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Brandschutz im Holzbau mit Holztüren und Verglasungen

Neubau eines Verwaltungsgebäudes in Grafing bei München
Brandschutz im Holzbau

Firmen im Artikel
Ein Unternehmen baut einen neuen Firmensitz und wählt dabei Holz – als tragendes Element, als Fassade und als Innenraumverkleidung. Dabei soll die Architektur möglichst über mehrere Geschosse transparent und luftig sein. Brandschutz im Holzbau: Welche Konsequenzen hat dies für die Planung und wie konnte der Brandschutzexperte als Hersteller hochwertiger Feuerschutzabschlüsse und Brandschutzverglasungen hier unterstützen?

Dipl. Ing. Claudia El Ahwany

Die Themen CO2-Reduktion und Nachhaltigkeit nehmen konstant an Bedeutung zu, auch in der Bauwelt. Es werden neue Lösungen gesucht und nach umweltfreundlichen Materialien Ausschau gehalten. Hierbei erlebt der Werkstoff Holz eine echte Renaissance. Nicht ohne Grund – er verfügt über zahlreiche ökologische Vorteile. Zum Beispiel speichert 1 m³ Holz den Kohlenstoff von 1 t CO2. Zudem wächst der Baustoff nach, ist regional verfügbar und ermöglicht ein gesundes Raumklima.

So ist es nicht verwunderlich, dass sich die Firma Cadfem für Holz entschieden hat. Die Firmen, die sich unter der Gruppe vereinen, beschäftigen weltweit ca. 500 Mitarbeiter und gehören zu den größten Anbietern von Simulationslösungen. Damit ihre Angestellten die anspruchsvollen Aufgaben bestmöglich erfüllen können, hat es sich die Unternehmensleitung zur Aufgabe gemacht, ihnen ein zukunftsweisendes Arbeitsumfeld zu bieten – und sich dementsprechend für einen modernen Holzbau entschieden.

Neuer Firmensitz bietet mehr Platz

Bisher lag der Firmensitz des Unternehmens im Ortskern von Grafing bei München, doch das Gebäude bot nicht mehr genug Platz, weshalb ein neuer Standort geschaffen wurde. Mit dessen Konzeption beauftragte die Geschäftsführung das Münchner Planungsbüro Neuburger, Bohnert und Müller, (bundm* Architekten). Diese arbeiteten in Sachen Brandschutz im Holzbau eng mit den Brandschutzplanern Kersken & Kirchner und dem Brandschutzspezialisten Hoba zusammen – mit dem sie schon bei vergangenen Projekten sehr gute Erfahrungen gemacht hatten.

Hoba hat sich auf die Entwicklung und Herstellung hochwertiger Feuerschutzabschlüsse und Brandschutzverglasungen spezialisiert, wobei das Unternehmen seinen Kunden auch bei entsprechenden Planungsfragen zur Seite steht.

Gebaute Unternehmensphilosophie unter der Prämisse Brandschutz im Holzbau

Die Aufgabe der Architekten bestand unter anderem darin, ein Gebäude zu entwerfen, das die Werte und Philosophie des Bauherrn widerspiegelt. Dem Unternehmen sind der aktive Austausch und familiäre Zusammenhalt unter den Mitarbeitern wichtig. Infolgedessen sollte es ausreichend Platz für Besprechungen, informelle Treffen, ungestörte Online-Sessions sowie Schulungsräume, ein Filmstudio zur Erstellung von E-Learning-Inhalten, Räumlichkeiten für Fitness, Duschmöglichkeiten und Kinderbetreuung geben.

Zentraler Treffpunkt und Veranstaltungsraum ist das Bistro im Erdgeschoss mit einer angebundenen Küche. Es wird zwar von mehr als 100 Personen genutzt, da diese aber fast ausschließlich dem Unternehmen angehören, handelt es sich nicht um eine Versammlungsstätte im Sinne der Versammlungsstättenverordnung. Deshalb waren diesbezüglich keine weiteren Brandschutzmaßnahmen erforderlich.

Prägendes Gestaltungselement Holz inklusive Brandschutz

Auffällig ist die äußere Formgebung des Objekts. Es handelt sich um einen achteckigen Baukörper, der durch seine Vor- und Rücksprünge mehrere Außenräume mit hoher Aufenthaltsqualität schafft. Die Fassade, alle tragenden Elemente oberhalb des Betonkellers sowie die komplette Innenraumgestaltung bestehen aus Fichte, die mit einer leicht pigmentierten Lasur versehen ist. Lediglich die Treppenhäuser im Verlauf des zweiten Rettungsweges und die Brandabschnittswand wurden aus Sichtbeton erstellt.

Folglich hat das Bürogebäude die Brandschutzklasse B2 (normal entflammbar). Es verfügt über drei Stockwerke, wobei im 2. OG die Höhe des Fußbodens über 7 m liegt. Daher entspricht es nach den technischen Baubestimmungen des Bundeslandes Bayern (BayTB) der Gebäudeklasse 3 und aufgrund des Bistros als Sonderbau. Dies bedeutet, dass alle tragenden Bauteile feuerhemmend auszuführen sind und mindestens 30 Minuten einer Brandbeanspruchung standhalten müssen.

Übergroße Feuerschutzabschlüsse

Aktuell arbeiten ca. 120 Personen in dem Neubau, da die Belegschaft jedoch stetig wächst, ist er auf 180 Angestellte ausgelegt. Dabei kann der Bau in zwei Hälften geteilt und bei Bedarf untervermietet werden. Dementsprechend ist das Objekt an dieser Schnittstelle in zwei Brandabschnitte untergliedert. Um sie brandschutztechnisch voneinander zu trennen, wurden aus architektonischen Gründen entsprechende Türen mit einer Breite von 3,88 m und einer Höhe von 3,03 m geplant und eingebaut. Ursprünglich waren sie als T30RS-Türen angedacht.

Für jene gab es aber – vor allem wegen der großen Abmessungen – zum Planungszeitpunkt vom Hersteller keinen allgemeingültigen Nachweis. Aufgrund dessen wäre entsprechend Artikel 20 der Bayerischen Bauordnung eine Zustimmung im Einzelfall erforderlich gewesen – was einen hohen Zeitaufwand mit sich gebracht hätte. Hoba verfügt jedoch über eine Zulassung Bauartgenehmigung für eine hochfeuerhemmende T60-Tür, welche die gewünschten Abmessungen abdeckt.

Aus diesem Grund entschieden sich die Planer in Abstimmung mit Hoba für diese T60-Türenkonstruktion, die darüber hinaus flächenbündig in Wandnischen eingebaut werden kann.

Brandschutz im Holzbau mit Ästhetik

Bei Hoba wird großen Wert auf anspruchsvolle Ästhetik gelegt. Für eine gute Architektur realisiert man auch immer wieder Sonderlösungen – so auch bei den Türen zwischen den beiden vor beschriebenen Brandabschnitten. Um ein ansprechendes Erscheinungsbild zu gewährleisten und ein einheitliches Fugenbild zu erreichen, wurden diese Elemente derart in die Betonwand eingelassen, dass sie sowohl im geöffneten als auch im geschlossenen Zustand den Blockrahmen sowie die Bänder vollständig abdecken. Dank ihrer besonderen Montage ragen sie nicht in den Verbindungsgang und fallen so im Alltag fast nicht auf.

Trennwände zum Atrium

Zur Philosophie von Cadfem gehört maximale Transparenz im Unternehmen. Dies spiegelt sich auch in der Architektur wider. Deshalb verfügen beide Gebäudehälften über je ein Atrium, das mithilfe von Oberlichtern das Gebäudeinnere erhellt. Von den Büros aus haben die Mitarbeiter dank der großen Glaselemente, die in die Wände integriert sind, einen freien Blick auf die Atrien.

Da diese jedoch alle Stockwerke miteinander verbinden, werden geschossübergreifende (Teil-)Nutzungseinheiten über 400 m² geschaffen, was sich in der Brandschutzplanung widerspiegeln muss. Infolgedessen bestehen die oben beschriebenen nichttragenden Trennwände zu den Atrien aus zugelassenen Hoba-Brandschutzverglasungen mit eingebauten Brandschutzgläsern und Holzpaneelfeldern. Die Hoba-Türen sind ebenfalls feuerhemmend in T30/RS ausgebildet.

Der Anschluss der Feuerschutzabschlüsse an F30-klassifizierte Holzbauteile, auch mit geringen Rohdichten ab 430 kg/m³, war über die Zulassung der Brandschutzverglasung abgedeckt. Anschlüsse an Holzbauteile sind ebenfalls ein Schwerpunkt von Hoba. Zu diesem Zweck wurden eigens mehrere Brandversuche an Bauteile aus Holz, unbekleidet F30, durchgeführt und in die Zulassungen aufgenommen.

Fluchtwege mit Brandschutz-Holztüren

Eines der beiden Atrien verfügt über eine Treppe, die alle Stockwerke miteinander verbindet und den ersten Rettungsweg darstellt. Jeder Gebäudeteil ist zusätzlich mit einem eigenen Treppenhaus für den zweiten Rettungsweg ausgestattet, dessen tragende Wände aus Beton bestehen. Die Treppen liegen an der Außenseite des Baus und bieten somit einen schnellen und sicheren Weg ins Freie.

Die Führung der Fluchtwege wurde abweichend zu Artikel 63 Abs. 1 BayBO nicht über notwendige Flure geführt, sondern durch Bypass-Türen innerhalb der Büroräume. Auch diese Elemente wurden von Hoba hergestellt, wobei hier ein besonderes Augenmerk auf den Schallschutz sowie eine durchgängige Gestaltung gelegt wurde. Um die Treppenhäuser vor Feuerüberschlag und Raucheinwirkung zu schützen, wurden sie vom restlichen Gebäude mithilfe von Brandschutztüren T30/RS abgetrennt. Außerdem sind alle oberirdischen Geschosse flächendeckend brandmeldeüberwacht.

Gute Zusammenarbeit beim Brandschutz im Holzbau

Im Dezember 2020 begannen die Arbeiten zu dem ungewöhnlichen Gebäude. Schon am 1. April 2022 wurde das Objekt offiziell eingeweiht. Glücklicherweise verlief der Bauablauf, trotz der coronabedingten Einschränkungen weitestgehend problemlos. Der für dieses Projekt hauptverantwortliche Architekt Jan Bohnert, nbundm* architekten führt dies auf die gute Zusammenarbeit aller Gewerke zurück, wobei er die Schreinerei Kufner, das Holzbauunternehmen Grossmann, und den Brandschutzspezialisten Hoba besonders hervorhebt. Er sagt: „Für das Gelingen eines Bauwerks ist nicht nur die Planungsleistung sehr wichtig. Damit es richtig gut wird, braucht man Unternehmen, die ihre Arbeiten gerne und sorgfältig machen.“


Projekt: Verwaltungsgebäude

Standort: Am Schammacher Feld 37, 85567 Grafing bei München

Bauherrschaft: Cadfem Germany GmbH, Grafing

Architektur: nbundm* architekten neuburger, bohnert und müller, München
www.nbundm.de

Brandschutzplanung: Kersken + Kirchner GmbH, Beratende Ingenieure VBI, München
www.kk-fire.com

Innenausbau: Schreinerei Kufner GmbH & Co. KG, Außernzell

Holzbau: Holzbau Grossmann, Höfen/Enz


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