frei kombinierbar, was hohe Variabilität bei der Planung der ebenfalls standardisierten Grundrisse erlaubt.
Die Vorteile dieser Art des Bauens sind vielfältig: mehr Planungssicherheit, geringere Bauzeit, geringere Abhängigkeit von Witterungseinflüssen, Kosteneinsparungen, weniger Schutt auf der Baustelle, weniger Lärm vor Ort und weniger Baumängel aufgrund besserer Qualitätssicherung.
Im Holzbau funktioniert die Modulbauweise schon gut. Denn Holzmodule, auch mit komplett ausgebauten Wohnungen, sind leicht, gut transportfähig und auf der Baustelle schnell montiert und angeschlossen. In nur wenigen Tagen sind sie bezugsfertig. Neben Holzmodulen nutzen Bauunternehmen vor allem Stahlmodule, Stahlbetonmodule und Hybridmodule aus Holzständerwänden und Betonfertigteildecken.
In diesem Beitrag erfahren Sie, inwiefern sich die Modulbauweise vom seriellen Bauen unterscheidet »
Noch liegt der Anteil seriell bzw. modular gefertigter Unterkünfte in Deutschland bei gerade einmal vier Prozent. Damit das serielle und modulare Bauen im größeren Maßstab angewandt wird, will die Bundesregierung Typengenehmigungen für Modulbauten deutschlandweit einführen und in den Landesbauordnungen verankern. Damit kann ein Gebäude, das einmal genehmigt wurde, an mehreren Orten gebaut werden, ohne dass jedes Mal eine neue Genehmigung beantragt werden muss.
Sonderfläche auf der BAU 2023
Die BAU 2023 widmet dem Thema »Modulares und serielles Bauen« eine eigene Sonderfläche (im Atrium zwischen den A- und B-Hallen). Dort zeigen Modulbauhersteller, was in diesem Bereich heute bereits möglich ist.
Auch im Vortragsprogramm kommt das Thema zur Sprache. Hersteller präsentieren – teilweise gemeinsam mit den beteiligten Architekten – montags bis freitags in der »Communication Area« in Halle B0 wegweisende Projekte (jeweils 13 Uhr). Im Anschluss an die Vorträge bietet die BAU geführte Rundgänge zu den Modulbauherstellern im Atrium an.